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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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sind?«
    Sie lachte gekünstelt. »In der Beziehung würde ich mich schwerlich irren.«
    Â»Nein, aber du könntest mich anlügen.«
    Ihr Herz begann zu flattern. Trotz der Amnesie durchschaute er sie immer noch. »Warum sollte ich dich anlügen?«
    Â»Keine Ahnung. Tust du es?«

    Â»Das ist doch lächerlich.« Wieder versuchte sie, ihre Hand zurückzuziehen, aber er hielt sie mit erstaunlicher Kraft fest.
    Â»Mir will das einfach nicht in den Kopf.«
    Â»Was?«
    Â»Du. Das Kind. Alles.« Er wurde langsam wütend.
    Â»Warum glaubst du mir nicht?«
    Â»Weil ich mich nicht an dich erinnern kann.«
    Â»Aber du kannst dich an überhaupt nichts erinnern!«
    Â»Manches vergißt man nicht.« Seine Stimme wurde lauter. »Und ich wette, ich würde nie vergessen, wie wir miteinander geschlafen haben.«
    Das Deckenlicht flammte auf und blendete sie beide.
    Â»Fehlt hier etwas?«
    Â»Schalten Sie das verdammte Licht aus!« brüllte er. Seine Hand schoß hoch, um seine Augen vor der grellen blauweißen Beleuchtung abzuschirmen.
    Â»Schalten Sie es aus«, befahl auch Kendall der Krankenschwester. »Sehen Sie nicht, daß ihn das Licht blendet und seine Kopfschmerzen verstärkt?«
    Die Schwester knipste die Lampe wieder aus. Ein paar Sekunden lang sprach niemand. Seine Worte hallten immer noch in Kendalls Kopf. Schließlich wandte sie sich an die Schwester, weil sie ihm nicht in die Augen zu sehen vermochte. »Verzeihen Sie, daß ich Sie so angefahren habe. Und daß ich Ihren Patienten so aufgeregt habe. Dieser Gedächtnisverlust belastet uns beide.«
    Â»Dann würde ich für heute abend Schluß machen. Der Arzt meint, wir sollten nichts erzwingen.« Sie hob das Tablett mit den Medikamenten an, das sie in ihrer Hand hielt. »Ich wollte ihm nur seine Gutenachtspritze geben.«
    Als Kendall ihren Blick wieder hob, klebte ein Lächeln auf ihrem Gesicht. »Je mehr du es forcieren willst, desto störrischer
wird dein Gedächtnis. Schlaf gut. Wir sehen uns morgen früh.«
    Sie legte ihm flüchtig die Hand auf die Schulter und floh, ehe er ihr ansehen konnte, daß sie log.
    Â 
    Sie wartete drei lange Stunden, ehe sie ihren Plan in die Tat umsetzte.
    Kevin schlief friedlich in seiner Wiege, die Knie unter die Brust gezogen und den Windelpopo in die Höhe gestreckt. Hin und wieder gab er ein leises, wohliges Schmatzen von sich. Im Lauf der vergangenen Monate hatte sich ihr Gehör darauf eingestellt.
    Sie war viel zu übernächtigt, um zu schlafen oder sich auch nur auf ihrer Liege auszustrecken. Wenn der müde Körper über den wachen Geist siegte und sie versehentlich in Schlummer sank, würde sie sich damit unwiderruflich um ihre Chance bringen.
    Zum x-ten Mal sah sie auf ihre Armbanduhr. Null Uhr fünfzehn. Noch eine Viertelstunde, beschloß sie. Nicht, daß sie einen starren Zeitplan gehabt hätte. Sie war darauf trainiert, flexibel auf neue Gegebenheiten zu reagieren. Aber je mehr Meilen sie vor Tagesanbruch zwischen sich und Stephensville brachte, desto besser.
    Auf Zehenspitzen schlich sie ans Fenster, hob leise die Jalousie und warf einen Blick durch die nasse Scheibe. Es regnete immer noch, gleichmäßig und ohne Aussicht auf ein Ende. Die Fahrt würde anstrengend werden, aber bis jetzt hatte das schlechte Wetter ihr Glück beschert. Andernfalls hätten sie nicht die Umleitung genommen. Und wenn sie die nicht genommen hätten, wäre es nicht zu dem Unfall gekommen. Wenn es nicht zu dem Unfall gekommen wäre, wären sie inzwischen schon in Prosper. Das Wetter war ihr zum Verbündeten geworden. Sie würde sich jetzt nicht darüber beschweren.
    Vom Fenster aus konnte sie ihr Auto stehen sehen – jenseits der
Straße, auf halbem Weg zur nächsten Kreuzung, auf dem Parkplatz eines Waschsalons, der rund um die Uhr geöffnet war.
    Â»Die Reifen haben erst ein paar tausend Meilen drauf«, hatte ihr der Mann versichert, der den Wagen verkaufte, und dabei mit der Spitze seines Arbeitsstiefels gegen den linken Vorderreifen getreten. »Die Kiste sieht nicht besonders aus, läuft aber tadellos.«
    Sie hatte keine Zeit, wählerisch zu sein. Außerdem war das die einzige Kleinanzeige gewesen, in der ein Auto aus Privatbesitz in Stephensville zum Verkauf stand.
    Â»Ich gebe Ihnen tausend Dollar dafür.«
    Â»Verkaufspreis ist

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