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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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den Schritt seiner Hose. »Und ich wette, sie macht ihre Sache verdammt gut.«
    Joe und der andere Junge hielten den zweideutigen Kommentar ihres Freundes für unglaublich witzig. Sie prusteten los.
    Â»Du kannst doch kaum stehen«, japste einer und deutete mit dem Finger auf ihn.
    Â»Ja, Mann. War sie das?«
    Â»Du willst uns was tun? Das glaube ich kaum.«
    Â»Mit welchem Bein willst du uns denn zu Brei stampfen, du Krüppel?« höhnte Joe.
    Ihr Lachen erstarb abrupt, als er seine rechte Krücke hochschwang und sie gegen Joes Schienbeine peitschte. Der Junge ging mit einem heiseren Aufschrei in die Knie. Die beiden anderen starrten ihn erschrocken an.
    Â»Laßt sie durch«, befahl er ruhig.
    Sie gaben Kendall den Weg frei. Joe wälzte sich immer noch am Boden, winselnd und seine schmerzenden Beine umklammernd. Kendall trat um ihn herum und strebte eilig zum Wagen.
    Â»Lernt erst mal anständige Manieren«, sagte er, dann stieg auch er ins Auto.
    Sie fuhr sofort los. Es tat ihm wohl, daß er sich nützlich hatte erweisen können. Deshalb war er völlig fassungslos, als sie plötzlich auf ihn losging.
    Â»Das war phantastisch. Einfach phantastisch. Vielen, vielen Dank. Du hast mir gerade noch gefehlt – ein Ritter auf Krücken, der mich aus einem harmlosen Flirt rettet. Ich wäre schon mit
ihnen fertiggeworden. Aber nein, du mußt dazwischenplatzen und dich unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingraben!«
    Â»Du bist mir böse?«
    Â»Ja, und wie! Warum mußtest du dich einmischen? Warum kümmerst du dich um Sachen, die dich nichts angehen?«
    Â»Wenn meine Frau von drei Männern belästigt wird, dann geht mich das sehr wohl etwas an. Oder etwa nicht?« Ihr Kampfgeist erlosch. Jetzt wirkte sie nervös und wütend auf sich selbst, weil sie die Beherrschung verloren hatte. »Du wolltest nicht, daß es zu einer Szene kommt, stimmt’s? Weil du nicht willst, daß man sich an uns erinnert, falls sich jemand nach uns erkundigen sollte. Gut, daß ich die behalten habe.« Er hielt die OP-Galoschen hoch, die er bis vor kurzem getragen hatte. »Die hinterlassen keine Spuren.«
    Sie schluckte den Köder nicht, sah weiter auf die Straße; aber sie seufzte und schob sich das Haar zurück. »Es tut mir leid. Danke, daß du mich verteidigt hast. Passen dir die Klamotten?«
    Â»Ja«, antwortete er und sah auf seine neuen Shorts und das T-Shirt hinunter. Erst jetzt wurde ihm klar, daß sie tatsächlich seine Größe gewußt hatte.
    Â 
    Sie fuhren auf einem schmalen Highway, der durch dichte Wälder führte. Die überfluteten Felder und das Hochwasser unter den Brücken erinnerten ihn an ihren Unfall.
    Seine Amnesie war ihr wertvollster Trumpf, weil er dadurch völlig im dunkeln tappte. Sie war seine einzige Informationsquelle und konnte das Blaue vom Himmel herunterschwätzen; er mußte ihr glauben, weil er ihr keine Lüge nachweisen konnte. Er hatte keine Möglichkeit herauszufinden, was wirklich vor sich ging.
    Â»Du hast vergessen, mir eine Zeitung zu kaufen«, bemerkte er. »Aus Versehen?«

    Â»Nein, es gab keine mehr. Ich habe in mehreren Automaten nachgeschaut. Alle waren ausverkauft.«
    Vielleicht sagte sie damit ausnahmsweise die Wahrheit, dachte er. Die Automaten an der Tankstelle waren ebenfalls leer gewesen, wie er zugeben mußte. Er hatte gehofft, eine Schlagzeile oder auch nur eine kleine Meldung würde sein Erinnerungsvermögen wieder in Gang setzen.
    Andererseits war ihm nicht wohl bei der Vorstellung, er könnte etwas über einen gesuchten Verbrecher lesen und merken, daß es sich dabei um ihn selbst handelte. Hatte er vor dem Unfall irgend etwas angestellt?
    Sein Instinkt sagte ihm, daß sein Ansehen auf dem Spiel stand. Aber welches Ansehen? Das berufliche? Das als Ehemann? Das wohl nicht, denn er glaubte keine Sekunde, daß sie verheiratet waren. Er würde es wissen – irgendwie würde er es einfach wissen  –, wenn sie miteinander geschlafen hätten.
    Diese Brüste, die so wohlgeformt und sexy waren, obwohl sie zur Zeit ein Kind ernährten, konnte ein Mann einfach nicht vergessen. Die Form ihres Hinterns war ihm ebenfalls nicht entgangen. Sie hatte faszinierende Augen und strubbeliges Haar, das ein Eigenleben zu führen schien.
    Sie war nicht im klassischen Sinne hübsch, aber schon von seinem Krankenbett aus war

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