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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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gehört, was der Richter gesagt hat«, schnaubte Matt. »Die Verhandlung ist geschlossen. Billy Joe ist unterwegs in den Knast.«
    Â»Das hat er ihr zu verdanken.« Luther schickte einen giftigen Blick zu Kendall hinüber. »Es geht ja gar nicht um dich, Matt. Es geht um deine Frau. Ihr haben wir es zu verdanken, daß unser kleiner Bruder jetzt eingelocht wird.«
    Â»Euer kleiner Bruder hat es sich selbst zu verdanken, daß er in den Knast kommt, weil er diese CDs klauen wollte. Abgesehen davon schlitze ich euch die Kehle auf, wenn ihr meiner Frau auch nur ein Haar krümmt.«
    Â»Matt, bitte.« Kendall humpelte auf sie zu.
    Der Zwischenfall hatte Zuschauer angelockt. In den Türen zum Gerichtssaal drängelten sich die Angestellten, die der Lärm aus ihren Büros gelockt hatte. Kendall wollte nicht, daß noch mehr Menschen Zeugen ihrer Niederlage wurden. Wenn sich herumsprach, daß ihr Mann ihr zu Hilfe gekommen war,
würde ihre Glaubwürdigkeit darunter leiden und die Menschen den Respekt vor ihr verlieren, den sie sich so mühsam erarbeitet hatte. Außerdem würde sie ihren Gegnern damit einen weiteren Beweis für deren Auffassung liefern, daß eine Frau einen so schweren Job nicht meistern kann.
    Sie legte die Hand auf Matts Arm und sah ihn flehend an. »Das hier ist meine Arena. Ich kann für mich selbst einstehen.« Sie merkte, daß ihm das nicht gefiel und er ihr widersprechen wollte. Ȇberlaß das mir, Matt. Bitte.«
    Er warf den Brüdern einen letzten, warnenden Blick zu und trat beiseite.
    Kendall baute sich vor ihnen auf. »Wenn Sie sich recht erinnern, habe ich Sie darauf hingewiesen, daß es ein Risiko bleibt, wenn er sich schuldig bekennt.« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Glauben Sie mir, ich bin genauso entsetzt und enttäuscht wie Sie.«
    Â»Wer’s glaubt ...«
    Kendall drehte sich zu der neuen Stimme um, die so weich und anschmiegsam war wie Stahlwolle.
    Im Gegensatz zu ihren hageren Nachkommen war Mrs. Crook eine füllige Erscheinung, deren massiger Rumpf aber eher aus Muskeln denn aus Fett zu bestehen schien. Sie trug ein formloses, schlechtsitzendes bedrucktes Baumwollkleid und Filzpantoffeln an den breiten, knorrigen Füßen. Das Leben hatte viele Falten in ihr ledriges Gesicht gekerbt. Ihre dünnen Lippen lagen zwischen tiefen Furchen, als hätte sie jahrzehntelang den Mund zusammengekniffen.
    Â»Es tut mir aufrichtig leid, Mrs. Crook«, sagte Kendall. »Der Fall hat sich nicht so entwickelt, wie ich erwartet habe.«
    Â»Ihretwegen muß mein Baby jetzt ins Gefängnis.«
    Â»Nur vorübergehend. Billy Joe hat sich nie zuvor etwas Schlimmes zuschulden kommen lassen. Man wird bestimmt
eine Bewährungsfrist empfehlen. Der Richter braucht sich zwar nicht nach dieser Empfehlung zu richten, doch ich bin sicher, daß er es tun wird.«
    Â»So, wie Sie heute sicher waren?« fragte sie höhnisch. Sie kniff haßerfüllt die Augen zusammen. »Es wird Ihnen noch leid tun, daß Sie uns aufs Kreuz legen wollten.«
    Sie sah an Kendall vorbei und gab ihren Söhnen ein Zeichen. Gehorsam stellten sich die beiden Männer neben sie, dann zogen die drei ohne ein weiteres Wort über den Mittelgang zum Ausgang ab. Die Zuschauermenge teilte sich, um sie durchzulassen.
    Zunehmend mutlos sah Kendall ihnen nach; heute morgen hatte sie sich Feinde gemacht. Menschen wie die Crooks vergaßen selten.
    Und sie verziehen niemals.
    Â 
    Burnwoods Sportartikelhandlung hatte noch zwanzig Minuten geöffnet, als Dabney Gorn hereinschlenderte. Gibb hob sein Kinn zu einem knappen Gruß, blieb aber bei dem Angler, dem er eben einen Satz Blinker verkaufte.
    Nach Abschluß des einträglichen Handels geleitete Gibb seinen Kunden zur Tür, schloß hinter dem Mann ab und hängte das »Geschlossen«-Schild ins Fenster. Er schaltete das Licht aus, während er durch den Laden ging, und gesellte sich dann zu seinem Besucher, der es sich im Hinterzimmer gemütlich gemacht hatte.
    Der Ankläger blätterte in einem Waffenkatalog und spuckte zwischendurch Tabaksaft in die riesige Kaffeekanne, die zu diesem Zweck im Hinterzimmer stand. »Das war vielleicht ein Schwätzer. Der hat dir fast ein Ohr abgequasselt, was?«
    Â»Es hat sich gelohnt. Er hat ordentlich eingekauft.« Gibb ließ sich in dem eingedellten Sessel gegenüber jenem nieder, in dem
Gorn

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