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Die Zukunft des Mars (German Edition)

Die Zukunft des Mars (German Edition)

Titel: Die Zukunft des Mars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Klein
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Das Monsterlein, das zu ihr an die Scheibe gekrabbelt war, musste etwas damit zu tun haben, denn sein buckeliger Körper hatte ungefähr so ausgesehen.
    Alide schloss noch einmal die Lider, um sich das Kerlchen, das so gern mit ihr, mit hierher ins warme Bett gekommen wäre, ganz genau vorstellen zu können. Ja, die Fenster, aus denen die amerikanischen Raketenmänner in Opa Spirthoffers Heft auf den Mond hinausguckten, waren genauso Kreis an Kreis gereiht wie die Glubschaugen   – Waren es nicht sechs gewesen?   –, mit deren Blick sich das arme, liebe Monsterlein zu ihr und zu Elussa hinausgesehnt hatte.
     
    Das Schaufenster war eine Augenweide. Umann hörte sich anerkennend brummen, und sogleich reagierten die Figuren mit einem schwachen Rucken ihrer Rümpfe. Irgendwo war also ein Mikrophon verborgen, vermutlich um dergleichen Äußerungen einzufangen und nach innen zu übertragen. Der Alte musste ein Herz für Kinder haben, anders war nicht zu erklären, warum er sich solche Mühe mit der Auslage gegeben hatte. Der Boden war mit einer roten Folie ausgelegt, ihre Rillen erinnerten an das Wellenmuster, das der Wind Wüstensand aufzwingt, und der breite Karton, dereine Art Hintergrundkulisse bildete, war mit Bildern einer monumentalen Gebirgslandschaft beklebt, aus deren höchsten Gipfeln Vulkanrauch stieg.
    «Sammeln Sie auch?»
    Der Mann, der neben ihn getreten war, presste beide Fäuste ans Glas und schnaubte heftig in seinen dichten rotblonden Schnurbart.
    «Ich fasse es nicht: Er hat Mordock modifiziert! Sehen Sie das graue Kästchen? Wenn Sie sammeln würden, gäbe Ihnen eine solche Gestaltverhunzung einen Stich. Einen Stich mitten ins Herz!»
    Bevor Umann die Figur ausfindig gemacht hatte, um die es diesem angeblichen Sammler ging, war der schon an die Ladentür getreten und presste den Daumen auf den roten Knopf, mit dem sich Einlass verlangen ließ.
    «Wie Sie wollen, Herr Spirthoffer! Dann eben nicht. Aber ich komme wieder. So leicht werden Sie mich nicht los!», rief er hinauf zu der kleinen Kamera, die über der Tür angebracht war, und stapfte ohne ein weiteres Wort davon durch den Schnee, der in der zurückliegenden Nacht und im Laufe des Tages erneut überreichlich gefallen war.
    Juri hatte Umann erläutert, welche Klienten das Elektronische Hospital anzulocken pflegte. Im Dossier des Don fand sich zudem eine Liste von namentlich identifizierten Besuchern mit ihren jeweiligen Anliegen. Deren Spektrum war erstaunlich breit. Anscheinend gab es fast kein Gerät, dessen Reparatur oder dessen Nachbau sich der Alte nicht zutraute. Und seine Lagerräume, zu denen Schuppen in zwei Hinterhöfen und ein hoher, einstmals bestimmt denkmalgeschützter Wasserturm gehörten, enthielten offenbar eine solche Fülle von Ersatzteilen oder ausschlachtbaren Altapparaten, dass Spirthoffer sich nur selten auf den Weg machen musste, um auf dem Markt unter der Stadtautobahn nach einem fehlenden Stück zu fahnden.
    «Spirthoffer ist ein Genie. Ein verfluchtes, tattriges Genie, das ist er!», hatte Juri geknurrt und sich dabei mit den Knöcheln der rechten Faust gegen die Schläfe gepocht, so heftig, dass Umann eine Ahnung davon aufging, wie sich in diesem Schädel fachliche Bewunderung und fachmännischer Neid die Waage halten mussten. Gemeinsam hatten sie überlegt, mit welchem Ansinnen Umann im Elektronischen Hospital erscheinen könnte. Glaubwürdig und schwierig sollte die Sache sein. Etwas, das mehr als einen Besuch erforderlich machen und den neuen Kunden und seinen Dienstleister ins Gespräch bringen sollte.
    Juri war sogleich allerlei eingefallen, und seinen Vorschlägen fehlte es nicht an der nötigen technologischen Verzwicktheit. Vom Aufwand, den elektronische Arbeiten verlangten, hatte er präzise Vorstellungen, und unübersehbar stachelte es seinen Ehrgeiz an, etwas zu finden, über dem auch Spirthoffer ein Weilchen zu tüfteln haben würde. Dennoch hatte es eine große Kanne des kostbaren Kaffees gebraucht, bis ihnen eine Lösung aufgegangen war, die auch Umanns Ansprüche erfüllte. Und eventuell war Juri im gemeinsamen Erwägen und Verwerfen sogar gedämmert, warum der Don nach Umann hatte forschen lassen und inwiefern auch dieser als eine Art Spezialist gelten durfte.
    Als Umann unter die Kamera trat und auf den Einlassknopf drückte, geschah nichts. Er legte das Ohr an die Tür, aber er konnte kein Klingeln und Summen aus dem Inneren des Ladens heraustönen hören. Spirthoffer verfügte laut Dossier

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