Die Zuckerbäckerin
Ãpfeln zu Tisch bringen.
Hört sich sehr lecker an, ist es auch! Aber genausogut hätte Eleonore von Ãpfeln mit einer Calvados-SoÃe träumen können. Oder von Apfel-NuÃ-Pfannkuchen. Solange die Zutaten geschmacklich zueinander passen, sind der eigenen Phantasie in der Küche kaum Grenzen gesetzt! Voraussetzung dafür ist jedoch, daà man die Eigenheiten der verwendeten Lebensmittel kennt.
Um beim Beispiel der Rotweinäpfel zu bleiben:
Wie lange müssen Ãpfel kochen, bis sie gar, aber nicht zu Mus verkocht sind? Kann ich für diesen Garprozeà einenTopf nehmen oder wären eine Auflaufform und das Ofenrohr besser geeignet? Wieviel Rotwein muà ich angieÃen, damit er am Ende der Garzeit verkocht ist und nicht als unschöne Suppe die Ãpfel überschwemmt?
Ãberhaupt, der Wein! Was passiert mit ihm, wenn er erhitzt wird? Verfliegt sein Geschmack? Wird er sauer? Nehme ich besser gleich einen SüÃwein wie Sherry oder Port?
Gegensätze ziehen sich an â dies ist auch in der Küche der Fall. Wo mit Zucker oder Honig gearbeitet wird, kann ein wenig Zitronensaft nicht schaden. Viel SüÃe verträgt aber auch einen Hauch Bitteres â nicht umsonst tauchen in vielen Backrezepten Bittermandeln als Aromastoff auf.
Ein wenig optisches Vorstellungsvermögen beim Kreieren neuer Rezeptideen ist ebenfalls von Vorteil: Wie sehen die fertig gekochten Ãpfel aus? Nehmen sie die rote Farbe des Weines an? Oder verleihen die Datteln und Rosinen dem Ganzen womöglich ein unansehnliches Braun? Nicht immer gelingt gleich der erste Versuch, manchmal heiÃt es auch, einige Zutaten beim zweitenmal durch andere zu ersetzen.
Wer nach Kochbuch kocht und bäckt, braucht sich um Mengenverhältnisse keine Gedanken machen, diese sind vorgegeben. Wer selbst Rezepte kreiert, dagegen schon: Wie viele Rosinen, Walnüsse und Datteln benötige ich pro Apfel? Ab welcher Menge überdecken diese Beigaben den Eigengeschmack der Ãpfel?
Daà die Zutaten geschmacklich zueinander passen, sich gegenseitig ergänzen sollen, habe ich schon angesprochen. Ich finde es auÃerdem wichtig, daà sie von der Textur her zueinander passen: Das weiche Fleisch der Ãpfel und die kernigen Nüsse â diese Kombination paÃt wunderbar! Ohne die Nüsse bestünde das Rezept jedoch nur aus musigen, verkochten Zutaten, was für meinen Geschmack viel weniger schön wäre.
Anregungen für neue, eigene Rezeptideen kann man sich sehr gut beim Lesen von Koch- und Backbüchern holen. Oftmals reicht es schon aus, einige wenige Zutaten zu verändern, in unserem Beispiel also den Rotwein durch WeiÃwein oder Calvados zu ersetzen â und schon entsteht ein Gericht mit komplett anderer Note!
Heutzutage wird ständig und überall von der Entfaltung der eigenen Talente gesprochen, von Selbstverwirklichung und dem kreativen Ich, welches in unserer bürokratisierten, technokratischen Umwelt verlorengeht. Mannigfaltige Kurse und Seminare werden besucht, Ratgeber gelesen und viel Geld dafür ausgegeben, um einen Ausgleich zum oftmals streng konformen, nüchternen Arbeitsalltag zu schaffen. Das alles können Sie leichter haben: Gehen Sie in die Küche, nehmen Sie ein paar frische Eier, Zucker, ein Pfund Mehl, etwas Butter oder Quark und überlegen Sie sich, was Sie mit diesen Zutaten so alles anstellen wollen!
Sie werden sehen: Je mehr Erfahrung man in der Küche sammelt, desto gröÃer wird der SpaÃ. Irgendwann geht es längst nicht mehr um das Endprodukt allein, sprich um den Kuchen fürs Kaffeekränzchen, sondern um den Prozeà des Kreierens selbst!
Um Kreieren und Kreativsein geht es auch in der folgenden Textpassage:
â¦Â Wie jeden Tag hatte die Hoftafelvorsteherin das für den jeweiligen Anlaà gewünschte Service auf speziellen Anrichtetischen herauslegen lassen, so daà Eleonore nur noch die benötigten Gebäckschalen und Platten wegnehmen muÃte. Das heutige Porzellan war mit einem bäuerlichen Blumenmuster verziert, in der Mitte der Teller war jeweils ein Korb mit Obst abgebildet, um den sich grünes Weinlaub rankte. Angesichts des rustikalen Musters und der Art vonLilis SüÃspeise vermutete Eleonore, daà es sich bei Katharinas Gästen heute um niedriger gestellte Adelsleute oder Bürgerfrauen handeln muÃte â¦
In meinem Bücherschrank befindet sich unter anderem
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