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Die Zukunft des Mars (German Edition)

Die Zukunft des Mars (German Edition)

Titel: Die Zukunft des Mars (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Klein
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anschlössen, würden die bisherigen Irrtümer und Fehlhandlungen großmütig verziehen. Nicht die vergangenen Gewalttaten, sondern allein der anstehende Beitrag zum baldigen Frieden zähle.
    Der Erlass, den Spirthoffer nachlesen wollte, fand sich entgegen seinem Vermuten erst im zweiten Ordner, und dadie Flugschriften von ihrem herrschaftlichen Herausgeber zwar konsequent durchnummeriert, aber nie mit einem Datum versehen wurden und auch Spirthoffer dies versäumt hatte, konnte er nur vermuten, dass die fragliche Verordnung irgendwann gegen Ende des zweiten Dorokinschen Herrschaftsjahrs ergangen war. Der Don hatte damals angekündigt, die Reparaturarbeiten am durch Edelmetallräuber beschädigten Telefonnetz seien so weit gediehen, dass zwischen den im Folgenden aufgelisteten öffentlichen Stellen wieder in Ton und Bild verkehrt werden könne. Sogar eine Verbindung in die Funktelefonnetze des Weißen Khan und des Alten Ogo sei möglich. Diese Ferngespräche, bei denen vorerst leider nur das Wort übertragen werden könne, würden per Hand in der Dreifaltigkeitskirche vermittelt. Die Wiederinbetriebnahme weiterer Anschlüsse stehe unmittelbar bevor, einschlägige Anträge könnten gegen die Leistung einer geringfügigen Vorauszahlung in der technischen Leitstelle der Kirche gestellt werden.
    Spirthoffer erinnerte sich an die Schlange, die sich damals schon am Vormittag vor dem Laden des Libanesen gebildet hatte, weil dort, in einer Nische des Verkaufsraums, eine der ersten für jedermann zugänglichen Fernsprechstellen eröffnet worden war. Vor allem die Möglichkeit, nun endlich wieder mit Verwandten in den beiden angrenzenden Herrschaftsgebieten telefonieren zu können, war von der Bevölkerung begeistert angenommen worden. Der Ausdruck Don-Phon musste später unter den dankbaren Nutzern entstanden sein, auf dem Flugblatt wurde er jedenfalls noch nicht verwendet. Spirthoffer glaubte sich zu erinnern, dass die Geräte des schon im folgenden Jahr in Betrieb genommenen Funktelefonverbunds dagegen von Anbeginn an, also auch offiziell, als Don-Mobil bezeichnet worden waren.
    Das Verbot, das er nachlesen wollte, befand sich ganz am Ende des Blattes, es folgte als eine etwas kleiner gedruckteFußnote auf die Schlussformel des Don, in der dieser damals wie heute gelobte, bis zu seinem Hinscheiden dem Wohl all jener Mütter, Kinder und Alten zu dienen, die das Schicksal unter seinen Schutz befohlen habe. Ab sofort sei aus Gründen der allgemeinen Fernmeldesicherheit die Verwendung älterer Funkapparate untersagt, unabhängig von deren Bauart und Übertragungsfrequenz. Auch Mobiltelefone, die direkt auf die Funknetze des Alten Ogo und des Weißen Khan zugriffen, dürften nicht mehr benutzt werden. Alle einschlägigen Geräte seien bis zum Ende des Jahres in die Dreifaltigkeitskirche zu bringen. Die Abgeber würden eine kleine Entschädigung in Eurorubel erhalten.
    Umann war pünktlich auf die Minute und überraschte ihn mit einem unerwarteten Mitbringsel: Danziger Goldwasser! Spirthoffer trug die kantige Flasche, die ihm sein neuer Klient nicht ohne Stolz in die Hände gedrückt hatte, ans Schaufenster und ließ die Goldplättchen durch das Kräuterelixier wirbeln. Wie schön das Ungeordnete doch bisweilen erscheinen konnte. Wie das Chaos entzückte, wenn es ein gläsernes Gehäuse, wenn es eine feste, aber transparente Form umfing. Dann kam der Apparat, von dem Umann tags zuvor so vielversprechend erzählt hatte, auf den Tisch. Umann hatte ihn in einer der großen Nylontaschen, in der die Kleinhändler jeden Morgen ihre Waren auf den Markt schafften, hereingeschleppt, das kostbare Gerät war für den Transport ins Elektronische Hospital rundum sorgfältig mit zusammengeknäultem Papier umpolstert.
    «Ich glaube, es stammt aus einem großen Militärflugzeug. Eurasische Produktion? Aber vielleicht hat es auch in einem Airport-Tower gestanden. Sie sehen das wahrscheinlich auf den ersten Blick, Herr Spirthoffer. Leider habe ich mich früher, so sicher wie die Dinge damals geregelt schienen, gar nicht um ihre technischen Grundlagen gekümmert.»
    Spirthoffer nickte nur und bat Umann, das Gerät zukippen, damit er auch die Gehäuseunterseite auf Schäden, vor allem auf Wasserspuren untersuchen konnte. Mehr noch als mechanische Gewalt, mehr noch als der tückische Staub habe das Eindringen von Flüssigkeiten, vor allem von ganz banalem Regenwasser, viel von dem, was in sein Elektronisches Hospital getragen werde, erheblich in

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