Die Zuflucht der Drachen - Roman
gar keine.«
»Wir wollen keine Pastetenfüllung werden«, protestierte Seth.
Thronis schürzte die Lippen. »Was dann? Ein Soufflé? Hmm. Du bringst mich da auf etwas.«
»Als Essen wären wir gleich verschwunden«, erklärte Seth. »Als Unterhaltung könnte der Spaß noch lange andauern.«
»Ein kluger Einwand«, gab der Riese zu. »Wie alt bist du, Seth?«
»Dreizehn.«
»Der Jüngste in der Gruppe, nehme ich an.«
»Genau.«
Der Riese legte die Stirn in Falten. »Du hast etwas Eigentümliches. Wenn du nicht so jung wärst, könnte man dich glatt für einen Schattenschmeichler halten.«
»Vertraue deinen Instinkten. Ich bin ein Schattenschmeichler.«
»Was erklären könnte, warum du Giganti sprichst.«
»Was sagt er?«, fragte Trask.
»Seth beherrscht die Sprache der Riesen«, erklärte Thronis hilfsbereit. »Um deiner Freunde willen werde ich versuchen, das Gespräch auf Englisch zu führen, Seth, aber anschließend werden wir uns in meiner Muttersprache unterhalten. Ich vermisse das Giganti sehr. Wo waren wir stehen geblieben? Pasteten? Soufflé? Nein, Unterhaltung. Mit dir Giganti zu sprechen, wäre in der Tat unterhaltsam, und es würde mich auch interessieren zu hören, wie ein Kind zu einem Schattenschmeichler geworden ist. Vielleicht könnte ich mich mit einer Fünf-Personen-Pastete und einer anregenden Unterhaltung als Beilage begnügen.«
»Nein«, widersprach Seth. »Tanu ist ein Tränkemeister. Mara kann wilde Tiere zähmen. Mehrere von uns sind Drachenzähmer. Gavin ist ein richtiger Profi. Wir könnten für dich mindestens genauso nützlich sein wie dieser Zwerg.«
»So nützlich wie Zogo? Vielleicht, aber es würde sich nicht so gut anhören. ›Der Zwerg des Riesen‹. Ich habe den Klang dieses Ausdrucks vom ersten Tag an genossen. Antworte mir, Seth: Wer, würdest du sagen, ist der Attraktivste deiner Gefährten?«
Seth warf einen Blick zu Mara hinüber. Mit nur einer einzigen Frau in der Gruppe war es eine einfache Entscheidung. »Mara.«
»Da würde ich dir zustimmen«, sagte Thronis entgegenkommend. »Ein Jammer, dass sie nicht ungefähr zehnmal größer ist. Oder vielleicht ist es auch gut so, wenn man bedenkt, welche Gefühle sie im Moment mir gegenüber hegen muss.« Der Riese stand auf und hob Mara hoch. Dann nahm er wieder Platz und setzte sie sich auf den Oberschenkel.
Sie starrte trotzig zu ihm empor.
»Du siehst wie eine Hopi aus.«
Mara gab keine Antwort, und Thronis musterte sie schweigend. »Keine große Rednerin, scheint mir. Bin ich nicht wilde Bestie genug für dich, um mich zu zähmen? Egal. Ich habe auch nicht auf dein Wort gewartet.« Er nahm ihren Kopf zwischen Daumen und Zeigefinger. »Seth, du hast Kampfgeist, eine Eigenschaft, die ich bewundere. Vielleicht könnte dein Elan helfen, einige deiner Freunde zu retten. Ich möchte, dass du mir in allen Einzelheiten erklärst, warum ihr hier in Wyrmroost seid. Solltest du das nicht tun, wird deine liebreizende Gefährtin eines unangenehmen Todes sterben. Und dann kommt der Nächste an die Reihe. Und noch einer. Sie alle, in schneller Folge. Aber nicht du. Dich werde ich für eine Weile behalten. Vielleicht kannst du mir helfen, den Pastetenteig zuzubereiten.«
Seths Gedanken überschlugen sich. War die Geheimhaltung ihrer Mission es wert, dass alle getötet wurden? Die Gesellschaft wusste bereits von dem Schlüssel. Navarog war an den Toren von Wyrmroost. Eine schnelle Entscheidung war gefragt. Wenn die Informationen sie vielleicht retten konnten, warum nicht damit herausrücken?
»In Ordnung«, sagte Seth. »Ich werde dir alles erzählen. Aber setz die Dame ab.« Er mied jeden Augenkontakt mit den anderen, weil er sich keine missbilligenden Blicke einfangen wollte.
»Eine ehrenwerte Entscheidung, junger Mann«, sagte Thronis und beugte sich herab, um Mara wieder herunterzulassen. »Tut mir leid, meine Liebe. Nimm es nicht persönlich. Ich bin nun einmal mit einer neugierigen Natur geschlagen. Komm her, Seth, ich will dich hier oben auf dem Tisch haben.«
Seth lief zu dem Stuhl hinüber. Thronis nahm ihn in seine riesige Hand und setzte ihn sanft auf den Tisch. Als Seth nach unten schaute, schienen die anderen weit weg, als stünde er auf einer hohen Klippe.
»Erzähl mir, was euch nach Wyrmroost geführt hat«, drängte Thronis.
»Wir sind hinter einem Schlüssel her.«
»Ein Schlüssel wozu?«
»Es ist der Schlüssel zu einem Gewölbe in einem verzauberten Reservat weit weg von hier.«
»Was befindet
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