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Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
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und dann gingen sie in den Behandlungsraum.
    Als er wieder herauskam, zeigte Dermott ihr seine Zähne. »Jetzt brauchen Sie praktisch eine Sonnenbrille, was?«
    »Marie ist die Beste«, sagte Dana nickend. Was für ein schönes Gesicht , dachte sie. So ausgemergelt und blass er war, Dermotts Humor und Freundlichkeit schienen immer noch durch. »Ich muss Sie fragen«, sagte sie zögerlich. »Es ist eine Standardfrage.«
    »Nächster Termin?« Er überlegte einen Moment. »Nein. Ich will nicht, dass eine dieser Erinnerungskarten rumliegt. Ich versuche, es ihr leicht zu machen. Na ja, so leicht wie möglich jedenfalls.«
    »Ich bin froh, dass Sie heute gekommen sind«, äußerte Dana vorsichtig. »Es klingt, als würde es ihr eine Menge bedeuten.«
    »Sie ist noch nicht so weit.« Für einen kurzen Augenblick starrte er ins Leere, dann richtete er den Blick wieder auf Dana. »Danke für alles, gute Hexe. Meine Chauffeurin wird jeden Moment hier sein.« Worauf er bedächtigen Schrittes hinausging.
    Bethany Sweet rief zurück, als Dana gerade Grady bei den Hausaufgaben half. Die leicht epileptischen Klänge von Morgans Cellospiel wehten aus ihrem Zimmer herunter. Dana überließ Grady seinen Additionen von zweistelligen Zahlen und ging ins Arbeitszimmer. Sie vereinbarten den nächsten Termin, und sie erzählte Bethany von dem Disney-Trip. »Ich glaube, das ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt«, schloss Dana. »Morgan braucht Stabilität, und ich möchte nicht, dass sie eine der wöchentlichen Stunden bei Ihnen versäumt.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Bethany. »Und für Morgan ist es wichtig, nicht das Gefühl zu haben, dass sie gezwungen wird mitzufahren. Im Augenblick scheinen so viele Dinge ihrer Kontrolle zu entgleiten – da würde ich nicht noch etwas hinzufügen wollen. Allerdings …« Es entstand eine kleine Pause, in der Dana spürte, dass ihre Nackenmuskeln sich anspannten. »Es könnte auch sehr gut für sie sein.«
    Nein! , dachte Dana, sagte aber: »Warum?«
    »Zunächst einmal, weil sie ihren Vater vermisst. Das bringen Kinder in diesem Alter oft nicht zum Ausdruck – manchmal wissen sie es selbst nicht einmal. Einen kleinen Hinweis habe ich aber bekommen, als sie sagte, ihre Lieblingsbeschäftigung sei das Cello, obwohl sie findet, dass sie es gar nicht besonders gut spielt. Warum sollte sie Gefallen daran haben? Dann sagte sie aber, es erinnere sie an eine männliche Stimme. Also sprachen wir darüber, und tatsächlich fehlt ihr Vater ihr sehr.«
    Ihr Golfball ist das Cello. Oh, lieber Gott.
    »Die Schule ist im Augenblick auch ziemlich hart«, fuhr Bethany fort. »In diesem Alter sind die Kids immer für eine gute Show zu haben, und die Sache mit Morgan scheint zurzeit leider die Hauptattraktion zu sein. Sie wird aber bald langweilig werden, oder irgendetwas anderes wird sie ablösen. Bis dahin hat Ihre Tochter jedoch eine Durststrecke vor sich. Zu wissen, dass sie nur noch eine Woche aushalten muss und dann nach Disney World fährt, könnte eine echte Rettungsleine für sie sein.«
    Natürlich wäre es das , dachte Dana mit wachsender Verzweiflung. Das ist genau das, was sie braucht .
    »So hatte ich es noch gar nicht gesehen«, sagte sie ruhig. »Und es wäre kein Problem, wenn sie einen Termin versäumen würde? Ich dachte, Beständigkeit sei in einer Therapie so wichtig.«
    »Was zählt, ist, wie Morgan sich dabei fühlt. Einen Termin zu versäumen ist ein kleiner Preis, wenn es ihr dafür eine Woche lang gutgeht. Es muss schlimm für Sie sein, dass sie an Thanksgiving weg ist. Morgan sagt, Sie beide sind sich nah.«
    An Thanksgiving weg. Beide Kinder .
    »Ich will nur das Beste für Morgan«, sagte Dana, die selbst die Benommenheit in ihrer Stimme hörte.
    »Das wollen gute Eltern immer.«
    »Ich dachte, mit deinem Wolfsreferat wärst du fertig«, sagte Dana. Um neun Uhr war es schon so lange dunkel, dass man sich vorkam wie mitten in der Nacht. Sie war überrascht, Morgan noch vollständig angezogen an ihrem Schreibtisch anzutreffen, wo sie in ein Schulheft schrieb.
    »Bin ich auch«, sagte Morgan. »Das hier ist nicht für die Schule. Es ist, äh … es ist eine Aufgabe. Von Bethany. Ich soll über mein Leben und so was schreiben.«
    Eine Aufgabe , dachte Dana, abermals beeindruckt von Bethanys Beobachtungsgabe. Wenn sie einfach vorgeschlagen hätte, Morgan solle ein Tagebuch führen, hätte es vermutlich nicht funktioniert. Aber eine Aufgabe – das war wie Balsam für

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