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Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)

Titel: Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Steen
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mussten sich mit den
niederen Arbeiten begnügen.
    Es tat so gut, mit ihm zusammen zu sein. Nur
bei ihm konnte Marie die Augen schließen und sich sacken lassen. Ihm konnte sie
sogar von früher erzählen, ohne dass er es gegen sie verwendete. Und sie konnte
mit ihm über ihre finanziellen Nöte reden. Er durfte sogar dazu Stellung
nehmen, ohne dass sie seine Äußerungen als Kritik oder Handlungsanweisung
auffasste.
     Auch heute erzählte sie ihm wieder von
ihrer desolaten Lage, und er sagte nur: „Du könntest ein anderes Leben führen,
wenn du wolltest.“ Und sie nahm es ihm nicht übel. Er hatte ja recht, aber …
    „… das wollte ich nie“, sagte sie, ergriff
seine Hand und spielte gedankenverloren mit seinen Fingern herum. „Ich wollte
es immer allein schaffen. Deshalb musste ich als Kind auch ständig darum
kämpfen, eine normale Schule besuchen zu dürfen.“
    „Und? Durftest du?“
    „Ja, und das war gut so. Auch wenn die anderen
Kinder mich da gehänselt haben. Wenn ich in die Klasse kam, haben sie aufgehört
zu reden. Stille. Blicke. Rippenstöße. Ich hab getan, als merk ich das nicht,
aber ich hab’s gemerkt, und es hat wehgetan. Bulli war immer der Einzige, der
mich normal behandelt hat.“
    „Wo du gerade von ihm sprichst“, sagte Jonas
und zögerte kurz. Dann fragte er: „War da mal was zwischen euch?“
    „Aber doch nur während der
Frankreich-Klassenfahrt vor 15 Jahren“, sagte Marie, hob den Kopf und sah ihn
erstaunt an. „Und auf keinen Fall so . Mehr als Küssen und Händchen halten war da
nicht.“
    „Alles klar“, sagte Jonas.
    Das ermunterte Marie, weiter über ihre Kindheit
zu reden: „Ganz früher durfte ich die Sommerferien manchmal bei meiner Tante
Sophie verbringen. Die war durch Landverkäufe schwerreich geworden, hat aber
ganz bescheiden auf ihrem Resthof gelebt, mit Pferden und Schafen und ’ner
Streuobstwiese mit ’nem weißen Zaun drum herum. Das war ein richtiges Paradies.
Aber eins, dass echt war und nicht künstlich. Den Hühnern, die ich versorgt
hab, hat Tante Sophie später die Köpfe abgeschlagen, und ich hab ihr die Axt
gereicht. So war das eben. Wenn’s ans Schlachten ging, war der Spaß vorbei,
Punkt. Ich hab übrigens auch kein Problem damit, Tiere einzusperren. Solange
sie es hell, warm und trocken haben …“
    „Marie?“
    „Ja?“
    „Was haben sie mit dir gemacht? Die Entführer,
meine ich.“
    „Jonas, zum Kuckuck! Ich rede gerade über den
Bauernhof meiner Tante.“
    „Ja, ich weiß. ’tschuldigung.“
    Als sie sich gegen zwei Uhr verabschiedeten,
weil Jonas noch mit dem Hund raus musste, küssten sie sich zum ersten Mal. Im
Flur war’s, vor der Garderobe. Zunächst rutschten ihre Gesichter allmählich
aufeinander zu, bis sie nur noch eine Handbreit voneinander entfernt waren.
Dann trafen sich ihre Lippen, erst noch scheu und verhuscht. Schließlich
küssten sie sich richtig, und das war ein magischer Moment. Als würde eine
Kolonie Wanderfalter aus der Mittelmeerregion einfliegen und in Maries Körper
herumschwirren. Wie das prickelte und schwebte und flirrte …
    Als sie später im Bett lag, konnte sie lange
nicht einschlafen. Im Nachhinein konnte sie nicht mehr verstehen, warum sie
jemals an Jonas gezweifelt hatte. Sie war glücklich wie nie zuvor. Dabei war
sie bisher immer davon ausgegangen, dass Glück maßlos überschätzt wurde.
Zufriedenheit reichte doch auch, wenn man ein erfülltes Leben führen wollte.
Dann fiel man wenigstens nicht aus allen Wolken, wenn man enttäuscht wurde. Was
waren das bloß für dumme Gedanken gewesen? Natürlich war es besser, glücklich
zu sein und auch nicht daran zu zweifeln. Jonas war wie ein Präsent für sie,
wie ein Hoffnungsstrahl, wie ein unendlich süßer Trost ... Er war ein Wunder,
ohne jeden Zweifel.
    Ein Wunder, für das sie schon am nächsten Tag
bezahlen musste.
    Als sie nachmittags nach Hause kam, blinkte ihr
Anrufbeantworter. Schon als sie das sah, hatte sie ein ungutes Gefühl. Das
bestätigte sich auch, als sie die Nachricht abhörte. Es war die Bank. Der
Filialleiter wollte einen Gesprächstermin mit ihr vereinbaren, und zwar
dringend.
    Da zog Marie sich aus, krabbelte ins Bett und
zerbiss ängstlich ihre Fingerknöchel.
    Offensichtlich waren alle ihre Bemühungen, den
Bankrott abzuwenden, umsonst gewesen. Dabei hatte sie in letzter Zeit nur noch
von ihren Vorräten gelebt, ausschließlich kalt geduscht, jede zweite Lampe
herausgeschraubt und ihr ganzes Leergut weggebracht. Was

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