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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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Feiertagen, weshalb Cotters Rock Dental ganz normal geöffnet hatte. Alder würde zu Hause sein, und dennoch verspürte Dana eine gewisse Unruhe.
    »Kommen Sie etwas später, gehen Sie etwas früher«, schlug Tony vor. »Ich würde sogar auf das Vergnügen Ihrer Gesellschaft verzichten, wenn Sie in der Mittagspause heimgehen möchten. Machen Sie sich meinetwegen keine Gedanken – ich summe einfach vor mich hin und versuche nicht zu winseln«, neckte er.
    »Finden Sie nicht, dass ich eine leichtfertige Mutter bin, wenn ich sie allein zu Hause lasse?«
    »Nein, ich glaube, dass Sie Ihre Kinder über alles lieben und dass Sie einen leichten Hang zum Schwarzsehen haben, was meiner bescheidenen Meinung nach genau das richtige Rezept für eine hervorragende Mutter ist.«
    Dieser Mann ist einfach ein Schatz , dachte sie und ließ sich vorerst nur zu gern von ihm überzeugen.
    Der Junge, der Grady neulich vor der Schule umgeschubst hatte, kam an diesem Nachmittag zum Spielen. Er hieß Javier, »aber alle nennen mich Jav, das kommt von Javelot, weil ich wie ein Speer bin, der durch die Luft fliegt«, erklärte er Dana nüchtern.
    »Sie nennen dich so, weil du es so willst «, berichtigte ihn Grady.
    »Ja?«, sagte Jav.
    Sie jagten von einer Beschäftigung zur nächsten und hinterließen eine Spur aus verschwitzten Socken, Gummibändern, Yu-Gi-Oh!-Karten, schmutzverkrusteten Steinen und Monopolygeld. Um fünf Uhr rief Javs Mutter an, um zu fragen, wann sie ihn abholen solle. »Lassen Sie mich mit ihr reden, kann ich mit ihr reden, wenn Sie fertig sind, muss ich mit ihr reden«, rief Jav in einem fort, während beide Jungen ungeduldig zappelten. Eine Übernachtung bei Jav war rasch vereinbart. Dana fühlte sich nicht recht wohl dabei, Grady in einem fremden Haus übernachten zu lassen, aber die Verlockung, ihn am nächsten Tag, während sie arbeitete, unter Aufsicht von Erwachsenen zu wissen, verschleierte die Befürchtung, Javs Familie könnte einem Opferkult huldigen.
    Alder und Jet arbeiteten an einem Poster für den Wilderness Club. Genau genommen arbeitete Alder, deren Kopf dicht über dem Papier wippte, während sie Detail um Detail in die kunstvolle Landschaft einfügte. Jet aß Erdnussbutter aus dem Glas und gab Kommentare von sich wie: »Ungelogen, dieses Eichhörnchen sieht richtig boshaft aus.« Nach dem Abendessen gingen sie zu einem Spendenaktionstreffen beim Kassenwart des Clubs. »Wir müssen uns treffen , um über eine Spendenaktion zu reden«, erklärte Jet Dana ganz genau.
    Alder verdrehte die Augen. »Ich schlafe bei Jet«, sagte sie. »Bevor du zur Arbeit gehst, bin ich aber wieder da.«
    Morgan und Kimmi tauchten hin und wieder aus Morgans Zimmer auf, um sich einen Snack zu holen, an den Computer zu gehen, und ein Mal auch, um eine Runde um den Block zu drehen. »Ich ekele mich vor mir selbst, wenn ich mich nicht bewege«, hörte Dana Kimmi zu Morgan sagen, als sie sich die Stiefel anzogen. Nach dem Abendessen backten sie Brownies und aßen sie mit üppigen Eisportionen, während sie im Fernsehen Dirty Jobs – Arbeit, die keiner machen will schauten und sich, als Abwasserschlamm im Gesicht des Moderators landete, kreischend hintereinander versteckten.
    Um zehn Uhr scheuchte Dana sie nach oben ins Bett. Sie krochen in Schlafsäcke auf dem Fußboden, die Köpfe in der anheimelnden Dunkelheit auf demselben Kissen, als Dana ins Arbeitszimmer zurückging, um Rechnungen zu bezahlen. Falls sich in Kenneths beruflichen Perspektiven nicht eine sofortige, radikale Kehrtwende vollzog, würde Dana in absehbarer Zeit nicht wieder zur Nur-Hausfrau werden. Genau genommen war jetzt klar, dass das Polster seit Kenneths Auszug allmählich dünner geworden war. Zwei Häuser waren selbst für einen ordentlichen Gehaltsscheck eine Belastung, und Gürtel, die man hätte enger schnallen sollen, waren unangetastet geblieben. Trotzdem hätte sie ihren Kindern auf keinen Fall sagen können: »Nicht genug, dass euer Dad auszieht, ihr werdet auch nicht mehr all das machen können, was ihr bis jetzt gemacht habt, und nicht mehr alles bekommen können, was ihr bekommen habt. Es gibt keinen Streifen am Horizont, erst recht keinen silbernen.«
    Dana starrte an die Wand mit den Bildern, die Morgan und Grady für Kenneth gemalt hatten. Daddy lebt immer noch hier bei uns , schienen sie zu sagen. Ihr braucht euch um nichts zu sorgen . Sie stand auf, schob behutsam und liebevoll einen Finger unter die mit Tesafilm angeklebten Ecken jedes

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