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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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gesehen hatte, bemüht, das Geschehen so sachlich und exakt wie möglich wiederzugeben und immer gefaßt zu klingen. »Diese Lichtung befindet sich tief in einem abgelegenen Waldstück. Man schlachtet dort Schweine. Und offenbar«, ergänzte sie mit bebender Stimme, »nicht nur Schweine.«
    Weil ihr auffiel, daß er die ganze Zeit über kein Wort gesagt hatte, hielt sie inne. »Sind Sie noch dran?«
    Â»Ja, bin ich. Es ist bloß... Also, Madam, das hört sich ja nach einer ziemlichen Horrormeldung an. Haben Sie die örtliche Polizei über diese angeblichen Morde unterrichtet?«
    Â»Die steckt mit drin.«
    Â»Die Polizei auch? Ich verstehe.«
    Offenkundig verstand er überhaupt nichts. Er ließ sie auflaufen. Wie konnte sie ihn nur davon überzeugen, daß sie kein Fall für den Psychiater war? Energisch strich sie sich das Haar zurück und nahm noch einen Schluck Cola. Ihre verspannten Muskeln schmerzten, als hätte ihr jemand ein Messer zwischen die Schultern gerammt. Sie war mehr als hundertfünfzig Meilen gefahren, bevor es ihr sicher genug erschienen war, anzuhalten. Und die ganze Zeit über hatte sie genausooft in den Rückspiegel wie auf die Straße vor dem Auto geblickt.
    Wann würde Matt wieder zu Bewußtsein kommen und die anderen Mitglieder der Bruderschaft warnen, daß sie ihnen auf die Schliche gekommen war? Oder wann würde seine Leiche entdeckt, falls sie ihn mit dieser Vase erschlagen hatte? Hoffentlich nicht vor acht Uhr morgen früh, wenn Gibb eintraf, um Waffeln zu backen. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon nach zwei Uhr nachts. Allmählich wurde die Zeit knapp.
    Â»Ich habe Ihnen gesagt, daß das unglaublich klingen würde.«
    Â»Sie müssen zugeben, daß es sich ein bißchen weit hergeholt anhört. Soweit ich Prosper kenne, ist es ein netter kleiner Ort.«
    Â»Das könnte man glauben, aber der unschuldige Schein trügt. Ich weiß ja, daß Sie sich jeden Tag von irgendwelchen Verrückten Schauermärchen anhören müssen, aber ich schwöre Ihnen, dies ist die Wahrheit. Mit eigenen Augen habe ich gesehen, wie dieser Junge ans Kreuz genagelt wurde.«
    Â»Beruhigen Sie sich, Mrs. Burnwood. Es bringt uns nicht weiter, wenn Sie jetzt hysterisch werden.«
    Â»Es bringt uns auch nicht weiter, wenn Sie mir nicht glauben.«
    Â»Ich glaube Ihnen ja...«
    Â»Was werden Sie also unternehmen?«
    Â»Sie haben da ein paar ziemlich wichtige Leute aufgezählt«, wand er sich. »Einflußreiche Bürger.«
    Â»Meinen Sie, das wäre mir nicht klar? Ich konnte erst selbst nicht glauben, wer da alles mit drinsteckt. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto logischer erscheint mir der Tatbestand.«
    Â»Wieso das denn?«
    Â»In dem Ort herrscht eine eigenartig suggestive Atmosphäre. Ich kann sie nicht genau beschreiben, aber ich habe sie gespürt, seit ich dorthin gezogen bin. Diese Menschen sind keine herumpöbelnden Skinheads. Sie sind auch nicht so aggressiv wie die bekannteren Neonazi-Organisationen. Aber sie pflegen das gleiche Gedankengut.«
    Â»Das klingt beunruhigend.«
    Â»Vor allem, da sie nur verdeckt operieren. Sie sind schwer zu fassen, man sieht ihnen ihr Wesen nicht an. Es sind Männer in verantwortungsvoller Position, keine kahlgeschorenen Schreihälse, die sich Hakenkreuze in die Stirn ritzen. Sie tragen keine Umhänge oder spitzen Hüte. Sie halten keine Versammlungen ab, auf denen sie rassistische Parolen brüllen und die Herrschaft der Weißen predigen. Wenn ich es mir recht überlege,
muß man mehr als nur weiß sein, um ihren Anforderungen zu genügen. Billy Joe Crook ist weiß. Und Bama war es auch.«
    Â»Billy Joe Crook?«
    Sie erzählte ihm von dem jugendlichen Straffälligen und seinem »Unfall«. »Ich vermute, in den Augen der Bruderschaft muß man weiß und erwählt sein«, erklärte sie mit kaum verhohlenem Abscheu.
    Der FBI-Beamte atmete tief durch. »Sie hören sich eigentlich ganz vernünftig an, Mrs. Burnwood. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie sich das alles nur ausgedacht haben. Ich werde einen Bericht verfassen und mal sehen, was ich tun kann.«
    Â»Danke, aber ein schriftlicher Bericht wird nicht reichen. Ich kann mich erst wieder sicher fühlen, wenn sie alle hinter Gittern sind.«
    Â»Wahrscheinlich haben Sie recht, aber bevor wir

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