Die Zuflucht der Drachen - Roman
in Fetzen und blutig; Tanu hielt einen Trank dicht vor seine Lefzen.
Die Beine des Wolfs gaben nach, und die Bestie sackte zu Boden, ein regloser Haufen Fell und Blut.
Das Armband an Seths Handgelenk fühlte sich mit einem Mal seltsam warm an. Er nahm es ab, gerade als es unerträglich heiß wurde und sich kaum mehr anfassen ließ. Seth schleuderte es weg und sah, wie es in einem Blitz verschwand, noch bevor es den Boden berührte.
»Seth?«, rief Oma aus. »Wo bist du denn hergekommen?«
»Der Goblin hatte eine Art Tarn-Armband, das unsichtbar macht. Es ist heiß geworden und hat sich zersetzt.«
»Anscheinend ist ihm die Energie ausgegangen«, meinte Oma. »Oder es könnte für den Fall, dass es gestohlen würde, durch einen Selbstzerstörungszauber geschützt gewesen sein.«
Warren und Tanu berieten sich kurz. Warren lief den Flur entlang in Richtung Foyer, während Tanu zu Oma und Seth ging. »Danke, dass du den Gargyl erledigt hast, Ruth«, sagte Tanu. »Er muss uns aus der Luft verfolgt haben, als wir aus Fabelheim weggefahren sind. Wir sind hier nicht sicher. Wir sollten unsere Sachen packen. Warren sieht gerade nach, ob die Luft rein ist.«
Eine ätherische Version von Kendra kam aus dem Zimmer geschwebt. Sie betrachtete den am Boden liegenden Gargyl und den Wolf.
»Keine Sorge, Kendra«, sagte Seth und fuhr mit der Hand durch ihren substanzlosen Körper. »Ich nehm deinen Koffer.«
KAPITEL 11
Ein unverhoffter Gast
K endra erwachte zwischen frischen Laken. Ihr Nacken war etwas verspannt, weil sie auf zu vielen Kissen geschlafen hatte. Die Jalousien waren heruntergezogen, und das Hotelzimmer war fast dunkel, doch konnte sie die Dusche laufen hören. Sie richtete sich auf und sah auf die Uhr. Das Display zeigte acht Uhr dreiundzwanzig.
Stöhnend räkelte sie sich. Sie waren in der vergangenen Nacht noch über eine Stunde gefahren, bevor sie ein neues Hotel gefunden hatten. Tanu und Warren hatten den riesigen Wolf und den Gargyl nach draußen geschleppt und sie in den Müllcontainer geworfen.
Der drahtige Goblin saß geknebelt und gefesselt in dem anderen Zimmer bei Seth und Warren. Tanu hatte ihnen einen zusätzlichen Schlaftrunk gegeben, den sie ihrem Gefangenen im Notfall verabreichen konnten. Diesmal lagen ihre Zimmer nicht nebeneinander, wenn auch auf demselben Flur.
Kendra hörte, wie die Dusche abgestellt wurde. Sie strampelte sich unter den eng um sie gewickelten Laken hervor und schlüpfte aus dem Bett.
»Wach?«, erkundigte sich Oma.
»Ja. Du auch?«
»Ich bin schon seit einiger Zeit wach und liege hier im Dunkeln. Irgendwie haben mich Hotelzimmer schon immer faul gemacht.«
Kendra zog die Jalousien hoch, und das fahle Licht eines wolkigen Tages drang ins Zimmer. »Hast du etwas von Opa gehört?«
»Er hat vorhin angerufen. Der Überfall auf den Sphinx ist gescheitert. Das Haus war leer, bis auf eine Reihe von Fallen und ein paar alte Männer.«
»Haben sie Haden gefunden?«
»Ja«, bestätigte Oma. »Mach dir um deine Freunde keine Sorgen. Die Ritter haben einen gut ausgestatteten Hilfsfonds für die Opfer derartiger Umstände eingerichtet.«
»Also haben sich der Sphinx, Torina und alle anderen aus dem Staub gemacht?«
»Sie sind spurlos verschwunden.«
»Haben sie den Stechbulbus mitgenommen?«, fragte Kendra.
»Es wurde zumindest keine falsche Kendra gefunden.«
»Wie war die Nacht der Wintersonnenwende?«
»Deinem Großvater zufolge laut und wild, aber sicher. Nach allem, was geschehen ist, wäre es vielleicht klüger gewesen, in Fabelheim auszuharren und den Aufruhr über uns ergehen zu lassen. Natürlich ist so etwas im Rückblick immer einfacher zu beurteilen.«
Tanu kam in T-Shirt und Shorts aus dem Bad. Sein Haar war feucht. »Wir haben es geschafft, und nun wartet ein neuer Tag auf uns«, sagte er mit einem breiten Lächeln.
»Gute Arbeit«, erwiderte Oma. »Stan meint, dass wir jetzt ruhig nach Hause fahren können.«
»Warren und ich haben das Hotel und seine Umgebung die ganze Nacht lang überwacht«, berichtete Tanu. »Es ist alles ruhig geblieben. Dass Seth den Goblin-Attentäter sehen konnte, hat ihren Plan gründlich vereitelt. Der Wolf und der Gargyl sollten ihm nur als Verstärkung dienen.«
»Glaubst du, wir sind sie endgültig los?«, fragte Oma.
»Sieht ganz so aus, als hätte die Gesellschaft unsere Spur verloren. Trotzdem, in Fabelheim sind wir sicherer.«
Oma stieg aus dem Bett. »Was ist mit dem Goblin?«
»Wir haben ihn hinten in den SUV
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