Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zuflucht der Drachen - Roman

Die Zuflucht der Drachen - Roman

Titel: Die Zuflucht der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penhaligon Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
Schnee mehr vom trüben Himmel, und Schneepflüge hatten die Straßen größtenteils geräumt. Dennoch fuhr Oma vorsichtig, als sie auf den Parkplatz des Courtesy Inn abbog. Auch bei mäßiger Geschwindigkeit war der SUV auf den eisigen Straßen mehrmals ins Rutschen gekommen.
    Das Courtesy Inn war ein großes, hölzernes Landhaus mit einem fast leeren, nur halb vom Schnee geräumten Parkplatz. Oma manövrierte den SUV in eine Parkbucht. Tanu ging zum Hotel, um einzuchecken und das Gebäude auszukundschaften, während die anderen im Auto warteten. Seth hoffte, dass Oma die Heizung herunterdrehen würde, aber aus den Lüftungsschlitzen strömte noch immer warme Luft.
    »Ich werde mitten im Winter an einem Hitzschlag sterben«, murmelte er. Es war seine dritte Beschwerde über die Temperatur. Oma ignorierte ihn. Er erwog kurz, als Zeichen des Protests sein Hemd auszuziehen.
    »Es ist ein wenig warm«, merkte Warren an.
    »In diesem Auto herrscht keine Demokratie«, erwiderte Oma.
    Ein paar Minuten später kehrte Tanu mit zwei Kartenschlüsseln zurück, sie nahmen ihre Taschen und gingen ins Hotel.
    Flammen tanzten in einem Kamin in der Eingangshalle, in der Luft lag der Zitronenduft von Reinigungsmitteln. Mit dem Aufzug fuhren sie in den ersten Stock und gelangten über einen mit Teppich ausgelegten Flur zu zwei nebeneinanderliegenden Zimmern.
    Warren trat als Erster ein und überprüfte den Raum gründlich, während die anderen im Flur warteten. Nach einer Zeit, die Seth ziemlich lange vorkam, kam er wieder heraus und schloss die zweite Tür auf. Oma, Tanu, Kendra und Seth gingen in das erste Zimmer.
    »Ich nehme das Rollbett«, bot Tanu an.
    »Ich bin kleiner«, entgegnete Kendra.
    »Ich bin der Sicherheitsdienst«, konterte Tanu. »Widersprich mir nicht.«
    Sie hatten vereinbart, dass Oma, Kendra und Tanu in diesem Raum schlafen würden, während Seth und Warren das angrenzende Zimmer nahmen. Seth wickelte gerade das winzige Stück Seife neben dem Waschbecken aus, als von der Tür, die die beiden Zimmer direkt miteinander verband, ein energisches Klopfen kam.
    Seth eilte zu der Verbindungstür. »Wie lautet das Passwort?«
    »Passwörter sind was für Weicheier«, ertönte Warrens gedämpfte Stimme.
    »Mir soll’s recht sein«, erwiderte Seth und sperrte die Tür auf.
    »Mit den Zimmern scheint alles in Ordnung zu sein«, erklärte Warren. »Hoffentlich haben wir eine lange, ereignislose Nacht.«
    Seth schnappte sich seinen Koffer und brachte ihn ins angrenzende Zimmer. Es war ein genaues Abbild des ersten, nur dass es hier kein Rollbett gab. Als er gerade den Koffer aufs Bett hievte, erhaschte er in der Ecke am Fenster eine kleine Bewegung. Er drehte sich um und starrte in die leere Ecke. War das Fenster offen? Hatte sich der Vorhang im Wind bewegt? Er schaute genauer hin und nahm plötzlich ganz schwach eine weitere Bewegung wahr, eine Hand und ein Stück Bein kamen kurz zum Vorschein. Die Körperteile erschienen wie aus dem Nichts und waren genauso schnell wieder verschwunden. Seth schrie auf und taumelte zurück.
    Warren kam ins Zimmer gestürmt. Er blieb abrupt stehen und sah sich um. »War das eine Notfallübung?«
    Seth kniff die Augen zusammen und spähte angestrengt zum Fenster. »Ich glaube, da ist was in der Ecke.«
    »In dieser Ecke?«, fragte Warren.
    Einen Moment lang sah Seth einen hochgewachsenen, dürren Goblin mit knubbeligem Kopf, einer verschrumpelten Nase und vorspringenden Stoßzähnen. Seine Haut glänzte rosa- und orangefarben, wie von Brandnarben. »Sieh doch!«, brüllte Seth und sprang erneut zurück.
    »Ich habe überhaupt nichts gesehen«, meinte Warren knapp und zog zwei Messer, eins länger als das andere.
    Tanu stand in der Tür, ein Blasrohr in der Hand. »Ich sehe auch nichts.«
    »Entweder steht da ein Goblin in der Ecke, oder ich verliere den Verstand«, beharrte Seth mit zitternder Stimme.
    Warren rückte, beide Messer bereit, auf die Ecke zu.
    Der Goblin kam kurz wieder in Sicht und funkelte Seth mit bebenden Nasenflügeln an. »Ich sehe ihn wieder!«, rief Seth und deutete mit der Hand.
    Warren schleuderte das kleinere der beiden Messer in die Ecke.
    Der Goblin drehte sich und sprang zur Seite. Die Klinge bohrte sich direkt neben ihm in die Wand. Der Goblin riss das Messer heraus und stürmte auf Warren zu.
    »Das Messer ist verschwunden«, sagte Warren.
    »Da kommt er!«, warnte Seth.
    Der Goblin hatte nun aufgehört, abwechselnd sichtbar und unsichtbar zu werden. Seth sah

Weitere Kostenlose Bücher