Die Zukunft ist ein toller Job (German Edition)
will.“
Für eine Weile herrschte Schweigen in der
Leitung. Nur Jonas’ stockende Atemzüge waren zu vernehmen.
„Das willst du nicht wirklich“, sagte er
schließlich.
„Und ob ich das will“, sagte Marie. „Ich geh
jetzt ins Schlafzimmer und mach meinen Laptop an.“
Als sie dort ankam, knüllte sie ihre Bettdecke
zusammen, stellte ihren Rechner darauf und schaltete ihn an. Kaum war die
Internetverbindung hergestellt worden, tauchte Jonas’ Kopf auch schon auf dem
Bildschirm auf.
„Ich möchte nicht, dass du das hinterher
bereust“, sagte er mit einem Ausdruck bettelnder Ungläubigkeit in der Stimme.
„Zieh dich aus!“, sagte Marie. Schon im
nächsten Moment spürte sie die wohlbekannte Panik in sich aufsteigen. Aber dann
dachte sie, dass Jonas wahrscheinlich genauso aufgeregt war wie sie und dass
sie nichts machen musste, was sie nicht wollte. Alles kann, nichts muss -
dieses Motto funktionierte bei ihr immer. Während sie ihr T-Shirt auszog und
den BH aufhakte, rutschte sie Stück für Stück nach hinten, damit Jonas ihren
Körper besser betrachten konnte. Sie bot sich ihm auf eine Weise dar, die
ebenso erregend wie abstrus war. Denn eigentlich bestand sie doch nur aus ein
paar Pixeln auf einem Bildschirm.
Passierte das wirklich oder träumte sie nur,
dass es passierte?
„Ich fühl mich so nackt“, sagte sie irgendwann.
„Du bist nackt“, sagte Jonas und befingerte seine
Webcam, sodass er eine Zeit lang nur ruckelige und verrauschte Bilder
produzierte. Aber dann tauchte er in voller Schönheit wieder auf, und Marie
trank den Anblick gierig in sich ein: seinen weit zurückgelehnten Oberkörper
mit dem offenen Poloshirt, seine zerzausten Haare, seine glasig verklärten
Augen, seinen ekstatisch geöffneten Mund …
Doch dann überfiel sie wieder dieses infame
Misstrauen, das sie manchmal verspürte, wenn sie mit ihm zusammen war. Konnte
sie ihm wirklich vertrauen? Was war, wenn er sie heimlich filmte oder
fotografierte und die Aufnahmen später ins Netz stellte oder sie gar damit
erpresste?
Aber schon im nächsten Moment wurde sie ganz
klein vor Scham. Das war doch Jonas, ihr Jonas, und der würde so etwas niemals
tun! Wenn sie das jetzt nicht raffte, würde sie es niemals raffen. Dann war das
Tor zugeschlagen, und zwar für immer.
Lass los, dachte sie, lass los und greif zu!
Da wurde tatsächlich etwas in ihr weich, gab
nach, floss auseinander … Sie entkleidete sich weiter, riss ihre Kniebandage
mit einem Ratsch herunter und beharrte immer nachdrücklicher darauf, dass Jonas
sein Poloshirt auszog. Danach sahen sie sich eine Weile an und beteuerten sich,
wie schön sie seien. Irgendwann sagte Marie auch: „Zieh Leine!“ Aber das galt
nicht Jonas, sondern Othello, der auf ihr Bett gesprungen war und sich mit in
das Sichtfeld der Kamera drängen wollte. Als Marie ihn wegdrückte, leckte er
ihr zärtlich das Ohr. Dann trollte er sich wieder.
Von da ab ließ sie Jonas nicht mehr aus den
Augen. Es gab nur noch ihn. Seinen wunderschönen Körper. Seine Schweißperlen,
die im Licht der Schreibtischlampe glitzerten. Seine Augen mit dem fiebrigen
Glanz. Seinen Mund, der leise Laute ausstieß … Er war da, ganz und gar da. Als
er schließlich aufstöhnte und den Kopf zurückwarf, steigerte das ihre Erregung
ins Unermessliche. Sie pumpte sich voll Luft, verharrte ein paar Sekunden lang
in diesem Zustand und war nur pulsierende Hitze, zuckender Körper und taumelnde
Sinne ...
Sie hatte die gestaute Luft noch gar nicht
wieder ganz abgelassen, als der Bildschirm plötzlich schwarz wurde. Die Leitung
war tot.
Sekunden später klingelte ihr Telefon. Es war
Jonas.
„Marie, ich fleh dich an, leg jetzt bloß nicht
auf!“, sagte er. „Ich dachte gerade, Christoph kommt rein. War aber nicht so.
Verdammt, ich führ mich wie der letzte Idiot auf. Hoffentlich bist du nicht sauer.“
„Nein, bin ich nicht“, sagte Marie. Aber schon
im nächsten Moment warf sie den Apparat beiseite, schlug die Hände vors Gesicht
und rief: „Was hab ich
getan!?“
„Nicht durchdrehen, Marie“, tönte es aus dem
Lautsprecher. „Ich bin gleich bei dir. Dann machen wir da weiter, wo wir
aufgehört haben. Lauf nicht weg, hörst du?“
Da nahm sie sich wieder zusammen, griff zum
Telefon und sagte: „Jonas …!?“
„Ja?“
„Du, ich hab schon. Gerade eben.“
„Ich bin auch schon fertig. Macht aber nichts.
Ich komm trotzdem.“
„Ja bitte. Bitte ja.“
Als er eine Dreiviertelstunde später kam,
herrschte
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