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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Kevin aus seinem Babysitz. »Es wird nicht lang dauern«, log sie. »Wartest du hier auf mich?«
    Â»Sicher. Ich lehne mich einfach zurück und genieße die Aussicht.«
    Es bestand keine Möglichkeit, an die Vorräte zu kommen, die sie im Kofferraum verstaut hatte. Vielleicht konnte sie auf dem Weg durch den Supermarkt ein paar Sachen zusammenraffen, allerdings blieb ihr nicht viel Zeit. »Kann ich dir was mitbringen?« bot sie ihm an, um möglichst wenig Verdacht zu erregen.
    Â»Ein Sechserpack Bier wäre nett.«
    Â»Welche Marke?«

    Â»Keine Ahnung. Aber das solltest du wissen, Liebling.«
    Sie ging nicht auf seinen Sarkasmus ein. »Ich weiß es auch. Bin gleich wieder da.«
    Während sie zum Eingang ging, spürte sie seine Augen wie Punktstrahler im Rücken. Sie zwang sich, langsam zu gehen und sich ihre Eile nicht anmerken zu lassen. Sobald sie im Gebäude war und wußte, daß er sie durch die verspiegelten Scheiben nicht mehr sehen konnte, lief sie an den Münzfernsprecher. Zum Glück hatte sie die Nummer auswendig gelernt.
    Â»Hallo?«
    Â»Mrs. Williams? Hier ist Mary Jo Smith. Ich habe Sie vor ein paar Tagen wegen des Wagens angerufen.«
    Â»Natürlich, ich warte schon auf Sie. Sie haben es sich doch nicht anders überlegt? Weil ich den anderen Interessenten gesagt habe, der Wagen sei schon verkauft.«
    Â»Nein, nein, ich habe es mir nicht anders überlegt. Es ist nur so, daß ... Ich habe Ihnen doch erklärt, daß mein Wagen schon aus dem letzten Loch pfeift. Und jetzt ist er mir abgestorben und will einfach nicht mehr anspringen. Ich sitze fest und kann nicht zu Ihnen nach Hause kommen. Ich habe mein Baby dabei und – ach, ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.«
    Sie ließ ihre Stimme beben, als wäre sie völlig verzweifelt und hilflos.
    Â»Du meine Güte! Also ...« Mrs. Williams klang mitfühlend, aber auch mißtrauisch. Wahrscheinlich hatte man sie vor Trickbetrügern gewarnt, die sich ältere Witwen als Opfer suchten. »Eigentlich könnte ich mit dem Auto auch zu Ihnen fahren.«
    Â»Aber nein, das kann ich unmöglich verlangen! Nein, nein, am besten, ich ... hmm. Lassen Sie mich einen Augenblick überlegen.«
    Kendalls Taktik ging auf. »Es macht mir wirklich keine Umstände«, widersprach Mrs. Williams. »Wo sind Sie jetzt?«

    Sie gab ihr den Namen der Tankstelle, an der sie soeben vorbeigefahren waren, wenige Meter von dem Supermarkt entfernt.
    Â»Das ist nur fünf Minuten von meinem Haus«, erklärte Mrs. Williams erfreut. »Ich fahre mit dem Auto zu Ihnen, wir schließen den Handel ab, und danach können Sie mich wieder bei mir absetzen.«
    Â»Ich möchte Ihnen wirklich keine Umstände machen.«
    Â»Ach, ist doch nicht der Rede wert. Ich will das Auto doch verkaufen.«
    Â»Und ich möchte es gerne haben. Unbedingt sogar.«
    Das zumindest war wahr. Inzwischen hatte Jim Pepperdyne vielleicht den Mann in Stephensville gefunden, von dem sie den jetzigen Wagen hatte. Sie mußte ihn loswerden und sich einen anderen zulegen, bevor sie sich auf die Highways durch Dixieland wagte.
    Mrs. Williams wiederholte noch einmal Zeit und Ort der Verabredung. »Also gut, ich werde dort sein. In fünf Minuten.« Kendall hängte den Hörer ein und begab sich auf den Weg zum Ausgang auf der Rückseite des Supermarktes.
    Die automatische Tür rauschte auf, und Kendall blieb wie angewurzelt stehen.
    Â 
    Sein Bein schmerzte, weil es sich während der langen Fahrt in den Ort verkrampft hatte, aber trotzdem würde er sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, möglicherweise etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
    Sobald Kendall außer Sichtweite war, öffnete er seine Tür und tastete nach den Krücken. Er kletterte hinaus und sah sich um.
    Sie hatte recht. Es war kein toller Ort. Er konnte eine Markentankstelle mit Werkstatt entdecken, ein Barbecue-Restaurant, einen Friseur und ... ein Postamt!

    Augenblicklich trat er den Marsch quer über den asphaltierten, glühendheißen Parkplatz an. Binnen nicht mal einer Minute war sein Hemd schweißdurchtränkt, und seine Muskeln zitterten vor Erschöpfung. Herrgott, wie haßte und verabscheute er es, so schwach zu sein!
    Aus dem Augenwinkel sah er einen Jungen, der per Fahrrad vorbeizischte. »He, du da!« rief er.
    Der Junge, den er auf etwa zwölf

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