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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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wollte Rory davonstürmen, doch der zweite Anzugträger stellte sich ihr in den Weg, und der Regenwurm riss ihre Arme nach hinten.
    Noch immer wehrte sie sich. »Loslassen.«
    Das Motorengeräusch von Xaviers Wagen verhallte. Rory atmete schwer, ihr Mund war ganz trocken.
    Die Anzugträger bildeten jetzt einen Käfig aus Muskeln um sie und schoben sie unaufhaltsam Richtung Wohnzimmer. Sie spähte in die Küche und gab sich einen Moment der wilden Fantasie hin, dass vielleicht die Tür offen stand und die beiden Kerle vom Blitz erschlagen wurden. Boone lehnte an der Wand. In seinen Augen loderte ein helles Licht.
    Die Männer schleiften sie vorbei an dem Anrufbeantworter, der Tasse mit Stiften und dem Brieföffner, ohne dass sie die Chance hatte, nach etwas Scharfem zu greifen. Als ihr hektischer Blick das Telefon streifte, knurrte der Regenwurm: »Spar dir die Mühe, wir haben die Leitung durchgeschnitten.« Sie versuchte, die Absätze in den Boden zu bohren, doch der Regenwurm hievte sie einfach hoch. Sie schleppten sie ins Wohnzimmer und stellten sie vor Mirkovic ab. Mit übergeschlagenen Beinen thronte er in einem Sessel, die Hände ruhig auf den Lehnen wie ein mittelalterlicher Lehnsherr, dem man eine widerspenstige Bäuerin vorführt.
    »Was machen Sie hier?«, rief Rory.
    Der Regenwurm hielt noch immer ihre nach hinten gedrehten Arme fest.
    Aus der Nähe zeigte sich, dass Mirkovic ein zerfurchtes Gesicht und die großporige Haut eines starken Rauchers hatte. Seine harten, wässrigen Augen ähnelten feuchten, grauen Murmeln. Die Hände waren breit und vernarbt, als hätte er sie sich bei zahllosen Faustkämpfen an den Stahlzähnen seiner Gegner aufgerissen. Der Ring an seinem kleinen Finger konnte gut von einem Schwergewichtschampion stammen, dem er mit einer Brechstange den Schädel eingeschlagen hatte.
    Er wirkte so unerbittlich wie eine schlagbereite Peitsche. Unverwandt musterte er sie mit seinen grauen Murmelaugen. »Zeit für ein ernstes Gespräch.«
    »Was wollen Sie?«
    »Gerechtigkeit.« Er hatte einen starken Akzent und schien nicht daran interessiert, die Worte normal auszusprechen. Es war die Aufgabe der anderen, ihn zu verstehen. »Und Strafe austeilen.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    Sein Gesicht blieb völlig gleichgültig. »Kenne ich dich. Aurora Faith Mackenzie, Geschworene Nummer sieben.«
    In Rorys Kopf breitete sich ein Ton aus wie ein sirrendes Freizeichen.
    Mirkovic fuhr fort. »Warst du auf der Geschworenenbank und hast die Angeklagten verliebt angestarrt.«
    Reiß dich zusammen. Bloß nicht die Kontrolle verlieren. »Nein.«
    »Hast du auch mich angestarrt.« Seine Miene war ausdruckslos. »Wie ein Insekt. Eine stinkende Wanze, die hat nichts zu suchen in feiner Gesellschaft. Nicht so wie jetzt. Jetzt du zeigst mehr Respekt. Besser.«
    Sie bemühte sich, ruhig zu atmen und gerade zu stehen. Am liebsten hätte sie ihm ins Gesicht gespuckt, doch sie hatte Angst, sich dabei buchstäblich in die Hose zu machen.
    »Hast du keine Arbeit mehr, das weiß ich. Habe ich alle Protokolle von der Vorvernehmung der Geschworenen gelesen. Ja. Überrascht dich das?« Reglos wie eine Mumie, saß er da. »Davor du warst Entwicklungshelferin. Weiß ich auch.«
    Der Regenwurm mischte sich ein. »Übersee, hm? Friedens korps und so?«
    »Genau«, antwortete sie.
    Mit einem Blick brachte Mirkovic seinen Gorilla zum Schweigen. »Entwicklungshelfer, kenne ich. Sie kommen nach Serbien, Bosnien, Kosovo, was früher war Jugoslawien. Befallen sie Länder wie Läuse. Haben wir gesehen die UN-Wagen und das fromme Mitleid für Dörfer, die waren besiegt und hätten aufgeben müssen.« Mit gestrecktem Zeige- und Mittelfinger hob er eine Hand.
    Der zweite Anzugträger zog ein goldenes Etui aus der Jackentasche und platzierte zwischen die wartenden Finger eine filterlose Zigarette, die er mit einem silbernen Feuerzeug anzündete. Das Zimmer füllte sich mit beißendem Rauch.
    Mit zusammengekniffenen Augen nahm Mirkovic einen Zug. »Das ist ein Grund, warum ich komme nach USA . Der Hass von euch Entwicklungshelfern. Ich komme nach Amerika, niemand interessiert es. Bin ich europäischer Einwanderer, guter Arbeiter, Selfmademan. Muss ich mir nicht ge fallen lassen Entwicklungshelfer, die runterschauen auf mich und ziehen mein Land durch den Dreck. Amerika mag Männer, die sind Macher wie ich.«
    Von seiner Zigarette stiegen graue Schwaden auf. »Und dann sie nehmen dich als Geschworene. Um zu urteilen über die

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