Die Zusammenkunft
Mattheas Lippen, die sich wie von selbst um die Süßigkeit schlossen. Mattheas Gesicht verzog sich zu einem glücklichen Lächeln.
»Siehst du, ich wusste doch, dass das was für dich ist«, meinte Lorenzo heiter. »Ich gehe jetzt und hole Ténoch, er freut sich schon auf dich.«
Matthea war wieder allein. Er sah auf seine Hände – sie waren sauber und heile –, zog den Lutscher aus dem Mund und leckte sich über die Lippen – auch kein Schmerz. Er schob den Lutscher wieder in den Mund und konnte sich nicht daran erinnern, jemals so etwas Leckeres probiert zu haben. Dann sah er noch einmal unter die Decke und betrachtete sein Knie, welches nur noch eine rote Kruste aufwies. Plötzlich öffnete sich die Tür.
Vor Matthea stand ein hochgewachsener Mann, der in erdfarbene Wolle gekleidet war. Seine Augen waren hel lgrün und vermittelten Matthea den Eindruck, dass er jedes Geheimnis kannte. Unwillkürlich errötete er.
»Mein Name ist Ténoch, ich habe dich gefunden. Du musst jetzt keine Angst mehr haben.« Er trat auf Matthea zu und sah ihm prüfend in die Augen. »Lorenzo, hast du ihm schon etwas zu trinken gegeben?«
Lorenzo schüttelte den Kopf und der Mann seufzte: »Lorenzo, erst Wasser, dann darf er etwas essen, habe ich es dir nicht so beigebracht?«
Lorenzo nickte verlegen, griff nach der Karaffe und ließ das Wasser in einen Becher fließen. Ténoch streckte die Hand nach dem Lutscher aus, den Matthea ungern wieder hergab.
»Du bekommst ihn wieder, wenn du getrunken hast.« Er führte den Becher mit dem frischen Wasser an Mattheas Lippen, der gierig trank.
»Mein Sohn, hast du einen Namen?«
Matthea bewegte die Lippen, aber es kam kein Wort heraus.
Ténoch griff ganz selbstverständlich zu einem Blatt Papier und einem Stift. »Kannst du ihn aufschreiben?«
Jetzt nickte Matthea heftig und griff mit der freien Hand nach dem Stift und schrieb mit großen, krakeligen Buchstaben Matthea auf das Blatt.
»Matthea, willkommen an der Universidad Privada Élite De Las Espadas - Private Elite-Universität des Schwertes, die solange dein neues Zuhause sein wird, bis du wieder gehen möchtest.«
Matthea dachte nur: ›Ich bin in einem Traum, ich bin tatsächlich gestorben, so wie ich es mir gewünscht habe, hier kann ich ganz viele Lutscher bekommen, so viele, wie ich möchte.‹
Ténoch lächelte, als hätte er seine Gedanken gelesen. »Matthea, du wirst noch ein paar Tage hier auf der Kra nkenstation bleiben, bis du genug Kraft hast zu laufen. Dann wird dir Lorenzo die Schule zeigen und dich den anderen Schülern vorstellen, ja?«
Matthea nickte und ein scheues Lächeln huschte über sein Gesicht.
»Bitte hole eine kleine Schale Suppe für unseren Freund«, wandte Ténoch sich an Lorenzo. »Danach wird er etwas schlafen. Ich möchte, dass er alle zwei Stunden etwas zu essen und zu trinken bekommt.« Damit strich er Matthea liebevoll über das Haar und verließ den Raum.
»O. K., dann hole ich jetzt was zu essen, du kannst den Lutscher solange wieder in den Mund stecken«, Lorenzo lachte.
Er wurde ernst: »Es gibt hier viele wie dich, die fast tot waren, als Ténoch sie fand. Du bist also nicht allein.«
Dann drehte er sich um und ging.
Sirona war etwas früher als sonst im Büro, Lora war noch nicht da, also fuhr sie selbst alle drei Rechner hoch. Zwischen ihr und Lora gab es keinen Hierarchiedünkel. Auf dem neuen Schreibtisch lag eine jungfräuliche Papierschreibtischunterlage. Loras Schreibtischunterlage war stets mit vielen Herzen und Blümchen bemalt, liebevolle Zeugen mancher genervter Momente.
Sirona selbst besaß keine Unterlage; sie brauchte i mmer einen leeren, blitzblanken Schreibtisch. In ihrer obersten Schreibtischschublade lag ein Collegeblock, aus dem sie von Zeit zu Zeit die Blätter riss, wenn die Informationen überholt waren. Wichtige Dinge wurden im PC festgehalten und Telefonnummern automatisch über Outlook in ihr Blackberry synchronisiert.
Mitten auf der frischen Schreibtischunterlage stand ein kleines, nett verpacktes Geschenk, die Kaffeetasse. Wenn der Amerikaner es auspackte, würde sie ganz genau auf seinen Blick achten – und der würde dann den Startschuss für die gemeinsame Zukunft geben. Es lag an ihm, ob er sich mit einem Fehlstart disqualifizierte.
Kurz nachdem Lora kam, meldete sich Henrys Vorzimmer. »Herr Syren kommt in fünf Minuten bei Ihnen vorbei, um den Herrn aus den USA vorzustellen.«
Sirona strafft die Schultern, hoffentlich sprach der Kerl
Weitere Kostenlose Bücher