Die Zeugin: Thriller (German Edition)
nichts zu sagen.« Sie deutete mit dem Kopf auf Boone. »Hol was, um sie zu fesseln. Wir müssen sie Grigor geben.«
Boones Lippen lösten sich voneinander. »Sie hat mich angezündet. Wollte mich umbringen. Er kriegt sie nicht.«
Riss’ Augen flackerten böse. »Hinterher, Boone. Sobald wir wissen, wo das Geld ist.« Sie schüttelte den Kopf. »Habt ihr den Film von ihr gemacht?«
»Das kommt schon noch«, antwortete er.
»Riss«, fiel Amber ein, »du hast Mirkovic erzählt, dass Addie sein Kind ist. Aber …«
»Verfickte Scheiße, das war gelogen«, rief Riss.
Rory ließ nicht locker. »Wir müssen weg. Sofort. Mirkovics Leute trauen Boone bestimmt nicht mehr, weil er mich hat entkommen lassen. Sie werden mich mitnehmen. Und weil sie ihm nicht trauen, werden sie auch Addie mitnehmen.«
Riss lachte höhnisch auf.
»Und dich vielleicht auch, Riss.«
»Vergiss es.«
»Lee ist dein Dad. Ein Mackenzie durch und durch, richtig? Wer wird den größten emotionalen Eindruck auf ihn machen?«
Riss wurde still.
Verdammte Hacke, wie vernagelt musste man sein, um das nicht zu begreifen?
»Außerdem sind die Sheriffs unterwegs, Riss. Sie werden dich verhaften.«
Riss lächelte. Langsam, triumphierend. Jetzt hab ich dich.
Plötzlich spürte Rory ein Stechen im Magen.
Riss wandte sich an Amber. »Danke, dass du mich angerufen und mir erzählt hast, dass sich die Sheriffs um dich sorgen. Ich hab sie zurückgerufen. Sie waren ganz erleichtert, als sie erfahren haben, dass wir schon auf dem Weg zu deinem Schwager sind und sie nicht mehr brauchen.«
»Riss, nein«, entfuhr es Amber.
Addie wand sich in Riss Armen und streckte eine Hand nach Rory aus. Riss stieß sie heftig nach unten.
Ein Spiel noch . Mehr konnte Rory nicht mehr denken. Ein einziges. Sofort. »Ich bringe euch zu dem Geld.«
Riss und Boone drehten sich gleichzeitig zu ihr um.
»Ihr könnt es haben, jeden Dollar.«
Boones Augen leuchteten.
Riss’ Gesicht wurde glatt wie Achat. »Du weißt, wo es ist?«
»Ich hab’s rausgefunden.«
»Wie?«
»Das erklär ich euch unterwegs.«
»Das war mir klar, du verlogenes Miststück.« Boone deutete auf sie. »Sie hat es die ganze Zeit gewusst. Dad hat sie mitgenommen, als er es versteckt hat.«
»Nein«, erwiderte Rory.
Riss hob die Hand. »Wir fahren nirgends hin, solange du mir nicht erklärst, woher du es weißt.«
Boone war anderer Meinung. »Hauen wir ab. Das lässt sich schnell beweisen. Entweder sie bringt uns hin oder nicht. Das ist der Beweis.«
Riss rührte sich nicht vom Fleck. Sie ließ Rory nicht aus den Augen, während Addie zappelnd den Arm nach Amber ausstreckte. Wie einen widerlichen Gegenstand hielt sie die Kleine umklammert. Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Wie bist du darauf gekommen, dass es um das Geld geht?«
»Der Überfall aufs Gericht«, antwortete Rory. »Die Bewaffneten haben es erwähnt.«
»Von wegen.«
»Das waren Amateure, keine professionellen Geiselgangster.«
»Das heißt noch lange nicht, dass sie über das Geld reden.«
»Ihr Plan war nach fünf Minuten hinüber. Ab da haben sie über alles geredet.« Rory stockte kurz. »Mirkovic hat ihnen eine dicke Belohnung für das Risiko versprochen. Sie waren nicht bereit, für einen Pauschalpreis zu arbeiten. Sie wollten einen Prozentsatz von der Beute, auf die Mirkovic es abgesehen hat. Er hat ihnen erzählt, dass es ein Riesenhaufen Kohle ist.«
»Dieser Wichser«, zischte Riss.
Rory fiel ein, was ihr Seth über verdeckte Ermittlungen erklärt hatte: Um eine falsche Identität überzeugend zu gestalten, musste man etwas Wahres in die Lügen mischen.
»Die Postkarten von Lee.«
Riss’ Gesicht wurde hart.
»Was ist damit?«, fragte Boone.
»Ich habe von eurem Dad Postkarten bekommen, als ich klein war. Ihr habt sie von meiner Pinnwand gerissen und zerfetzt.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Nach seiner Flucht über die Grenze hat mir Lee aus Mexiko Karten geschickt.« Rory sprach langsam und betonte jedes Wort. »Ihr habt einige davon zerstört, aber ich hatte eine ganze Schublade voll.«
Riss lief langsam rot an.
»Nach dem Überfall auf das Gericht habe ich zwei und zwei zusammengezählt. Hinter wem sonst hätten diese Leute her sein sollen? Hinter mir? Ich bin pleite. Hinter meinen El tern? Eine Lehrerin und ein Forest Ranger, die in einem alten Ranchhaus wohnen. Nein, sie wollten was von Lee. Und da kam nur eins in Frage. Der Raub damals ist ziemlich genau zu der Zeit passiert, als er
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