Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung
versetzter Staffelung. Anders als ihre kleineren Artgenossen, die sich am Boden eher wie Sandvipern voranbewegten, schlängelten die Riesendrachenwürmer nur wenig. Man hätte meinen können, dass sie sich mithilfe Abertausender Füße durch den Sand schoben.
Die Giganten waren bis zu einhundertfünfzig Fuß lang. Ihre doppelreihigen Hornplatten auf dem Rücken und der fast vollständig gepanzerte Oberkörper machten sie zu wandernden Festungen. Was immer ihnen in die Quere kam, wurde einfach niedergewalzt. Und sobald ihnen etwas vor das mit spitzen Zähnen gespickte Maul kam, schnappten sie zu. Jede Echse trug mehrere Dutzend Reiter, die mit Armbrüsten und Dreizacken bewaffnet waren. Die ersten Pfeile suchten bereits ihre Ziele.
»Wartet noch!«, ermahnte Usa seine Krieger abermals. Um ihn herum schlugen die Geschosse in die Rundschilde ein. Er bewahrte Ruhe. Hoffentlich reagierten seine Männer ebenso abgeklärt. Sie hatten diese Situation oft geübt!
»Jetzt!«, brüllte er , als der Zusammenprall schon unausweichlich schien. Ausrufer verbreiteten das Kommando in Windeseile. Usa, einige seiner Brüder und Vettern sowie sein Vater Solomos warfen ein Netz tiefen Schlafs über die Schlangenlenker.
Vor jedem Ungetüm öffnete sich plötzlich die Phalanx. Anstatt eine blutige Bresche in die geschlossene Schlachtreihe zu schlagen, stießen die führerlosen Bestien ins Leere. Weiter hinten nahmen sie Pikenträger in Empfang und trieben ihre besonders langen Spieße von der Seite her in die Kiemenöffnungen hinein. Keters Steinschleuderer kümmerten sich um die Reiter. Almin und Reibun holten mehr Dagonisier von den Drachenwürmern herunter als all ihre Kameraden zusammen. Unterstützung bekamen sie von Bogenschützen und Speerwerfern, zumeist zeridianische Jäger.
Während so die erste Angriffswelle niedergemacht wurde, betäubten die Schlafbringer um Usa die nachfolgenden Kolosse. Dadurch verhinderten sie, dass die versetzt anrückenden Ätherschlangen seinen Spießgesellen in die Quere kamen. Die Reiter der Drachenwürmer im dritten Glied mussten ihre Tiere notgedrungen in die freien Gassen zwischen den schlummernden Riesen lenken. So drehte sich die Mühle weiter, die furchterregende Kampfmonster in zuckende Fleischberge zermahlte.
Allmählich spürte Usa die geistige Erschöpfung. Besorgt hielt er Ausschau nach der nächsten Welle von Ätherschlangen. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass sie ausblieb. Wenn ihre Kolosse nicht mehr kommen, dann kommst du, erinnerte er sich an Taramis’ Worte aus der letzten Lagebesprechung und rief seinen Geistboten herbei, um dem Heerführer Meldung zu machen. Hiernach hob er das Schwert und befahl den Vormarsch auf das gegnerische Zentrum. Seine Phalanx bewegte sich jetzt direkt auf Gaal zu.
Für Marnas entwickelte sich die Schlacht am jâr’enischen linken Flügel, dem Taramis eine eher passive Rolle als Bollwerk gegen die Dagonisier zugedacht hatte, anders als erwartet. Es erschien ihm wie eine Ironie des Schicksals, dass er nun wieder seinem alten Kontrahenten gegenüberstand. Kein Geringerer als Bahadur, der Großkhan von Kesalonien, befehligte die Reiterei an der rechten Flanke des Feindes.
»Hast du was dagegen, wenn ich ein paar Genicke knicke?«, fragte Gabbar, als die Drachenmänner sich in Bewegung setzten. Er ragte wie ein Baum neben seinem Freund auf und spendete ihm Schatten. Dazu trug auch der große Langschild in seiner Linken bei, der den Feldherrn vor feindlichen Geschossen schützen sollte. Sie standen auf einer niedrigen Düne, die ihnen einen besseren Überblick erlaubte.
»Tu dir keinen Zwang an«, antwortete Marnas. »Ich werde ebenfalls meine Gabe einsetzen.«
»Ihre Äthersalamander sind schnell.«
»Hm«, machte der alte Recke. Voll Unbehagen beobachtete er die aufsteigenden Mamoghreiter. Sie waren dem Feind zahlenmäßig weit unterlegen. Hoffentlich konnten die Geistwirker unter den Zeridianern das Ungleichgewicht wettmachen.
Dann prallten die beiden Parteien aufeinander, und es entspann sich ein erbittertes Gefecht. Die Mamoghs setzten ihre Hornkämme ein, mit denen sie manchmal zwei oder sogar drei Gegner auf einen Streich erwischten. Kesaloniens Krieger dagegen kämpften mit Kurzbogen und Rundschwert. Auf ihren unglaublich wendigen Äthersalamandern gelangten sie immer wieder in den Rücken der Zeridianer, wo sie naturgemäß verwundbarer waren.
Als der jâr’enische linke Flügel zunehmend unter schweren Druck geriet, änderte
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