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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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lümmelte. Er drehte den Deckel einer Flasche Diät-Limonade ab. »Was zu trinken?«
    Â»Hatte schon eine, danke.« Gorn rülpste, spuckte noch mal, setzte sich dann auf und rieb sich die Handflächen. »Gibb, du hast gehört, was heute nachmittag im Gericht passiert ist?«
    Â»Matt hat mich angerufen. Er war ganz außer sich. Und zu Recht, wenn es stimmt, daß sich meine Schwiegertochter wegen des kleinen Crook mit allen angelegt hat.«
    Der Ankläger gab Gibb eine wort- und schlaggetreue Schilderung des Vorfalls. Mit besorgter Miene schloß er: »Ich weiß, daß sie jetzt zu deiner Familie gehört, aber das tut sie erst seit kurzem. Wir dagegen kennen uns schon ewig.«
    Schweigend gedachten die beiden Männer des besonderen Bands, das sie zusammenschmiedete. Es war stärker als alle Blutsbande und dauerhafter als das Leben selbst.
    Â»Was ist los, Dabney? Du weißt, daß du offen mit mir sprechen kannst.«
    Â»Ich mache mir Sorgen wegen des Mädchens«, sagte er.
    Gibb ging es genauso, aber das wollte er nicht zugeben, bevor er Gorns Ausführungen angehört hatte. Als einflußreiche Persönlichkeit wußte er, daß es besser war, die eigenen Ansichten für sich zu behalten und zuzuhören. Er offenbarte seine Meinung erst, wenn er wußte, was die anderen um ihn herum dachten.
    Â»Wieso das, Dabney?«
    Â»Glaubst du, sie wird jemals eine von uns werden, Gibb? Wirklich eine von uns?« Er rutschte in seinem Sessel herum und verharrte schließlich auf der äußersten Kante, als wollte er ganz sichergehen, daß dieses Gespräch vertraulich blieb.
    Â»Prosper braucht einen Pflichtverteidiger, der oder die ... unsere Ansichten teilt, wenn du verstehst«, fuhr Gorn fort. »Wir haben gedacht, wir würden spielend mit der Dame fertig werden,
und haben nicht damit gerechnet, daß sie sich nach dieser Sache in Tennessee so zieren würde. Wenn du dich entsinnst, haben wir uns vor allem deshalb für sie entschieden.«
    Er spie erneut Schleim in die Kaffeekanne und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Sie ist zäher, als wir erwartet haben, und steht zu ihren Überzeugungen. Leider hat sie mehr Skrupel als wünschenswert. Sie widersetzt sich uns zu oft. Ein paar von uns glauben allmählich, daß wir einen Fehler begangen haben.«
    Kendalls Prinzipientreue, wie auch ihr Eigensinn, hatten Gibb ebenfalls überrascht. Er hatte sie für wesentlich fügsamer und schüchterner gehalten. Trotzdem war er überzeugt, daß sie sich nach einiger Zeit anpassen würde. Es würde nur länger dauern, als sie erwartet hatten. Das erklärte er auch Gorn.
    Aber damit konnte er die Zweifel seines alten Freundes nicht ausräumen. »Sie paßt nicht zu unseren Frauen.«
    Â»Noch nicht, aber das wird sich schon noch ändern. Überlaßt sie nur Matt und mir. Erst neulich hat er mir erzählt, daß sie sich ein bißchen ausgegrenzt fühlt. Vielleicht löst sich dieses Problem von selbst, wenn wir sie mehr miteinbeziehen.«
    Dabney Gorn konnte seine Verblüffung nicht verhehlen. »Hältst du das für klug?«
    Gibb lachte kurz. »Entspann dich, ich bin kein Idiot. Sie wird in nichts Wichtiges eingeweiht, bis wir sicher sein können, daß sich ihre Ansichten völlig mit unseren decken.«
    Â»Und du glaubst wirklich, daß das irgendwann der Fall sein wird?«
    Â»Ja«, antwortete Gibb, ohne zu zögern. »Sie ist immer noch voll mit der liberalen Jauche, die man ihr von Kindheit an eingetrichtert hat. Aber ihre Oma wird nicht ewig leben. Wenn sie erst mal tot ist, wird sich Kendall immer mehr von ihrem Einfluß befreien.«

    Â»Und wenn nicht?«
    Â»Sie wird es«, widersprach Gibb scharf. Dann setzte er ein breites Lächeln auf und sagte freundlicher: »Aber solche Veränderungen kann man nicht herbeizwingen, Dabney. Wir müssen langsam vorgehen. Man kann diesem Mädchen nicht zuviel auf einmal zumuten. Dazu ist sie zu widerspenstig.« Er ballte die offene Hand zur Faust, und seine Augen begannen zu leuchten. »Aber denk nur, wie sie uns nutzen kann, wenn sie erst mal ganz zu uns gehört. Vertrau mir. Ich weiß genau, wie man mit ihr umgehen muß.«
    Er stand auf und zog seinen Freund aus dem Sessel. »Und wenn du jetzt nicht verschwindest, dann komme ich zu spät. Sie hat mich zum Abendessen eingeladen.«
    An der

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