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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Anzug«, riet sie den Brüdern. »Und Waschsachen.« Dann ergänzte sie, um auch ganz bestimmt verstanden zu werden: »Ich möchte, daß er aussieht wie bei seiner eigenen Hochzeit.«
    Luther sagte: »Wo Sie schon von Hochzeit reden, Sie sind doch Matt Burnwoods Frau, oder?«
    Â»Ganz recht.«
    Â»Der alte Matt hat sich also ’n Mädel aus der Stadt gekrallt.«
    Â»Eigentlich nicht«, antwortete Kendall, während sie durch die Tür ins Freie traten. »Ich bin im Osten Tennessees aufgewachsen, in einem Ort namens Sheridan, der noch kleiner ist als Prosper.«
    Â»Aber Sie benehmen sich wie ’ne Stadtpflanze«, meinte Luther. »Sind auch so angezogen«, stellte er mit einem Blick auf ihr Kostüm fest. »Komisch, daß Matt Sie genommen hat. Ich hätt’ immer gedacht, er ...«
    Wieder bekam er den Ellbogen seines Bruders in die Magengrube. »Luther muß ständig quasseln«, entschuldigte sich Henry. »Wir sollten jetzt heim und Mama die gute Nachricht
überbringen.« Er schob seinen Bruder auf ein verbeultes Auto zu, das an einer Parkuhr stand.
    Erleichtert sah Kendall sie abfahren. Die beiden gaben ihr das Gefühl, duschen zu müssen.
    Â»Thunfisch is im Sonderangebot, drei Dosen ’n Dollar.«
    Der Penner auf den Stufen vor dem Gerichtsgebäude war ihr ein vertrauter Anblick. Er las laut aus der neuesten Ausgabe von Matts Zeitung vor. Seine Wangen und sein Kinn bedeckte zwar ein struppiger, graugesprenkelter Bart, doch er war nicht alt, wahrscheinlich nicht viel älter als Matt.
    Â»Abend, Bama«, sagte sie lächelnd.
    Â»Abend, Frau Anwältin.«
    Â»Wie geht’s?«
    Â»Kann nicht klagen.«
    Roscoe hatte ihr die Geschichte des Mannes erzählt. »Eines Tages ist er einfach so aufgetaucht, ein paar Monate bevor Sie in die Stadt kamen. Nennt sich Bama, wie Alabama. Seither sitzt er jeden Tag auf den Stufen vorm Gericht, bei jedem Wetter, ob’s warm ist oder kalt, und liest die Zeitung von vorn bis hinten durch. Ganz nett, der Bursche. Stört niemanden. Jedenfalls nicht besonders.
    Ein paarmal haben sie ihn weggescheucht, aber jedesmal war er am nächsten Tag wieder da. Was für eine Schande, so ein Leben führen zu müssen, finden Sie nicht?« Der Hausmeister hatte den Kopf geschüttelt angesichts der unbekannten Schicksalsschläge Bamas, so daß er nun von Almosen leben mußte und von allen verachtet wurde.
    Jetzt holte Kendall eine Dollarnote aus ihrer Handtasche und steckte sie in die Brusttasche seines speckigen Sakkos. »Kauf dir ein paar Dosen, Bama.«
    Â»Herzlichen Dank, Frau Anwältin.«
    Â»Schönen Abend noch.«

    Â»Abend.«
    Es war ein langer Tag gewesen. Jede einzelne Minute hatte ihre Nerven in die Mangel genommen. Sie versuchte, auf Matt zu warten, wie sie es versprochen hatte, aber gegen Mitternacht wurde sie so müde, daß sie sich schließlich geschlagen gab und allein zu Bett ging.

11. Kapitel
    Â»Euer Ehren!«
    Â»Ruhe!« Richter H. W. Fargo donnerte mit dem Hammer auf das Pult. »Wenn Sie die Ausbrüche Ihres Mandanten und seiner Kumpane im Zuschauerraum nicht augenblicklich unterbinden, dann verurteile ich Sie wegen Mißachtung des Gerichts, Frau Anwältin!«
    Â»Euer Ehren, bitte gestatten Sie mir eine Bemerkung!« rief Kendall vom Tisch der Verteidigung aus, während sie gleichzeitig versuchte, Billy Joe Crook zu bremsen. Sobald er das Urteil des Richters vernommen hatte, hatte er begonnen, unflätige Beleidigungen zu brüllen.
    Â»Ihr Mandant hat sich schuldig bekannt, und ich habe angeordnet, daß er zur R & E nach Columbia geschickt wird. Was gibt es da noch zu bereden?«
    Â»Verzeihen Sie die Erregung meines Mandanten, Euer Ehren. Aber unter den gegebenen Umständen halte ich seinen Ausbruch für gerechtfertigt.«
    Fargo beugte sich vor und lächelte sie kaltschnäuzig an »Wie bitte?«
    Â»Ja, Euer Ehren.«
    Â»Euren Ehren, leck mich!« höhnte Billy Joe. »Sie sind voller Scheiße, Richter. Genau wie sie. Und alle in diesem beschissenen Gericht.«
    Kendall umklammerte seinen dünnen Arm so fest, daß er aufheulte. »Setz dich hin und halt deine miese Klappe. Überlaß mir das Reden.«
    Â»Warum denn?« zischte er und riß sich los. »Ich hab’ gemacht,
was Sie mir geraten haben, und jetzt geh ich dafür in den Knast. So gut wie in den Knast

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