Die Zeugin: Thriller (German Edition)
Zitronenbäume leuchteten smaragdgrün. Sie ließ das Fenster nach unten und atmete die nach frischer Erde und süßen Früchten duftende Luft ein.
Nach einer Weile klingelte ihr Handy. Es war Nussbaum, der den Termin mit Rory wegen eines dringenden Prozesstermins verschieben musste, jedoch auf der Fahrt zum Gericht noch mit ihr reden konnte.
»Dieser Raubüberfall«, sagte er. »Da sind Sie auf eine heiße Sache gestoßen.«
»Bin gespannt.«
»Der Angriff auf den Geronimo-Transporter hat vor einer Filialbank in Ransom River stattgefunden. Die letzte Station, wo Geld eingeladen wurde.«
»Die Räuber haben also erst zugeschlagen, als das ganze Geld beisammen war?«
»Genau. Die Bande hatte zwei Fahrzeuge. Ein superschneller Audi Quattro für die Flucht. Das andere ein äußerlich klappriger Lieferwagen, der in Wirklichkeit einen dreihundertfünfzig PS starken Chevroletmotor hatte und auf einer geraden Strecke zweihundertzwanzig fahren konnte.«
»Das zweite war zum Umsteigen?«
»Genau.«
»Wo hatten sie die Autos her?«
»Einer der Räuber, ein Typ namens Gully Crooks – er hieß wirklich so – war Automechaniker. Er hat die Bande mit Fahrzeugen versorgt.«
»Was ist aus ihm geworden?«
»Wurde bei dem Überfall von den Geronimo-Wachleuten erschossen.«
Rory warf einen Blick in den Rückspiegel. Spärlicher Verkehr. Sie bemerkte keine Fahrzeuge, die ihr schon vor dreißig Sekunden aufgefallen waren. »Wo haben Sie diese Informationen her? Sie haben doch nicht bei der Polizei von Ransom River angerufen?«
»Sie können mir vertrauen, Rory.«
»Entschuldigung. Ich sehe schon Gespenster.«
»Klar. Wollen Sie den Rest hören?«
»Natürlich.«
»Geronimo war ein angesehener Sicherheitskurierdienst in Südkalifornien. Die Firma hatte Geldtransportverträge mit einer Reihe von Banken.«
»War das bekannt?«
»Nicht allgemein. Nur bei Banken und Sicherheitsunternehmen. Und bei der Federal Reserve und den Strafverfolgungsbehörden. Sie merken schon, worauf ich hinauswill.«
»Die Räuber haben dem Geldtransporter aufgelauert. Also kannten sie die Strecke.«
»Das war die Schlussfolgerung von Polizei und FBI .«
»Und ich nehme an, dass dieser professionelle Sicherheitskurierdienst nicht für alle Transporte die gleiche Route gewählt hat. Bestimmt haben sie immer wieder gewechselt, damit die Strecke unberechenbar bleibt.«
»Davon würde ich auch ausgehen«, bestätigte Nussbaum.
Die Reifen des Subaru dröhnten auf dem Asphalt. Erdbeer felder strichen vorüber. In der Ferne rollten Traktoren und Kleinlaster über das Farmland. Erntehelfer arbeiteten sich gebückt von Strauch zu Strauch.
»Auf jeden Fall wussten die Räuber Bescheid«, resümierte sie. »Das heißt, sie haben einen Tipp von einem Insider bekommen.«
»So muss es wohl sein.«
»Von wem?«
»Das FBI hat monatelang ermittelt. Ohne Erfolg.«
»Die Geronimo-Wachleute waren nicht beteiligt?«
»Sie wurden genauestens unter die Lupe genommen. Das Bureau konnte keinem der beiden eine Verbindung zu dem Raub nachweisen.«
»Jemand anders von Geronimo?«
»Sicher ein vielversprechender Ansatz. Leider auch hier Fehlanzeige.«
»Die Bank in Ransom River.«
»Eine Filiale der Allied Pacific. FBI und lokale Polizei haben alle dort durch die Mangel gedreht. Angestellte, Ehe leute, Freunde, Katzen, Wellensittiche, Hunde und sogar die Hundeflöhe. Und damit meine ich wirklich durch die Mangel gedreht. Mehrfach. Kein einziger brauchbarer Hinweis. Deswegen gilt der Fall als ungeklärt.«
»Aber das FBI war überzeugt, dass der Tipp von einem Insider kam.«
»Genau wie ich.«
»Dieser Insider läuft also noch immer frei rum?«, fragte Rory.
»Und ist vielleicht scharf auf das Geld?«
Rory überlegte fieberhaft. »Sie meinen, wenn wir den Insider finden, dann wissen wir auch, wer hinter dem Überfall auf das Gericht steckt?«
»Nun, das wäre natürlich ideal. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass wir diejenigen sind, die dieses Phantom nach zwanzig Jahren aufspüren.«
Sei dir da nicht so sicher. »Und warum erzählen Sie mir das dann alles?«
»Damit Sie noch mehr auf der Hut sind als bisher schon.«
Na super . Erneut schielte sie in den Rückspiegel. Falls eines der Fahrzeuge dort hinten an ihr klebte, konnte sie es nicht erkennen.
»Da ist noch mehr.« Rory erzählte ihm von ihren Cousins und ihrem Onkel.
Nussbaum hörte ihr fünf Minuten lang zu, ohne sie zu unterbrechen. Als Rory fertig war, stellte er ihr
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