Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
neben dem Bett zurück. »Danke.« Er seufzte. »Diese Kopfschmerzen machen mich noch wahnsinnig.«
    Â»In ein, zwei Tagen wird es besser.«
    Â»Ja.« Er klang nicht überzeugt.
    Â»Ich weiß, daß es weh tut, aber du kannst froh sein, daß dir nicht mehr passiert ist. Der Arzt hier hat einen Neurologen in Atlanta konsultiert.«
    Â»Ich habe euch durch die Tür reden hören.«
    Â»Dann solltest du eigentlich guter Dinge sein. Dein Gedächtnis kann jeden Augenblick anfangen zu funktionieren.«
    Â»Oder es könnte noch eine Weile auf sich warten lassen. Was dir anscheinend lieber wäre.«
    Mit dieser Bemerkung hatte sie nicht gerechnet, deshalb wußte sie im ersten Moment nicht, was sie darauf sagen sollte. »Ich weiß nicht, was ... Wie meinst du das?«
    Â»Wäre es dir nicht lieber, wenn ich mein Gedächtnis eher später als früher wiederfände?«
    Â»Warum sollte ich das wollen?«
    Â»Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
    Kendall hielt es für klüger zu schweigen.
    Nach ein paar Sekunden machte er eine Kopfbewegung in Richtung Gang, wo sie mit dem Arzt über seinen Zustand gesprochen hatte. »Du hast dich über das Thema schlau gemacht. Es klang, als wolltest du auf alles gefaßt sein, was auch
immer passieren könnte. Ich habe mich gefragt, warum dich das so brennend interessiert.«
    Â»Ich wollte wissen, was dir – was uns – bevorsteht. Ist das nicht ganz natürlich?«
    Â»Ich weiß nicht. Ist es das?«
    Â»Für mich schon. Ich möchte immer genau wissen, woran ich bin. Ich bereite mich lieber auf das Schlimmste vor, damit ich es besser verkrafte, falls es eintreten sollte. Das kommt, weil ich so früh Waise geworden bin. Ich habe mich immer ein bißchen vor Überraschungen gefürchtet.«
    Plötzlich merkte sie, daß sie ihm zuviel mitteilte, und verstummte.
    Â»Warum redest du nicht weiter?« fragte er. »Es fing gerade an, spannend zu werden.«
    Â»Ich will dich nicht mit zu vielen Nebensachen verwirren.« Sie grinste und hoffte, daß er die Bemerkung als Scherz auffassen und das Thema damit auf sich beruhen lassen würde. »Tut dir dein Bein eigentlich weh?«
    Â»Nicht besonders. Es ist einfach lästig. Die Wunden und Prellungen sind viel schlimmer.«
    Sein rechter Arm lag schlaff über seinem Schoß. Vom Handgelenk bis zum Bizeps, der unter dem weiten Ärmel des Krankenhaushemds verschwand, war die Haut lila angelaufen. »Das hier sieht besonders schlimm aus.« Sie strich über die blauen Flecken und ließ dann ihre Hand auf seinem muskulösen Arm liegen. Irgend etwas trieb sie dazu, ihn zu berühren.
    Sein Blick fiel auf ihre linke Hand. Er fiel vor allem auf den Ehering an ihrem Ringfinger und bewirkte, daß sie die Wärme seiner Haut auf ihrer eigenen noch intensiver spürte. Es war nicht fair, ihn zu berühren, und ganz bestimmt nicht richtig, soviel dabei zu empfinden. Trotzdem weigerte sie sich, ihre Hand zurückzuziehen.

    Er drehte langsam den Kopf und sah sie an. Während er methodisch und gründlich ihr Gesicht studierte, herrschte vollkommene Stille. Lange, viel zu lange wanderten seine verschatteten Augen über ihr Gesicht, und die ganze Zeit hielt Kendall den Atem an. Sein Blick glitt über ihr welliges, dunkelblondes Haar bis zu den Schultern.
    Mit klopfendem Herzen fragte sie: »Und – erkennst du mich?«
    Er sah ihr ins Gesicht, und sie fragte sich, ob er sich wohl an das ungewöhnliche Grau ihrer Augen erinnerte, das die meisten Menschen faszinierend und lügende Zeugen höchst irritierend fanden. Als sein Blick auf ihren Mund fiel, kribbelte es plötzlich in ihrer Magengrube, als wäre sie in einem schnellen Lift gefahren. Nein, eher als hätte man sie bei etwas Verbotenem erwischt.
    Jetzt wollte sie ihre Hand wegnehmen, aber er packte zu und hielt sie fest. Er drehte den schmalen Goldreif an ihrem Finger. »Kein besonders exquisiter Ehering.«
    Das stimmte. Sie hatte ihn am selben Tag im Supermarkt gekauft. »Ich wollte nichts Ausgefallenes.«
    Â»Konnte ich mir nichts Wertvolleres leisten?«
    Â»Geld spielte dabei keine Rolle.«
    Er drehte den Ring immerfort um ihren Finger. »Ich kann mich nicht erinnern, wie ich ihn dir übergestreift habe.« Überrascht sah er sie an. »Ich kann mich nicht an dich erinnern. Bist du sicher, daß wir verheiratet

Weitere Kostenlose Bücher