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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals.
    »O Gott«, entfuhr es Rory.

38
    Rory fand ihre Eltern auf ihrem Ackergrundstück. Ihr Dad hatte den Schuppen in eine Männerhöhle verwandelt – eine Werkstatt und eine zweite Garage für den heiligen, mit einer Plane bedeckten El Camino. Das große Tor stand weit offen.
    »Mom? Dad?«
    Die tief orangefarbene Sonne des späten Nachmittags verlor allmählich an Wärme. Ihre Mom grub gerade im Beet neben dem Schuppen. Sie richtete sich auf und zog sich die Gartenhandschuhe aus. Ihr Lächeln erlosch. »Was ist denn los?«
    »Alles.«
    Sams Gesichtsausdruck wurde leer. Wie immer in Augenblicken der Anspannung wurde ihr Südstaatenakzent breiter. »Geht es um den Überfall aufs Gericht?«
    »Und um alles andere. Bitte, ich brauche euch beide.« Rory rief: »Dad, komm her.«
    Mit dem Telefon in der Hand trat Will Mackenzie aus der Werkstatt. »Liebling, du bist ja ganz blass.«
    »Wir müssen miteinander reden.«
    »Ich weiß.« Er hob das Handy hoch. »Das war gerade deine Tante Amber.«
    Rory bohrte ihre Fingernägel in die Handflächen. »Was hat sie gesagt? Egal, wie sie es hingedreht hat, bestimmt erzählt sie einen Haufen Lügen.«
    »Wirklich? Du warst also nicht den ganzen Tag mit Seth Colder zusammen?« Er wirkte gekränkt, als hätte sie ihn hintergangen.
    »Dad …«
    »Aurora, lenk nicht ab.« Er wurde rot im Gesicht. »Warum?«
    »Ich bin nicht hier, um über Seth zu sprechen, und wenn ihr …«
    »Rory, nein.« Ihre Mutter riss die Hand vor den Mund. »Ich dachte, du bist darüber weg. Das … ach Rory.«
    Langsam straffte Will Mackenzie die Schultern. »Was will er in der Stadt?«
    »Schluss jetzt, bitte.« Rory hob beide Hände. »Hier geht es nicht um Seth, sondern um was viel Schlimmeres.«
    Samantha schüttelte den Kopf und schien kurz vor einer Panikattacke. »Schatz, benutz doch mal deinen Verstand, dann wirst du einsehen, dass es kaum was Schlimmeres gibt, als mit Seth rumzuziehen.«
    Rory wurde ganz elend. Zur Zeit des Unfalls war ihr der Zorn ihrer Eltern auf Seth verständlich erschienen. Ihr Kind war mit mehreren Frakturen im Krankenhaus gelandet, und in Seth hatten sie eine Zielscheibe für ihre Angst und Frustration gefunden. Dennoch war die Verbissenheit, mit der sie an dieser Feinseligkeit festhielten, völlig übertrieben.
    Sie trat in den Schuppen und schaltete den kleinen Fernseher an der Werkbank aus, auf dem ihr Dad immer den Sportsender ESPN verfolgte. Verblüfft und wachsam kamen ihr ihre Eltern nach.
    Rory tigerte auf und ab. »Riss und Boone. Mit den beiden stimmt was nicht.«
    Will zog scharf die Luft ein. Sam blieb völlig reglos.
    Rory stoppte und schaute zwischen ihnen hin und her. »Ihr wisst, was ich meine, oder?«
    »Nein«, antwortete ihr Dad.
    »Sie sind krank. Da läuft was ganz Übles.« Sie ballte die herabhängenden Hände zu Fäusten. »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.«
    Gequält spannte Sam das Gesicht an. »Du siehst aus, als müsstest du gleich weinen, Liebling. Fang einfach irgendwo an.«
    »Es ist furchtbar, aber ich kann es euch nicht ersparen. Bitte hört mir einfach zu und unterbrecht mich nicht.«
    Umflossen vom Abendlicht, stand Will im Tor des Schuppens. Wie ein Soldat, der sich gleich auf eine Granate werfen will, um seine Kameraden vor der Explosion zu schützen.
    »Boone und Riss haben eine Beziehung. Eine … romantische Beziehung.« Sie wählte diesen an sich völlig falschen Begriff, um den Schlag vielleicht ein wenig abzumildern.
    Ihre Eltern reagierten nicht. Sie blieben so reglos wie verlassene Marionetten.
    »Ich glaube, sie lieben sich«, erklärte Rory. »Zumindest so sehr, wie sie dazu fähig sind. Jedenfalls stecken sie zusammen.«
    »Schluss«, ächzte Will.
    »Nein, Dad. Du musst mir zuhören.«
    »Wo hast du das her?«
    »Ich habe es heute mit eigenen Augen gesehen.«
    » Gesehen? Was haben sie denn getan?«
    »Sie haben sich umarmt. Und bestimmt nicht wie Bruder und Schwester.«
    »Sie sind auch nicht Bruder und Schwester«, warf Sam ein.
    Rory fixierte sie scharf. »Du bist gar nicht überrascht, stimmt’s? Du zweifelst nicht an meinen Worten.«
    Will drehte sich um und blickte hinaus auf die Landschaft, wie um sich aus dem Gespräch auszuklinken.
    »Dad, nicht«, bat Rory. »Es ist wichtig.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich will es nicht hören.«
    »Du musst aber.«
    »Warum kommst du ausgerechnet jetzt mit dieser Geschichte daher? Hast du nicht schon genug andere

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