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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Ich...«
    Â»Red schon, Kindchen. Ich kann dich kaum hören. Du klingst wie aus einem tiefen Brunnen.«
    Ein grauer Sedan bog vom Highway ab auf den Parkplatz vor dem Motel gegenüber. Agent Braddock kam eine halbe Stunde zu früh.
    Â»Kendall? Bist du noch dran?«
    Â»Ja, ich bin dran. Warte mal.« Sie ließ den Wagen nicht aus den Augen, der langsam an den Apartmenttüren vorbeirollte. Vorne saßen zwei Männer. Braddock hatte nichts davon gesagt, daß er jemanden mitbringen wollte, aber arbeiteten FBI-Agenten nicht immer im Team?
    Â»Kendall, deine Oma will mit dir reden.«
    Â»Nein, warte. Bleib daran, Ricki Sue. Hol dir was zu schreiben. Schnell.«
    Der Sedan blieb vor Apartment 103 stehen. Ein großer,
schlanker, grauhaariger Mann stieg aus. Er trug die typische FBI-Uniform: eine Sonnenbrille und einen dunklen Anzug mit weißem Hemd. Er sah sich um und trat klopfend und wartend an die Zimmertür. Dann drehte er sich zum Wagen um und zuckte mit den Achseln.
    Â»Kendall ! Jetzt sag schon, was ist eigentlich los?«
    Der zweite Mann stieg auf der Beifahrerseite aus dem Auto. Es war Gibb Burnwood.
    Â»Ricki Sue, hör mir zu. Keine Fragen, bitte. Dafür ist jetzt keine Zeit.« Sie ratterte eine Reihe Anweisungen im Telegrammstil herunter, ohne die beiden Männer aus den Augen zu lassen, die auf der anderen Seite des dicht befahrenen Highways standen. »Hast du das?«
    Â»Ich hab’s in Steno mitgeschrieben. Aber kannst du mir nicht verraten...«
    Â»Nicht jetzt.«
    Kendall legte auf. Das Herz schlug ihr im Hals. Agent Braddock und Gibb besprachen sich vor ihrem Motelzimmer. Sie hatten sie noch nicht gesehen, aber hatten auch noch nicht richtig Ausschau gehalten. Sie brauchten nur zu dem Cafe herüberzusehen, um sie zu entdecken.
    Der Beamte zog etwas aus seiner Sakkotasche und beugte sich über den Türgriff. Sekunden später schwang die Tür zu Zimmer 103 auf. Die beiden Männer verschwanden.
    Kendall stürzte aus der Telefonzelle und tauchte in eine schmale Gasse zwischen dem Café und einem Tierfutterladen. Während sie zwischen den Gebäuden hindurchrannte, störte sie eine Katze auf, die im Müll nach einem Frühstück suchte, aber sonst begegnete ihr niemand. Auf der anderen Seite mündete der Durchgang in einen kleinen Parkplatz hinter einer Reihe niedriger Gewerbebauten. Dort hatte sie am Abend zuvor ihren Wagen abgestellt. Da war ihr diese Vorsichtsmaßnahme fast
übertrieben erschienen. Jetzt dankte sie dem Himmel für ihre Umsicht.
    Ã„ngstlich darauf bedacht, weder zu schnell noch zu langsam zu fahren, bog sie ziellos in eine Straße ein. Sie folgte der Straße durch eine Wohngegend, an dem Footballstadion der Fighting Trojans vorbei und dann aus dem Ort hinaus, bis die Straße zu einer Landstraße wurde, die sie irgendwohin führen würde.
    Oder nirgendwohin.

25. KAPITEL
    Sie trafen sich in dem Motel in Chattanooga, das Kendall Ricki Sue während des kurzen Telefonats am Morgen genannt hatte. Ihre Großmutter drückte sie an ihren dürren Leib und strich ihr übers Haar. »Meine Liebe, ich bin ganz krank vor Angst. Was hast du jetzt schon wieder angestellt?«
    Â»Wieso gehst du davon aus, daß ich etwas angestellt habe?«
    Â»Das lehrt mich die Erfahrung.«
    Kendall lachte und schloß ihre Großmutter fest in die Arme. Sie war überglücklich, die alte Dame zu sehen, aber es erschreckte sie, wie sehr sie seit ihrem letzten Besuch gealtert war. Ihre Augen strahlten allerdings so hell und lebendig wie eh und je.
    Ricki Sue hätte Kendall beinahe zu Tode gequetscht, als sie sich umarmten. »Also«, erklärte sie maulend. »Gestern abend hast du mich von einem echten Hengst gezerrt. Heute morgen hast du mich mit Maschinengewehr-Feuerbefehlen beschossen. Dann bin ich gefahren, bis mir die Pobacken eingeschlafen sind. Ich möchte wirklich gerne wissen, was, zum Henker, eigentlich los ist.«
    Â»Ich kann verstehen, daß du dich ärgerst. Es tut mir leid, daß ich euch solche Umstände gemacht habe, und danke von tiefstem Herzen für alles, was ihr getan habt. Ich glaube, ihr werdet die Zusammenhänge verstehen, wenn ich es euch erklärt habe. Es braucht allerdings etwas Zeit. Bevor ich damit anfange – seid ihr sicher, daß euch niemand gefolgt ist?«
    Â»Wir sind so oft durch diese Stadt gekurvt, daß uns ganz schwindlig ist.

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