Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)
sagte sie.
„Im Großen und Ganzen? Da bleibt also ein
Rest?“, fragte er und ließ den Satz hängen.
„Auch wenn’s dir nicht gefällt, Jonas
Frommberger: Ich kümmere mich gern um die Hunde. Weil sie ein schlichtes Gemüt
haben und weil ich sie mehr als alles andere auf der Welt liebe. Sie brauchen
nur mal mit dem Schweif zu wedeln, und schon haben sie mir mehr gesagt als
tausend andere Leute mit ihrem ewigen Gequatsche. Gut, früher wollte ich auch
lieber in Hellabrunn sitzen und Publikationen verfassen. Aber es sollte nun mal
nicht sein, und … Na ja, ich bin zufrieden.“
„Ich werde es jedenfalls weiter versuchen“,
sagte Jonas. „Neues Spiel, neues Glück.“ Dann deutete er auf einen Karton, der
neben ihm auf der Küchenbank lag. „Siehst du das Päckchen da? Das ist meine
Bewerbung für ein Architekturbüro in München. Die schick ich morgen los. Sie
enthält einen Ziegelstein, in den ich mein Anschreiben eingewickelt hab. In dem
steht sinngemäß: Auf mich können Sie bauen.“
„Das ist nicht wahr“, sagte Marie.
„Aber hundertprozentig“ sagte er und schien
sich über seinen Einfall köstlich zu amüsieren.
„Das kannst du nicht machen.“
„Doch. Theoretisch kann ich praktisch alles.
Gut, wenn ich so weitermache, wiegen meine Unterlagen bald mehr als ich. Dafür
erscheinen sie aber in einem völlig neuen Licht.“
„Damit kassierst du garantiert ’ne Absage.“
„Vielleicht klappt’s aber doch, und ich heb
mich von der Masse ab.“
„Ja. Die Chance steht etwa eins zu einer
Million.“
„Aber es gibt sie, und deshalb werde ich sie
nicht verpassen. Vielleicht bin ich ja doch die eine Person, die gewinnt. Ich
würde alles tun, um endlich einen Job zu finden. Na ja, fast alles.“
Während sie sich über andere verrückte
Bewerbungsmethoden und ihre Erfolgsaussichten unterhielten und dabei nach und
nach die Kuchenbleche in den Backofen schoben, wich Jonas’ Lachen allmählich
einem Grienen und dann Nachdenklichkeit. Wahrscheinlich kamen ihm jetzt doch
Zweifel, ob er den münchener Personalmanager mit seiner Methode beeindrucken
konnte. Allerdings kannte Marie ihn gut genug, um zu wissen, dass er das
Päckchen trotzdem losschicken würde.
„Danke, dass du mir geholfen hast“, sagte er,
als sie fertig waren und die Plätzchen auf einem Gitterrost abkühlen ließen.
„Ach übrigens“, fuhr er fort und schien dabei fast einen Anflug von schlechtem
Gewissen zu haben. „Nicht, dass du dich wunderst: Nadine kommt gleich noch
vorbei und bringt mir den Tischstaubsauger zurück, den sie aus Versehen
mitgenommen hat. Sie ist gerade in der Gegend.“
Es war unwahrscheinlich, dass Jonas so ein Ding
jemals besessen geschweige denn benutzt hatte. Und es war ebenso
unwahrscheinlich, dass Nadine gerade „in der Gegend“ war. Aber letztlich konnte
er natürlich empfangen, wen er wollte. Auch seine Ex.
Nadine schien überrascht zu sein, Marie zu
dieser späten Stunde hier anzutreffen. Nachdem sie Jonas den Staubsauger in die
Hand gedrückt hatte, sah sie Marie neugierig und abschätzend an. Wie siehst du denn aus?, fragten ihre Augen. Dann sah sie
Jonas an. Du hast ja schnell Ersatz für mich gefunden, sagte ihr Blick. Aber
dann kehrte ihre angeborene Heiterkeit wieder zurück, und sie sagte: „Marie, es
gibt nur eine Möglichkeit, wie du Jonas loswirst, wenn er sich etwas in den
Kopf gesetzt hat: Du musst ihm seinen Willen erfüllen.“
„Wird gemacht“, sagte Marie.
Zehn Minuten später saßen die drei im
Wohnzimmer und ließen den Abend bei einem Glas Wein ausklingen. Nadine
erzählte, dass sie demnächst mit ihrer Kollegin zusammenziehen würde und sich
sehr darauf freue.
„Mit der wird es endlich keine Probleme mehr
geben“, sagte sie. „Ich warne dich, Marie. Wenn du dich jemals mit Jonas
zusammentust, kriegst du bald die Küchentür nicht mehr auf, weil er den ganzen
Fußboden mit Pizzakartons zugemüllt hat. An seiner Vorstellung von Ordnung
musst du noch arbeiten, genauso wie an deinem Sinn für Humor.“
„Ich find seine Küche eigentlich ganz
gemütlich“, sagte Marie. „Aber trotzdem danke für den Tipp.“
Jonas legte seine anfängliche Befangenheit
schnell ab und schien sich zu freuen, dass seine alte und seine neue Freundin
so gut miteinander konnten. Auch Marie gab sich gelöst und witzig, obwohl sie
innerlich kochte. Vor allem, als die beiden Exe begannen, von vergangenen Zeiten
zu reden und dabei immer verschmitztere Mienen zur Schau trugen.
„Da war
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