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Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Titel: Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Steen
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Eine Frau, wie er sie noch nie im Leben
getroffen hatte. Eine Frau, vor der er am liebsten auf die Knie gefallen wäre.
    Er wusste es auch nicht. Er wusste überhaupt
nichts mehr. Er wollte nur noch schlafen.

Kapitel
11
     
    Anfang Juli fühlte
sich Maries Knie wieder recht gut an. Irgendwie musste das ständige Hin und Her
auf dem Hundeplatz und in diversen Treppenhäusern wohl doch dazu beigetragen
haben, dass es wieder funktionierte. Auf jeden Fall hatte es sich ausgezahlt,
erst mal abzuwarten und normal weiterzuleben, statt gleich zum Arzt zu rennen.
Zur Sicherheit trug sie aber weiterhin ihre Bandage.
    Ja, körperlich ging es ihr besser. Sie konnte
sich aber nicht recht darüber freuen, denn nun sah sie Jonas wieder seltener.
Na ja, es war eh unwahrscheinlich, dass er sich jemals in sie verlieben würde.
    Außerdem hatte sie jetzt andere Sorgen.
Kürzlich hatte sie zwei Hunde und damit einen guten Teil ihrer zahlenden
Kundschaft verloren.
    Zuerst meldete Darius von Stemmen seinen
Spaniel ab. Einen Grund dafür nannte er nicht, obwohl er Marie bestimmt 20
Minuten lang die Ohren zulallte und sich hektisch bis euphorisch gab.
Irgendetwas schien er vorzuhaben, irgendetwas schien da im Busch zu sein.
Allerdings wusste sie nicht, was. Sie verstand auch nicht, weshalb er den
Adeligen plötzlich abmeldete. Konnte er sich die Betreuung nicht mehr leisten?
    Wenig später rief Herr Schmidt an und gab eine
Vermisstenmeldung für seinen Boxer Schorsch ab.
    „Er ist mal wieder abgehauen“, sagte er
aufgebracht. „Das macht er öfter. Meistens bleibt er ein paar Tage weg und
taucht dann wieder auf, halb tot und von Bissen übersät. Dieser geile alte
Bock. Kann kaum noch kriechen, steigt aber jeder läufigen Hündin nach, die ihm
in die Nase weht.“
    „Jaja, der Zauber der Liebe“, sagte Marie mit
grimmigem Zynismus und beendete das Gespräch.
    Danach wurde ihr ganz elend zumute. Jetzt
musste sie nur noch vier Hunde betreuen. Das reichte nicht zum Leben, das
reichte vorne und hinten nicht. Allmählich fragte sie sich, ob in ihrer Gegend
überhaupt genügend Bedarf an Betreuungsplätzen bestand. Auf jeden Fall war ihr
Kundenpotenzial nicht so groß, dass sie die beiden letzten Ausfälle lange
verschmerzen konnte. Wenn nicht ein Wunder geschah, würde ihre Zukunft nur noch
aus Sorgen und Tütensuppen bestehen. Der Gassiservice war nun mal ihre einzige
Einkunftsquelle, und wenn ihre Klientel so weiter schrumpfte, sah es schlecht
aus mit dem eigenständigen Leben in Freiheit und Ungebundenheit. Sofern man mit
einem Hund und einem Betrieb an der Kette überhaupt von „Freiheit“ und
„Ungebundenheit“ reden konnte. Als sie mit dem Studium begonnen hatte, waren
das noch ihre Lieblingsbegriffe gewesen. Aber im Laufe der Zeit waren sie ihr
durch die Finger geschlüpft, jeden Tag ein bisschen mehr. Und nun waren sie
dahin.
    Sie bemühte sich, das Problem wieder in den
Griff zu bekommen, aber irgendwann wurde sie doch in die Bank zitiert. Der
Filialleiter wollte sie sprechen.
    Sie sei gerade dabei, ihren
Hundebetreuungsservice aufzubauen und habe in letzter Zeit einige Investitionen
tätigen müssen, sagte sie, kaum dass sie dem Mann gegenübersaß. Das habe zu dem
bedauerlichen Überhang auf ihrem Konto geführt. Die Sache sei ihr extrem
peinlich, aber in diesen harten Zeiten hätte er sicher Verständnis für ihre
Lage.
    Das hatte er leider gar nicht.
    Da probierte sie es mit einer anderen Taktik
und erklärte ihm, dass sie kurz davor sei, einen Arbeitsvertrag bei einem
renommierten Zoo zu unterschreiben, wo sie in leitender Stellung tätig sein
würde. Dann sagte sie noch, dass es mit der Kulanz ihrer Bank, die sie im
Prinzip sehr schätze, wohl doch nicht so weit her sei. So wie die jetzt mit ihr
umgehe, sei es fraglich, ob sie an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert
sei.
    Auch das beeindruckte den Mann nicht. Ob es
nicht doch jemanden gäbe, der für das Minus auf ihrem Girokonto geradestehen
würde, fragte er nur und fixierte sie kalt.
    Marie bedauerte. Dann überlegte sie, wie Jonas
die Sache wohl angehen würde. Mit seiner Art nahm er den Leuten oft den Wind
aus den Segeln und erreichte damit mehr als sie mit ihrer
Kopf-durch-die-Wand-Mentalität. Wahrscheinlich würde er seinen entzückendsten
Hundeblick aufsetzen und so lange flehentlich „bitte“ sagen, bis auch der
letzte Sturkopf nachgab. Marie hatte schon einige Male erlebt, wie er die Leute
um etwas „gebeten“ hatte, das sie ihm nie freiwillig

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