Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)
Katzengehegen und will die Futternäpfe
ausspülen, fliegt mir plötzlich ’ne Art Sandsack in den Nacken und bringt mich
zu Fall. Seitdem hab ich diese Narbe an der Schläfe und eine Hündin. Frau Meyer
heißt sie übrigens nach der Leiterin des Tierheims.“
Marie glaubte ihm kein Wort. Es war nicht das
erste Mal, dass er sie auf den Arm nehmen wollte. Im Moment hatte sie auch
keinen Nerv für seine Spinnereien. Sie wollte nur noch nach Hause, sich in
ihrem warmen und schützenden Bett verkriechen und beim Licht der
Nachttischlampe ihren Frust ausweinen. Je eher sie den Unfall und alles andere
vergessen konnte, desto besser.
„Wie war das bei dir?“, fragte er. „Wie bist du
zu Othello gekommen?“
„Den hab ich letztes Jahr gekauft, als ich
meinen Gassiservice aufgemacht hab“, sagte sie. „Du, vielleicht sollten wir
jetzt mal unsere Versicherungsnummern austauschen.“
„Natürlich“, sagte Jonas sofort und stand auf,
um die Unterlagen aus seinem Wagen zu holen.
Nachdem sie alle Fragen geklärt hatten und
Marie ihm die Adresse von Bullis Werkstatt aufgeschrieben hatte, reichten sie
sich zum Abschied die Hände.
Kapitel
8
Marie stand auf dem
Hundeplatz und sah ihren Schützlingen versonnen zu. Sie war überhaupt sehr
verträumt und weggetreten in letzter Zeit und fühlte sich wie eine Feder im
Wind. Seit sie Jonas kannte, war das Leben viel leichter.
Kürzlich hatte sie ihm angeboten, Frau Meyer
nachmittags mit zu sich nach Hause zu nehmen. Das ersparte ihr einen Auf- und
Abstieg in seinem Treppenhaus und eine Begegnung mit seinem Hausmeister pro
Tag. Das war ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Außerdem freute sie sich,
dass er jetzt jeden Abend zwischen seiner Tagschicht als Praktikant und seiner
Nachtschicht als Modellbauer auf einen Sprung bei ihr vorbeischaute, um seinen
Hund abzuholen. Meistens kam er so gegen zehn. Dann tranken sie noch einen Wein
zusammen oder hauten sich ein paar Eier in die Pfanne. Das war zu einem festen
Ritual geworden, das Marie nicht mehr missen mochte.
Jonas wollte ihr auch Geld für ihre Dienste
anbieten, aber das lehnte sie ab.
„Nun werd mal nicht komisch, ja?“, sagte sie.
„Othello passt auf Frau Meyer auf, nicht ich. Der zeigt ihr schon die Zähne,
wenn sie ihn nervt. Ich hab überhaupt keine Mühe mit ihr.“
Als Marie heute von der Arbeit heimkam,
verbrachte sie geschlagene zwei Stunden damit, sich die Haare zu waschen und
ein mehr oder weniger kunstvolles Make-up aufzulegen. Zur Feier des Tages
zwängte sie sich noch in ein enges T-Shirt und ersetzte ihre übliche Baggy
Pants durch eine knapp sitzende Jeans. Gut, dass sie keine Stilettos besaß.
Wahrscheinlich hätte sie nicht mal vor denen zurückgeschreckt. Ihr war auch
klar, warum sie diesen Aufwand betrieb. Sie hatte sich in Jonas verliebt, und
zwar ganz und gar, rettungslos, ohne jede Hoffnung auf Gegenliebe. Deshalb
staffierte sie sich nach allen Regeln der Kunst für ihn aus. Obwohl sie nicht
sicher war, ob sie ihm so gefiel. Genau genommen wusste sie nicht mal, ob sie
ihm überhaupt gefiel.
Jonas … Sie wollte ihr Herz nie an einen Kunden
verlieren. Und jetzt war ihr genau das passiert. Wenn sie mit ihm zusammen war
oder an ihn dachte, wurde ihr Hirn von Neurotransmittern förmlich überschwemmt.
Dann war sie richtig high davon und bekam weiche Knie und ein heißes Gefühl in
der Magengegend. Es gab sogar Augenblicke, an denen ihr noch abseitigere
Gedanken durch den Kopf funkten.
Jonas … Natürlich war er ein Chaot, und mit
seiner schusseligen, aber doch manipulativen Art brachte er sie oft gegen ihn
auf. Sie konnte sich noch gut an das Theater mit dem Impfpass erinnern.
Andererseits hatte er ein freundliches und offenes Wesen und strahlte eine
Lebensfreude aus, mit der er selbst Bulli um Längen schlug. Und das wollte
etwas heißen.
„Wollen wir Spaghetti Bolognese kochen?“,
fragte sie ihn, als er um Viertel vor zehn kam und sein Jackett an der
Garderobe aufhängte. Er sah auf seine Armbanduhr. Das gab ihr zu denken.
Trotzdem fuhr sie fort: „Ich hab zwar keine Hackfleischsoße im Haus, aber wir
könnten sie selbst machen. Das dauert höchstens ’ne halbe Stunde.“
„Okay, dann lass uns mal loslegen“, sagte er
und krempelte seine Hemdsärmel nach oben.
Nachdem sie in die Küche gegangen waren, fing
Marie an, in den Schränken herumzukramen, um die Zutaten für ihr Festmahl
zusammenzusuchen. Währenddessen schnürte Jonas sich sein Amulett um den Hals,
setzte Tee auf
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