Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
Zwischenstation auf dem Weg in die Hölle.
    Denn das hier war sie eindeutig.
    Â»Wie geht es dir?«
    Bevor er antworten konnte, mußte er den bitteren Speichel in seinem Mund hinunterschlucken. »Als hätte ich alle Kater der Welt auf einmal.«
    Â»Das tut mir leid. Wir wollten dich nicht wecken. Den Windelwechsel hast du jedenfalls verschlafen.«
    Â»Wobei mir einfällt ...«
    Â»Dort drüben.«
    Er schaute durch das regennasse Fenster in die Richtung, in die sie genickt hatte. Sie hatte auf einem Rastplatz angehalten; außer ihrem gab es kein anderes Auto. Das Picknickgelände war unkrautüberwuchert. Aus den rostzerfressenen Abfalleimern quoll durchnäßter Müll. Die ganze Lokalität sah trostlos aus.
    Â»Die Toiletten sind leider nicht besonders sauber«, meinte Kendall. »Die Damentoilette war es jedenfalls nicht – ziemlich widerwärtig, aber mir blieb nichts anderes übrig.«
    Â»Mir auch nicht.« Er faßte nach der Klinke. »Bist du noch da, wenn ich wieder rauskomme?«
    Sie ging nicht auf die spitze Bemerkung ein. »Wenn du warten kannst, bis Kevin fertig getrunken hat, helfe ich dir.«
    Die Babyfaust, die unter der Decke hervorschaute, hatte sich
in ihre Bluse gekrallt. Die winzigen Finger öffneten und schlossen sich, öffneten und schlossen sich. »Vielen Dank«, entgegnete er mürrisch. »Aber das schaffe ich schon allein.«
    Es waren nur ein paar Meter vom Auto zu dem Betonhäuschen. Er urinierte in die fleckige Rinne und trat dann an das Waschbecken, wo rostiges Wasser aus dem Hahn tropfte. Er wusch sich die Hände. Zum Abtrocknen gab es nichts, aber das war ihm egal. Bis er es zum Auto geschafft hatte, waren seine Hände sowieso wieder naß. Es gab auch keinen Spiegel, was ihn ebensowenig störte. Bestimmt sah er aus wie der letzte Überlebende eines langen, grausamen Krieges. Jedenfalls fühlte er sich so.
    Als er ins Auto stieg, lag das Baby schon wieder in seinem Sitz. »Nach ungefähr fünf Meilen kommt eine Stadt«, teilte sie ihm mit, während sie den Motor anließ. »Ich dachte, dort könnten wir Kaffee trinken. Und dann sollten wir den nächsten Neurologen anrufen.«
    Der Ausflug zur Toilette hatte seine geringen Kraftreserven völlig aufgezehrt. »Kaffee klingt gut«, antwortete er, so heiter er konnte, um sich seine Schwäche nicht anmerken zu lassen. »Aber von Ärzten habe ich vorerst die Nase voll.«
    Ihre großen grauen Augen sahen ihn ungläubig an. Augen wie Nebel. Ein Nebel, in dem er sich leicht verirren könnte, wenn er nicht aufpaßte. »Ich brauche nicht zum Arzt«, erklärte er.
    Â»Spinnst du? Dein Zustand ist eine einzige Katastrophe.«
    Â»Ich habe eine Gehirnerschütterung. Wenn ich mir in den nächsten Tagen nicht allzuviel zumute, habe ich mich bald wieder erholt. Und das gebrochene Bein wird mit der Zeit von selbst heilen. Wozu sollten wir also zu einem weiteren Arzt gehen und ihm gutes Geld dafür zahlen, daß er uns das gleiche Lied noch mal vorsingt?«

    Â»Du hast ständig Schmerzen. Du brauchst wenigstens stärkere Schmerzmittel.«
    Â»Ich bleibe bei Aspirin.«
    Â»Und was ist mit deiner Amnesie? Du solltest mit einem Spezialisten darüber sprechen.«
    Â»Während ich mit diesem Spezialisten spreche, setzt du dich ab.«
    Â»Das werde ich nicht.«
    Â»Paß auf, ich weiß nicht, wer du bist oder was es mit dieser Sache auf sich hat, aber bis ich das herausgefunden habe, lasse ich dich nicht aus den Augen. Ich werde nicht noch mal riskieren, sitzengelassen zu werden.« Er zeigte auf das Lenkrad. »Fahren wir. Ich kann einen Kaffee vertragen.«
    Der nächste Ort war ein kleiner, landwirtschaftlich geprägter Flecken und praktisch ein Klon von Stephensville. Sie drosselte ihr Tempo auf die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit.
    Â»Da drüben.« Er deutete auf ein Café, das zwischen einem Textilwarengeschäft und dem Postamt klemmte. Ein paar Kleintransporter parkten an dem bröckeligen Bordstein, aber an allen Parkuhren war die Zeit abgelaufen. Hier schienen sich die Einheimischen zum Kaffee und Tratsch zu treffen, selbst an einem verregneten Sonntagmorgen.
    Â»Hast du Hunger?« fragte sie.
    Â»Ja.«
    Â»Ich hole uns was zum Mitnehmen, dann brauchst du nicht auszusteigen. Paß auf das Baby auf.«
    Das Baby. Er warf einen ängstlichen Blick auf

Weitere Kostenlose Bücher