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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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indoktriniert.
    Â»Bitte, ich möchte mich anziehen.« Sie gab sich Mühe, ihre Stimme normal klingen zu lassen, und wußte doch, daß ihm als erfahrenem Jäger ihre Angst nicht entgehen würde.
    Â»Warum? Du warst doch immer stolz auf deinen Körper. Jedenfalls hast du ihn jahrelang vor meinem Sohn zur Schau
gestellt und ihn damit qualvoll herausgefordert. Wieso solltest du plötzlich so schamhaft tun?«
    Â»Paß auf, ich weiß nicht, was du vorhast, aber mir gefällt das nicht. Und Matt wird es genausowenig gefallen, glaub mir.«
    Â»Ich weiß, was gut für Matt ist.«
    Â»Ihn zu einem gemeinen Mörder zu machen? Das soll gut für deinen Sohn sein? Das soll Liebe sein?«
    Er schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Sie taumelte gegen das Waschbecken und klammerte sich an das kalte Porzellan, um nicht hinzufallen. Die Wände schienen seitwärts abzukippen, und grelle Sterne explodierten vor einem schwarzen Hintergrund. Der Schmerz kam mit einer Verspätung von mehreren Sekunden. Doch dann meldete er sich mit der Wucht einer Rakete.
    Â»Du Hure! Wie kannst du es wagen, so scheinheilig zu tun!«
    Er packte sie an den Schultern und drückte sie in die Knie.
    Â»Bitte«, flüsterte sie. »Nicht. Egal, was...«
    Sie wußte, daß Betteln nichts nutzen würde, deshalb schloß sie die Augen und begann zum ersten Mal in ihrem Leben zu beten. Sie betete darum, bewußtlos zu werden.
    Doch er packte ihr nasses Haar und riß ihren Kopf zurück. Die Schmerzen und die Erniedrigung, die er ihr zufügte, waren so grauenvoll, daß sie nicht mal in Ohnmacht fallen konnte.
    Â 
    Wie Gibb ihm geraten hatte, war Matt in einen überfüllten Laden gegangen, in dem die Angestellten und Kunden zu beschäftigt waren, um auf irgendwen zu achten.
    Er füllte an einer Selbstbedienungstheke drei Styroporbecher mit Kaffee und kaufte sechs Donuts an der Kasse. Niemand schien ihn zu beachten.
    Dad hat immer recht.
    Er schloß das Motelzimmer selbst auf. »Hi, Dad«, sagte er, als
er Gibb in dem einzigen Sessel sitzen sah. »Ich dachte, du wärst noch drüben. Du hast doch gesagt...«
    Er schrie auf und ließ die Tüte mit dem Frühstück fallen. Die Deckel platzten von den Styroporbechern. Brühendheißer Kaffee ergoß sich über Matts Hose, aber er merkte nichts mehr.
    Â»Mach die Tür zu, Matt.«
    Matt stierte mit Entsetzen auf das Bett, auf dem Lottie lag – nackt, mit gespreizten Beinen und unbestreitbar tot. In ihren offenen Augen stand kaltes Grauen. Die Kehle war durchtrennt. Frisch. Immer noch pumpte träge fließendes Blut aus der Wunde; die Laken waren rot und naß. Aus einer durchschnittenen Schlagader war Blut auf die Wand hinter dem Bett gespritzt und hatte das kitschige Bild eines blühenden Hartriegelstrauches bekleckert.
    Gibb stand auf, ging an seinem zur Salzsäule erstarrten Sohn vorbei und schloß ganz ruhig die Tür. Ein Kaffeebecher war zugeblieben. Gibb hob ihn auf, zog den Deckel ab und nahm einen Schluck.
    Matt taumelte vor und wollte sich schon über Lotties Leiche werfen, als Gibb ihn von hinten packte und festhielt.
    Â»Wir hatten keine andere Wahl, Sohn«, sagte er beschwörend. »Das weißt du doch. Sie hat kaltblütig ihren Mann umgebracht, hat ihn beschuldigt, sie vergewaltigt zu haben, und ihn dann im Schlaf erschossen. Sollen sich die jungen Frauen daran ein Beispiel nehmen? Sollen unsere Frauen glauben, sie können ihre Männer ermorden, nur weil die ihr gottgegebenes Recht geltend machen und ihre ehelichen Pflichten einfordern?
    Die Bruderschaft hatte bereits über sie geurteilt. Nur aus Respekt vor dir hatte man deiner Bitte um Aufschub entsprochen, doch ihre Hinrichtung war nur noch eine Frage der Zeit. Im Grunde habe ich ihr einen Gefallen getan. Ich war gnädig und schnell. Und als sie starb, tat sie, was sie am liebsten tat.«
    Matts Augen waren so tot wie die von Lottie.
    Â»Ganz recht, Sohn. Sie starb, während ich auf ihr lag. Ich habe sie auf die Probe gestellt, so wie der Satan unseren Herrn in der Wüste auf die Probe stellte. Anders als Jesus blieb sie nicht standhaft.« Er schaute auf die Leiche.
    Matt sagte nichts. Seit seinem ersten Ausruf der Qual hatte er keinen Laut mehr von sich gegeben.
    Â»Sich windend und bettelnd wie eine Metze«, dröhnte Gibb weiter, »öffnete sie mir ihre Beine. Sie machte mich

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