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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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der Reprint eines Buches mit dem Titel »Das Diner – Service und Arrangement«, geschrieben von Robert Stutzenbacher, einem Hotelier in Leipzig. Das Original erschien im Jahr 1895. Über dieses Buch wäre die obenerwähnte Hoftafelaufseherin sicher mehr als erfreut gewesen: Stutzenbacher läßt kaum eine Frage rund um Tischsitten, das Decken einer Dinertafel oder die Zusammenstellung von Menüs offen. Er zeigt die Unterschiede zwischen einem englischen, einem französischen und russischen Service auf. Seine Tips in bezug auf die Tischwäsche umfassen beispielsweise folgenden Rat:
    Â»Das kunstvolle Brechen der Servietten kann, mag es auch zur Verzierung der Tafel beitragen, nicht empfohlen werden. Es ist nicht Jedermanns Sache, mit einem Tuche, das ein Kellner oder Diener in seinen oft nicht tadellos reinen Händen herumgeknetet und verarbeitet hat, sich den Mund abzuwischen. Eine einfache hübsche Faltung oder eine sogenannte Bischofsmütze genügen.«
    Auch gibt der Autor detaillierte Auflistungen, welche und wie viele Schüsseln, Teller, Gläser und Bestecke für welche Art von Einladungen unbedingt vonnöten sind. Er rät, das Menü rechts neben das Couvert, sprich das Besteck, zu legen. Und er findet es schön, vor jedes Couvert ein kleines »Blumenglas« zu stellen mit Blumen fürs Knopfloch des Herrn oder einem »Bouquetchen« für die Dame. Eine hübsche Idee, finde ich!
    Das Buch ist nicht nur äußerst amüsant und informativ geschrieben, sondern auch noch mit zahlreichenZeichnungen, Illustrationen und einigen Fotografien wundervoll ausgestattet! Sie merken schon: Recherche dieser Art bedeutet keineswegs trockene Lektüre, sondern herrlichen Lesespaß! Und ist für mich als Autorin historischer Romane die Grundlage für das Verständnis des Lebensgefühls vergangener Zeiten. Denn gerade im Bereich Tischkultur hat sich einiges geändert:
    Spezielle Tafelservice für spezielle Anlässe beziehungsweise Gäste? Hier haben wir wirklich ein Beispiel für die »gute alte Zeit« … Kaum jemand kann aus einem so reichhaltigen Fundus schöpfen, sogar das »Sonntagsservice« unserer Großeltern ist nur noch in wenigen Haushalten erhalten geblieben! »Weiß mit Goldrand« – so hat es bei uns ausgesehen, daran kann ich mich noch gut erinnern. Wurde der Tisch damit gedeckt, stand ein festlicher Anlaß ins Haus, das war sogar uns Kindern klar, ohne daß uns dies jemand extra hätte erklären müssen.
    Heutzutage ist es üblich, mit einem, maximal zwei Tafelservicen sämtliche Speisen, angefangen beim Frühstück bis hin zum festlichen Mehrgangmenü, zu servieren. Kompotteller, Austerngabeln, Sardinengabeln, Tafelaufsätze, Mundspüler oder Senfgefäße sind Relikte vergangener Zeiten. Und was, bitte schön, ist ein Kandelaber? Stutzenbachers Anleitungen zum Decken eines Tisches wären für die meisten Gastgeber unverständliches, nicht umsetzbares Kauderwelsch … Dabei ist es gerade in unseren Zeiten von Finger- und Fastfood, von Imbißbuden und Selbstbedienungsbäckern eine Freude, überhaupt an einem gedeckten Tisch essen zu dürfen!
    Ganz düster würde ich den Verfall der alten Tischsitten jedoch gar nicht sehen wollen. Denn neben einigem Prunk und Pomp sind ja auch allzu strenge Regeln weggefallen. Essen ist heutzutage entspannter und lustvoller als »bei Königs« oder auch im Bürgerhaushalt der Biedermeierzeit.Eine aufrechte Haltung ist zwar nach wie vor erwünscht, gleichzeitig darf heutzutage bei Tisch gesprochen und gelacht werden, Kinder sind gerngesehene Gäste und werden nicht während des Essens in irgendwelche Hinterzimmer verbannt, und längst ist es nicht mehr der am höchsten Gestellte, der bei den Speisen zuerst zugreifen darf. Stehen die Speisen erst einmal auf dem Tisch, darf der Gast sich auch einmal selbst bedienen und ist nicht mehr auf das Wohlwollen der Bedienungen angewiesen.
    Aus dem 19. Jahrhundert, als es nicht nur in den hohen Ständen, sondern auch im Bürgertum üblich war, Dienstmädchen zu beschäftigen, stammt folgender Spruch:
    Â»So nett und so blank wie im Walde das Reh,
das Häubchen, die Schürze so weiß wie der Schnee,
so sauber die Hand und so rein das Gedicht,
dann mundet von ihr auch das schmalste Gericht.«
    Die – zumeist weibliche –

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