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Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Feenartigkeit zunutze zu machen, um verbrauchte magische Artefakte wieder aufzuladen? Würde er Wege finden, ihre Fertigkeiten dazu einzusetzen, den Menschen zu schaden, die sie liebte?
    Sie stellte sich vor, wie die falsche Kendra in ihrem Bett schlief. Was stellte sie wohl gerade an? Würde sie Seth oder ihren Eltern etwas zuleide tun? Angeblich hatte sie Zugang zu Kendras Erinnerungen. War sie schon dabei, Geheimnisse zu verraten? Kendra vergrub das Gesicht in den Händen. Bis der Sphinx eintraf, waren alle von ihr gehüteten Geheimnisse womöglich längst hinfällig geworden.
    Da hörte sie ein leises Klopfen an der Tür. Kendra sprang vom Bett auf und öffnete. Zwei alte Männer warteten draußen. Der eine saß in einem Rollstuhl, und der andere schob ihn.
    »Willkommen«, begrüßte sie der Mann im Rollstuhl. Sein weißes Haar war zerzaust. Er trug eine dicke Hornbrille, einen karierten Schlafanzug und Filzpantoffeln. Auf seinem Schoß lag eine gefaltete Zeitung.
    »Dürfen wir reinkommen?«, fragte der Mann, der den Rollstuhl schob. Leberflecken bedeckten seinen kahlen Schädel.
    »Was wollen Sie?«, fragte Kendra, ohne zur Seite zu treten.
    »Uns vorstellen«, erwiderte der Mann im Rollstuhl. »Wir sind deine neuen Nachbarn.«
    Der Mann hinter dem Rollstuhl senkte die Stimme. »Wir wissen einige Dinge, die dir nützlich sein könnten.« Er zwinkerte ihr zu.
    Kendra machte den Weg frei. »Ist es nicht schon etwas spät?«
    »Was kümmert uns die späte Stunde?«, knurrte der Mann im Rollstuhl. »Die Tage sind hier immer gleich. Man wird es leid. Ein neues Gesicht ist da eine willkommene Abwechslung.«
    Der kahlköpfige Mann schob den Rollstuhl in den Raum.
    »Ich bin Kendra.«
    »Haden«, sagte der Mann im Rollstuhl. »Der andere Tattergreis da ist Cody.«
    »Wir sind keine echten Tattergreise«, erklärte Cody. »Ich bin zweiunddreißig. Haden ist achtundzwanzig.«
    »Oh nein«, rief Kendra. »Sie hat Sie ausgesaugt! Wie hat es sich angefühlt? Darf ich das fragen?«
    »Der erste Biss geht schnell«, antwortete Cody. »Danach bist du gelähmt. Dann saugt sie sich richtig fest, und du spürst, wie das Leben aus dir fließt. Dein Körper welkt dahin. Fällt in sich zusammen. Es tut nicht weh, es ist wie ein Traum. Schwer zu beschreiben.«
    »Torina kann ziemlich gut Theater spielen«, warnte Haden. »Vertrau ihr nicht. Nicht eine Sekunde.«
    »Warum leben Sie hier bei ihr?«, fragte Kendra.
    »Wir sind Gefangene«, erklärte Haden. »Torina wählt ihre Opfer sorgfältig aus. Ich habe keine nahen Verwandten. Selbst wenn ich irgendwie hier rauskäme, wüsste ich alter Knacker gar nicht, wo ich hin sollte.«
    »Bei mir ganz dasselbe«, bestätigte Cody.
    »Also verhalten wir uns kooperativ«, sagte Haden resigniert. »Es ist besser als die Alternative.«
    »Man will ja nicht im Keller enden«, ergänzte Cody düster. »Einige der anderen Burschen, die in derselben Situation waren, sind dort unten gelandet. Nicht angenehm. Sie kommen nicht immer zurück.«
    »Wie viele von euch leben hier?«, fragte Kendra.
    Haden blies die Wangen auf und atmete langsam aus. »Im Moment sieben. Zwei im Keller. Einer auf dem Totenbett. Einer bleibt die meiste Zeit in seinem Zimmer. Stiller Typ. Und Kevin ist ihr Schoßhund. Hängt an ihren Lippen. Halt dich von ihm fern.«
    »Zwei weitere sind gestorben, seit ich hier bin«, fügte Cody hinzu.
    »Das ergibt keinen Sinn«, beschwerte sich Kendra. »Zusammengenommen sind das doch hunderte von Jahren Lebenskraft. Gibt es hier viele Lektoblixe?«
    »Nur sie«, sagte Haden. »Sie ist alt, und sie lässt nach. Wie ein Akku, der einmal zu tief entladen wurde. Jedes Jahr altert sie um, na ja, mindestens fünfundzwanzig Jahre?«
    »Eher dreißig«, meinte Cody.
    »Sie stiehlt uns vierzig oder fünfzig Jahre und verbraucht sie in weniger als zwei.«
    »Wie schrecklich«, murmelte Kendra.
    »Sie versucht, sich nicht zu überfressen«, erklärte Cody. »Sie hasst es, wenn sie neue Falten bekommt, aber wenn sie zu viele Menschen verschwinden lässt, muss sie die ganze Veranstaltung verlegen und sich einen neuen Unterschlupf suchen. Sie ist jetzt seit fast zwanzig Jahren hier, soweit wir das ermitteln konnten.«
    Haden nahm die Zeitung von seinem Schoß und schlug sie auf. »Sie ist auf der Jagd nach frischem Blut. Diese Annonce hat sie jetzt schon seit einer Woche in allen Regionalzeitungen laufen.« Er deutete auf eine Anzeige:
    Wohlhabende Witwe sucht jungen männlichen

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