Die Zitadelle des Autarchen
über der braungebrannten Brust. Sie hatten, wie ich glaubte, bessere Reittiere als die meisten von uns. Bewaffnet waren sie mit mannsgroßen Spießen, die sie größtenteils quer über den Sattel trugen. Jeder hatte einen kleinen, am Oberarm festgeschnürten Kupferschild. Ich hatte keine Ahnung, aus welcher Gegend der Republik diese Männer stammen könnten; aus irgendeinem Grund, vielleicht nur wegen ihrer langen Haare und bloßen Brust, hielt ich sie für Wilde.
Waren sie das, so war das braunhäutige, gebückte und zottelige Fußvolk, das sich zwischen ihnen tummelte, etwas noch Niedrigeres. Obgleich ich es nur flüchtig zwischen den Bäumen zu sehen bekam, hatte ich den Eindruck, daß es ab und zu auf allen vieren lief. Gelegentlich ergriff einer davon offenbar das Zaumzeug eines Reiters, wie ich zuweilen Jonas’ Halfter gehalten hatte, wenn er seinen Merychippus ritt; aber wann immer das geschah, schlug der Reiter mit dem Stiel seiner Waffe seinem Kameraden kräftig auf die Hand.
Eine Straße verlief durch den Talgrund zu unsrer Linken; und auf ihr und zu beiden Seiten davon zog eine Truppe, die viel größer als unsere Kolonne, die wilden Reiter und ihre Kameraden zusammen war: Bataillone von Peltasten mit glänzenden Lanzen und großen durchsichtigen Schilden; Hobiler auf tänzelnden Rossen, Bogen und Pfeilköcher überkreuzt auf dem Rücken tragend; leichtbewaffnete Cherkajer, deren Züge ein Meer von Federn und Fahnen waren.
Ich wußte nichts über den Mut all dieser fremdartigen Krieger, deren Kamerad ich mit einemmal geworden war, vermutete aber insgeheim, daß er nicht größer sei als der eigene. Jedenfalls schienen sie mir eine schwache Verteidigung gegen die munteren Punkte auf der anderen Seite.
Das Feuer, dem wir ausgesetzt waren, wurde stärker, und soweit ich sehen konnte, standen unsere Feinde gar nicht unter Beschuß.
Noch vor wenigen Wochen (obschon ich nun das Gefühl hatte, mindestens ein Jahr liege nun dazwischen) hätte ich Blut und Wasser geschwitzt beim Gedanken, man würde auf mich feuern mit einer solchen Waffe, wie Vodalus sie an jenem nebligen Abend in unserer Nekropolis benutzt hatte – womit ich meine Geschichte begonnen habe. Die Geschosse, die uns um die Ohren flogen, ließen diesen einfachen Strahl so läppisch erscheinen wie die glänzenden Kugeln, welche die Schützen des Hetmans mit ihren Zwillingsbögen verschleudert hatten.
Ich hatte keine Ahnung, womit diese Geschosse abgefeuert wurden, und wußte nicht einmal, ob es sich um bloße Energie oder irgendwelche Projektile handelte; wenn sie allerdings zwischen uns einschlugen, so entluden sie sich als langgestreckte Explosion. Obgleich sie erst mit dem Aufschlagen sichtbar wurden, pfiffen sie beim Heranfliegen; anhand dieses Pfeiftons, der nicht länger als einen Augenblick dauerte, konnte ich bald erkennen, wie weit entfernt das Geschoß niederginge und wie stark die geschweifte Detonation wäre. Bliebe der Ton gleich wie der Laut der Stimmpfeife eines Koryphäen, wäre der Einschlag in einiger Entfernung. Stieg er aber rasch an, als würde ein Tenor plötzlich von einem Sopran abgelöst, wäre die Aufprallstelle nah; und obschon nur die lautesten der monotonen Geschosse gefährlich waren, forderte ein jedes, das ein Kreischen anstimmte, wenigstens einen Kameraden und oft mehrere.
Es schien purer Wahnsinn, wie wir einfach weiterzutraben. Wir hätten uns verteilen oder absteigen und hinter den Bäumen Schutz suchen sollen; und wenn einer von uns das getan hätte, wären wohl alle anderen seinem Beispiel gefolgt. Mit jedem neuen Geschoß, das heransurrte, wurde ich fast zu demjenigen. Aber Mal um Mal hielt mich die Erinnerung an die Angst, die ich vorher gezeigt hatte, an meinem Platz. Laufen die anderen davon, laufe ich mit; aber ich werd’ nicht als erster laufen.
Unweigerlich flog schließlich ein Geschoß parallel zu unserer Kolonne heran. Sechs Kavalleristen wurden zerfetzt, als hätten sie eine kleine Bombe am Leib getragen; es zerbarsten, rote Güsse verspritzend, dem ersten der Schädel, Nacken und Schultern dem zweiten, die Brust dem dritten, der Bauch dem vierten und fünften und der Unterleib dem sechsten, woraufhin das Geschoß in den Boden fuhr und eine Fontäne aus Erde und Steinen in die Höhe schleuderte. Die Männer und Tiere gegenüber denjenigen, die auf diese Weise starben, kamen ebenfalls um, teils von der Wucht der Explosion, teils vom Splitterhagel der Glieder und Waffen der anderen
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