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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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ließ Kevin fürs erste in seinem Babysitz weiterschlafen, öffnete die Tür und stieg aus. Sie lief die Stufen zur Veranda hoch und stellte sich dann auf die Zehenspitzen, um nach dem Schlüssel zu tasten, der wie gewohnt über dem Türstock lag.
    Sie bekam ihn zu fassen und schob ihn ins Schloß. Die Tür schwang auf. Sie schickte ein stilles Stoßgebet zum Himmel und streckte die Hand nach dem Lichtschalter aus. Als die Lampe anging, seufzte sie erleichtert. Ricki Sue hatte die Stromrechnungen weiterbezahlt.
    Beherzt ging sie die Räume ab. Die Möbel waren mit Laken abgedeckt, und es roch muffig nach lange unbewohnten Zimmern, aber das Haus war ohne großen Aufwand bewohnbar zu machen – wenigstens so lange, wie Kevin und sie hierbleiben würden.
    Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück. Er war ihr ins Haus gefolgt und begutachtete jetzt, auf seine Krücken gestützt, die unbekannte Umgebung.
    Â»Gefällt’s dir?«
    Er zuckte nur mit den Schultern.
    Â»Es sieht im Moment nicht besonders aus, aber ich werde es schon hinkriegen.«

    Der Satz löste eine Erinnerung aus, deren Lebendigkeit sie erschütterte.
    Fast genau die gleichen Worte hatte sie auch in ihrer Hochzeitsnacht gebraucht.

7. Kapitel
    Matt zog die Haustür auf. »Was für eine Hochzeit! Mir tut vom vielen Lachen das Gesicht weh.« Als er merkte, daß Kendall ihm nicht gleich gefolgt war, drehte er sich erstaunt zu ihr um. »Was ist denn?«
    Â»Vielleicht hältst du mich jetzt für hoffnungslos romantisch, aber ich habe immer davon geträumt, daß mich mein Bräutigam über die Schwelle tragen würde.«
    Â»Allerdings bist du hoffnungslos romantisch.« Er hob sie lächelnd auf seine Arme. »Aber das ist nur eine von den vielen Eigenschaften, die ich an dir liebe.« Und er trug sie hinein. Kendall schlang die Arme um seinen Hals und stahl ihm einen langen, innigen Kuß, an den sie sich bestimmt bis an ihr Lebensende erinnern würde – ihr erster Kuß im eigenen Haus.
    Das Haus hatte Gibb ihnen zur Hochzeit geschenkt – und zwar voll eingerichtet, ohne Hypotheken, bis auf den letzten Cent bezahlt. Kendall war fassungslos angesichts dieser Großzügigkeit, aber wie es seinem Wesen entsprach, hatte Gibb nichts von ihren überschwenglichen Dankesbekundungen hören wollen. Er hatte dem Bauleiter zugesetzt, damit alles rechtzeitig fertig würde, und hatte keinerlei Entschuldigungen gelten lassen. Vor drei Tagen war der letzte Nagel eingeschlagen und das Haus bezugsfertig geworden.
    Jetzt setzte Matt sie in der großen Diele ab. »Hast du was dagegen, wenn wir dich davon befreien?« fragte er, wobei seine Finger an ihrem Brautschleier nestelten.
    Â»Nicht das geringste.«
    Mit ihrer Hilfe löste er den Schleier aus ihrem Haar; dann zog
er sie in einer besitzergreifenden Geste, bei der ihr das Herz überging, an sich und küßte sie noch einmal. Als er sie schließlich freigab, war sie völlig außer Atem und selig.
    Sie breitete die Arme aus, drehte sich im Kreis und ließ ihr neues Heim in seiner ganzen Schönheit auf sich wirken, von dem Lichtfenster in der Decke über ihr bis zu dem gemaserten Parkett des Fußbodens.
    Es war ein Fachwerkbau, der sich gut in die ländliche Szenerie mit den Blue Ridge Mountains im Hintergrund einfügte. Die Zimmer waren hell und gemütlich eingerichtet, das ganze Haus roch nach neuem Holz und frischer Farbe.
    Für Kendall hatte dieser Augenblick eine ganz besondere Bedeutung. Dies war ihr zukünftiges Heim und würde es hoffentlich bis an ihr Lebensende bleiben. Hier würden sie und Matt ihre Kinder großziehen. In diesem Haus würden sie leben und gemeinsam alt werden – ein bescheidenes Privileg, das ihren jungen Eltern verwehrt worden war. Kendalls Glück sollte diesen Verlust mehr als aufwiegen.
    Sie schlang die Arme um die Brust. »Wie gut es uns geht!«
    Matt hatte sein Smokingjackett abgelegt, stand mit den Händen in den Hosentaschen hinter ihr und inspizierte die Einzelheiten. An den Möbeln hingen die Werksetiketten, noch fehlte eine persönliche Note. »Das wirkt alles ein bißchen steril, findest du nicht?«
    Â»Es ist noch nicht unser Heim«, bestätigte sie. »Wir werden ihm unseren Stempel aufdrücken, damit es mehr ist als ein hübsches Haus. Ich weiß, daß es nicht nach etwas Besonderem aussieht, aber

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