Die Zeugin
begreifen, Ricki Sue. Ausbruch aus dem Gefängnis ist ein schweres Verbrechen. Genau wie Vergewaltigung und Mord. Ja, wir glauben, daà Mrs. Lynam vergewaltigt wurde, bevor man ihr den Hals durchschnitt. Wir haben es hier mit Wahnsinnigen zu tun. Ganz offensichtlich schrecken die Burnwoods vor nichts zurück. Inzwischen gibt es keinen Ausweg mehr für sie. Sie wissen genau, daà sie nie wieder das Leben führen können wie zuvor, es gibt nichts mehr zu verlieren.
Aber gerade ein Wahnsinniger sieht so etwas niemals ein, zumal er glaubt, er sei auf einer heiligen Mission.« Pepperdyne beugte sich weiter über sie und flüsterte: »Und was glauben Sie wohl, ist das für eine Mission?«
»Sie... zu finden.«
»Ganz recht.« Er nickte langsam.
»Geht der Einbruch in das Haus ihrer GroÃmutter auf ihr Konto?«
»Das nehmen wir an. Alarmierend, wie?«
»So dicht sind sie ihr auf den Fersen?«
»Sie sind so besessen. Zumindest Gibb, und offenbar findet Matt alles gut, was sein Vater sagt oder tut.«
Ricki Sue nickte. Diesen Eindruck hatte sie von Anfang an gehabt, und alles, was Kendall über ihre Ehe verlauten lieÃ, hatte ihn bestätigt.
»Für die beiden geht es um alles oder nichts«, sagte Pepperdyne. »Den Burnwoods ist es im Grunde egal, ob sie erwischt werden, solange sie den Menschen zum Schweigen bringen, der sich ihnen und ihren Zielen in den Weg gestellt hat. Sie sind der Auffassung, daà Kendall Verrat beging, halten sie für eine Abtrünnige. Es erzürnt sie zutiefst, daà sie gewagt hat, ihre Methoden in Frage zu stellen und sie zu bekämpfen.
Und vergessen Sie nicht, daà Matt Burnwood bis vor wenigen Tagen noch nichts von seinem Sohn ahnte. Es wird ihm wohl kaum gefallen, daà ihm seine Ex-Frau diesen Jungen so lange verschwiegen hat.«
Ein winziges Lächeln blitzte auf. »Sie haben das Baby auch noch nicht gesehen, stimmtâs, Ricki Sue? Ich habe es gesehen. Und im Arm gehalten. Ein netter kleiner Kerl. Seiner Mutter â Ihrer besten Freundin â wie aus dem Gesicht geschnitten.«
»Hören Sie auf.«
Er sprach völlig sachlich und leidenschaftslos weiter. »Im Laufe meiner Karriere habe ich bei einer ganzen Reihe unsäglicher Verbrechen ermittelt. Aber glauben Sie mir, bei dem, was ich in den letzten Tagen über die Burnwoods und die Bruderschaft erfahren habe, läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Und vorläufig ist es nicht mehr als ein Kratzen an der Oberfläche gewesen.«
Er beugte sich wieder heran, so daà sein Gesicht nur Zentimeter über ihrem schwebte. »Ich sehe schon vor mir, wie die Verrückten das Baby in einem Ritualmord töten, nur um zu
beweisen, daà sie auserwählt sind: Heilig! Ãber allen menschlichen Gesetzen stehen; und über denen Gottes. Wollen Sie, daà der kleine Kevin irgendwann so endet?« Er hielt ihr das Foto von Lottie Lynam vors Gesicht.
»Hören Sie auf!« Ricki Sue schlug ihm das Foto aus der Hand und sprang hoch.
Pepperdyne drückte sie wieder zurück in den Sessel. »Falls Sie Mrs. Burnwoods Versteck kennen, dann können Sie ihr das Leben retten, indem Sie es mir verraten.«
»Ehrenwort, ich weià es nicht«, schluchzte Ricki Sue.
»Denken Sie nach! Wohin würde sie verschwinden?«
»Keinen Schimmer!«
Pepperdyne richtete sich auf und seufzte müde. »Also gut, Ricki Sue. Sie wollen mir also nicht vertrauen und es mir nicht verraten. Aber mit Ihrem Schweigen bringen Sie zwei Menschen in höchste Gefahr â von Marshal McGrath ganz zu schweigen.«
Er legte seine Visitenkarte auf den Tisch. »Ich habe hinten die Nummer draufgeschrieben, unter der Sie mich hier erreichen können. Wir haben uns vorübergehend bei der Polizeidienststelle in Sheridan eingenistet. Dort weià man zu jeder Tages-oder Nachtzeit, wo ich erreichbar bin. Falls Mrs. Burnwood anruft, dann richten Sie ihr aus, sie soll herkommen. Flehen Sie sie an. Wir werden sie beschützen, das verspreche ich Ihnen.«
Ricki Sue wischte sich mit dem Handrücken die laufende Nase ab. »Sie werden sie beschützen? So wie bisher?«
Es bereitete ihr Genugtuung, wenigstens das letzte Wort behalten zu haben. Mit finsterer Miene stürmte der Sonderbeauftragte hinaus.
37. Kapitel
»Mama führt sich auf wie ân Huhn im Brunnen.« Betreten hängte Henry den Hörer des
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