Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
Wo andere Gibb für einen Fanatiker hielten, bewunderte ihn Matt für seine Hingabe, seinen Mut und seine Konsequenz. Gibb hatte seine Überzeugung noch nie verraten. Matt wünschte, er wäre so stark wie sein Vater und Großvater.
    Andererseits hätte er Lottie nicht so lieben können, wie er es tat, wenn er so ein Recke wäre wie sie. Falls seine Liebe zu ihr Schwäche war, dann strebte er in dieser Hinsicht nicht nach Stärke.
    Â»Bitte reg dich nicht auf«, flüsterte er und tastete wieder nach ihr. Erst wehrte sie ihn ab, doch schließlich ließ sie sich zurück in seine Arme ziehen.
    Er küßte sie in den Nacken. Wie liebte er den Geschmack ihrer Haut! Er liebte alles an ihr. So oft er ihren Körper auch erforscht hatte, er hatte noch keinen einzigen Makel entdecken können. Sie war perfekt.
    Bis auf diese eine Sache – ihre Unfruchtbarkeit. Wenn sie nicht unfruchtbar gewesen wäre, hätte er sich wahrscheinlich schon vor Jahren ein Herz gefaßt, seinem Vater zu erklären, daß er diese Frau liebe, und sie geheiratet.
    Sie lächelte traurig. »Du willst es einfach nicht sehen, oder, Matt?«
    Â»Was – daß du schön bist? Natürlich sehe ich das. Jeder findet dich schön.«

    Â»Man hat dir eine Gehirnwäsche verpaßt, mein Liebling, und du merkst es nicht mal.« Sie zögerte und fragte dann: »Matt, stimmt es, was man über dich und deinen Vater und die anderen erzählt? Daß ihr Menschen umgebracht habt? Habt ihr den kleinen Li tatsächlich verstümmelt und gekreuzigt?«
    Er küßte sie. »Das hat doch nichts mit uns zu tun, Lottie.«
    Â»Habt ihr?«
    Â»Was immer wir getan haben, wir haben es in Gottes Namen verrichtet.«
    Â»Dann stimmt es also.« Sie seufzte. »Mein Gott, Matt. Ist dir klar, daß wir auf einer Einbahnstraße ins Verderben rasen?«
    Er hauchte ihr einen Kuß auf die Nasenspitze. »Du bist eine Pessimistin.«
    Â»Und du bist ein Narr.«
    Â»Wenn du das wirklich glaubst, warum hast du uns dann bei unserem Ausbruch geholfen? Warum bist du mitgekommen?«
    Sie grub die Finger in sein Haar und krallte sich so darin fest, daß es fast schmerzte. »Du Idiot. Du armer, dummer, schöner Idiot.« Zu seiner Verblüffung entdeckte Matt Tränen in ihren Augen. »Ich liebe dich«, beschwor sie ihn heiser. »Das einzig Schöne in meinem ganzen Leben war meine Liebe zu dir. Deshalb werde ich dich lieben, solange ich kann.«
    Sie ließ sich zurück in die Matratze sinken und zog ihn mit sich herunter.
    Â 
    Lottie schloß den Wasserhahn und trat aus der Duschkabine. Sie faßte nach dem grauen, abgewetzten Handtuch, doch plötzlich spürte sie etwas hinter sich, drehte sich um und schrie erschrocken auf.
    Â»Guten Morgen, Lottie«, sagte Gibb. »Hast du gut geschlafen?«
    Â»Was tust du hier?«

    Â»Natürlich hast du gut geschlafen. Schließlich hast du bis zur Erschöpfung mit meinem Sohn Unzucht getrieben.«
    Lottie preßte sich das fadenscheinige Handtuch vor den Leib. Ihre Zähne begannen zu klappern. »Raus hier. Wenn Matt dich hier findet...«
    Â»Das wird er nicht. Wie du weißt, ist er Kaffee und Donuts holen gegangen. Er hat mich angerufen, um mich zu fragen, was ich möchte, bevor er losging. Er war immer ein so umsichtiger, gehorsamer Sohn. Abgesehen von der Sache mit dir.«
    Gibb hatte ihr zu der Courage gratuliert, mit der sie ihnen bei der Flucht geholfen hatte, und sie für die Beherztheit und Selbstbeherrschung gelobt, mit der sie den tollkühnen Plan in die Tat umsetzte.
    Aber sein Lob klang unaufrichtig. Sein Blick war kalt geblieben, als er mit ihr sprach. Und jetzt zitterte sie nicht nur, weil sie naß und nackt vor ihm stand. Sie hatte grauenvolle Angst.
    Gibb Burnwood war ihr von Anfang an unheimlich gewesen. Schon als kleines Mädchen war sie nur ungern mit ihrem Vater in Gibbs Laden gekommen. Es handelte sich um eine instinktive, fast animalische Abneigung. So, wie Haustiere manchmal aus keinem offensichtlichen Grund ein Familienmitglied ablehnen, hatte sie sich von Gibb Burnwood abgestoßen gefühlt, aber soweit sie wußte, hatte niemand ihr Gefühl geteilt.
    Seit dem gestrigen Gespräch mit Matt wußte sie, warum sie Gibb nicht leiden konnte. Er war durch und durch böse und hatte seinen Sohn mit seiner verquasten, bigotten und brutalen Weltsicht

Weitere Kostenlose Bücher