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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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ist diese Frau, und wie steht sie zu mir?
    Fünf Minuten später begann das Baby zu quengeln. Anfangs kümmerte er sich nicht weiter darum, aber als das Greinen lauter wurde, drehte er sich um und sah das Kind an, das, soweit er erkennen konnte, keinen Grund zum Schreien hatte.
    Er gab sich alle Mühe, nicht hinzuhören, aber das Geschrei steigerte sich, bis ihm die Ohren gellten. Er begann zu schwitzen. Schweiß perlte ihm auf der Stirn, rollte aus seinen Achselhöhlen über seine Rippen. Sein Inneres kam ihm vor wie ein Hochofen, aber er wollte auf keinen Fall ein Fenster öffnen, weil das weinende Kind Aufmerksamkeit erregt hätte.
    Herrgott, wo steckt sie nur? Warum braucht sie so verdammt lange?
    Sie hörte ihr Baby weinen, lange bevor sie beim Auto war,
begann zu laufen und riß die Fahrertür beim Öffnen halb aus den Angeln.
    Â»Was ist mit Kevin? Was ist passiert?«
    Sie warf ihm die Einkäufe in den Schoß und klappte die Rückenlehne vor. Sekunden später lag der Kleine in ihren Armen, und sie redete tröstend auf ihn ein.
    Â»Warum hast du nichts unternommen?« wollte sie wissen. »Warum hast du ihn einfach brüllen lassen?«
    Â»Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Ich weiß doch gar nichts über Babys.«
    Â»Das solltest du aber, meinst du nicht?« Sie drückte das Kind fester an ihre Schulter, während sie ihm sanft auf den Rücken klopfte.
    Â»Schon gut, schon gut, mein Herz. Es ist alles in Ordnung. Mami ist wieder da.« Sie legte Kevin in ihren linken Arm, drückte ihn an ihren Körper und zog den Saum ihrer Bluse aus dem Hosenbund.
    Er erhaschte einen Blick auf eine milchvolle Brust und eine steife Brustwarze, bevor sich der Mund des Babys darüber schloß.
    Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, weil er gar nicht aufhören konnte, auf das saugende Kind zu starren. »Stimmt etwas nicht?«
    Etwas stimmte nicht, ganz recht, aber er hatte keine Ahnung, was. Er wandte sich ab und sah aus dem Fenster. Wenn sie seine Frau war, wie sie behauptete, warum hatte er dann ein so schlechtes Gewissen und solches Herzklopfen, wenn er ihre Brust sah? Wenn sie die Mutter seines Kindes – seines Sohnes – war, warum bereitete ihm dann der bloße Gedanke an Mutterschaft solches Unbehagen?
    Mein Gott, was war er eigentlich für ein Mensch? Was war nur mit ihm los?

    Die beunruhigenden Fragen wollten seinen Kopf bersten lassen. Er schloß die Augen und versuchte die widersprüchliche Attraktivität auszublenden, die die Frau auf dem Fahrersitz ausstrahlte.

6. Kapitel
    Er stellte sich noch schlafend, als sie längst wieder unterwegs waren. Sie fuhr schweigend dahin und fragte ihn nicht einmal nach seiner Meinung, bevor sie wieder hielt. Während des Tankens ging er auf die Toilette. Diesmal gab es einen Spiegel. Genau, wie er sich gedacht hatte: Sein Kopf hätte einem Monster gehören können. Er spielte mit dem Gedanken, sich zu rasieren, entschied sich aber dagegen. Es würde nicht viel helfen. Außerdem wollte er ihr keine Zeit lassen, sich ohne ihn auf die Socken zu machen.
    Als er die Toilette verließ, sah er, daß sie von drei Rowdies belästigt wurde. Sie hatten sie am Süßigkeitenautomaten eingekreist und versperrten ihr den Weg. An beiden Händen baumelten Tüten mit Lebensmitteln und Getränkedosen.
    Â»Das ist nicht komisch, Jungs«, erklärte sie gereizt, während sie sich an dem größten der drei vorbeiquetschen wollte.
    Â»Finde ich schon«, widersprach er. »Du nicht auch, Joe?«
    Â»Genau, echt komisch«, bestätigte Joe mit stupidem Grinsen.
    Â»Wir wollen uns doch nur ein bißchen unterhalten«, meinte der dritte.
    Â»Also, sag uns deinen Namen, Blondie.«
    Â»Du bist nicht von hier, oder, Süße?«
    Â»Nein«, gab Kendall eisig zurück. »Und nachdem ich euch begegnet bin, bin ich verdammt froh darüber. Also, laßt mich jetzt vorbei, sonst ...«
    Â»Sonst was?« fragte Joe und streckte ihr seine gehässige Fratze entgegen.
    Â»Sonst stampf’ ich euch zu Brei.«

    Von den vier Gesichtern, die ihn ansahen, war Kendalls eindeutig das erstaunteste. Ohne sich um die Jugendlichen zu kümmern, die zwischen ihnen standen, flehte sie ihn an: »Tu nichts. Bitte. Ich werde schon allein damit fertig.«
    Â»Klar«, sagte einer der drei. »Sie wird schon mit uns fertig.« Er legte die Hand auf

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