Die Zuflucht der Drachen - Roman
sich in dem Gewölbe?«
»Ein Artefakt.«
»Welches Artefakt?«
Seth zögerte. »Wir sind uns nicht sicher. Wir glauben, es könnte sich um ein Ding handeln, das man den Translokator nennt. Das Artefakt ist einer der Schlüssel zu Zzyzx.«
»Oho«, stieß der Riese aus. »Und wie wird dieser Schlüssel zu Zzyzx uns vor den Dämonen schützen?«
»Auch andere sind hinter dem Schlüssel her«, erklärte Seth. »Böse Leute, die das Gefängnis öffnen wollen. Wir bringen den Schlüssel an einen anderen Ort, damit er versteckt bleibt.«
Thronis bedachte Seth mit einem misstrauischen Blick. »Und woher weiß ich, dass nicht ihr die Missetäter seid? Du bist schließlich ein Schattenschmeichler.«
»Gute Frage. Ich schätze, das ist schwer zu beweisen. Aber ich lüge nicht. Es ist der Grund, warum wir hier sind.«
Thronis ließ die Knöchel knacken. »Ihr seid also auf der Suche nach einem Schlüssel, um Zzyzx verschlossen zu halten. Habt ihr erwartet, diesen Schlüssel auf meinem Berg zu finden?«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Warum habt ihr dann den unklugen Fehler gemacht, in meine Nähe zu kommen?«
»Wir haben versucht, den Weg dorthin zu finden, wo der Schlüssel versteckt ist.«
»Und wo könnte das sein?«
»Wir sind uns … ähm … nicht ganz sicher.«
Der Riese fasste ihn prüfend ins Auge. »Du weichst aus. Stell meine Geduld nicht auf die Probe. Muss ich demonstrieren, dass es mir ernst damit ist, deine Freunde zu zerquetschen? Erzähl mir, was du darüber weißt, wo der Schlüssel, nach dem ihr sucht, versteckt ist.«
Seth seufzte. Er schaute zu seinen Freunden hinunter. Ihre Mienen waren undeutbar. Wenigstens war der Riese kein Drache. »Der Schlüssel ist im Drachentempel. Aber wir wissen nicht genau, wo der Tempel liegt. Ehrlich.«
Die Augen des Riesen blitzten auf. »Ihr wollt es mit den Hütern des Drachentempels aufnehmen?« Thronis wandte sich den anderen zu. »Ist dies im Scherz gesprochen, mein Herr Anführer?«
»Der Junge spricht die Wahrheit«, sagte Trask.
»Dann seid ihr mutiger als ich. Oder leichtsinniger. Oder einfach schlecht informiert. Hast du eine Ahnung, Seth, welch schwierige Aufgabe vor euch liegt?«
»So allmählich beginnt es uns zu dämmern«, antwortete Seth.
Der Riese lachte schallend. Seth sah schweigend zu. Als der Heiterkeitsausbruch abgeklungen war, wischte sich Thronis eine Träne aus dem Auge. »Schon allein für den Plan, in den Drachentempel zu gelangen, würde euch jeder Drache in Wyrmroost sofort erschlagen. Vom Versuch, ihn tatsächlich zu betreten, ganz zu schweigen. Und zu allem Überfluss wären da ja auch noch die drei unerbittlichen Wächter.«
»Was sind das für Wächter?«
Der Riese zuckte die Achseln. »Soviel ich weiß, ist der erste eine Hydra. Sie heißt Hespera. Was die beiden anderen Wächter betrifft, habe ich nicht die geringste Ahnung. Nicht, dass ihre Dienste in irgendeiner Weise vonnöten wären. Wie groß sind schon die Chancen, an einer Hydra vorbeizukommen?«
»Wir werden uns was einfallen lassen«, erklärte Seth unerschrocken.
Der Riese lachte abermals. »Köstlich. Ich bin wahrhaft amüsiert. Ich würde sogar das Wort entzückt benutzen. Dies ist weit besser als jede Pastete. Vielleicht sticht es sogar ein Soufflé aus. Die Absurdität des Ganzen ist einfach exquisit!«
»Ich werde oft unterschätzt«, bemerkte Seth.
Thronis fasste sich wieder. »Ich wollte dich nicht kränken. Anscheinend ist eure Not wahrlich groß, oder ihr würdet keine so verzweifelte Unternehmung in Angriff nehmen. Du bist dreizehn und ein Schattenschmeichler, was bedeutet, dass mehr in dir steckt, als man auf den ersten Blick sieht. Zweifellos haben deine Kameraden ihre eigenen verborgenen Talente. Trotzdem haben sich die Greife euch geschnappt! Wenn Drachen Habichte wären, wären Greife Spatzen. Und die Hydra wäre ein Habicht mit zwanzig Köpfen!«
»Wir müssen es versuchen«, erwiderte Seth schlicht.
»Ihr werdet es nur dann versuchen können, wenn ich mich dafür entscheide, euch nicht für ein Rezept zu verwenden«, betonte der Riese. »Es wäre eine Schande, so seltene Zutaten zu verschwenden. Aber vielleicht können wir eine Abmachung treffen.« Er strich sich über seine silberne Halskette. »Du siehst diesen Ring um meinen Hals?«
»Ja.«
»Du hast nicht zufällig mit Agad, dem Zauberer, gesprochen?«
»Doch.«
»Du hast mit ihm gesprochen?«, rief Dougan aus.
»Lange Geschichte«, gab Seth zurück.
Ohne die Unterbrechung
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