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Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Titel: Die Zwanziger Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Zwanziger
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haben ein vollkommen falsches Bild von Südafrika.« Wir haben versucht, den Schaden zu begrenzen, indem wir durch Anzeigen in großen südafrikanischen Tageszeitungen klarstellten, dass die meisten Deutschen eine andere Vorstellung von Südafrika und seiner Leistungsfähigkeit haben.
    Im Juli2010 , kurz nach der WM , kündigte Hoeneß an, dass er gegen Reinhold Rauball für das Amt des DFL -Präsidenten kandidieren wolle. Offenbar fühlte er sich als Bayern-Präsident nicht ausgelastet. Obwohl Rauballs Arbeit für die Liga bei den Profiklubs und auch im DFB höchste Anerkennung findet, erklärte Hoeneß: »Wenn ich gewählt werde, wird es allen besser gehen.« Nicht dass er den kleineren Klubs mehr Verteilungsgerechtigkeit zugesagt hätte, nachdem er sich jahrelang für die unsolidarische Einzelvermarktung der Bundesligaklubs ausgesprochen hatte, von der sein FC Bayern unverhältnismäßig profitiert hätte. Nein, er ging einfach davon aus, noch mehr Geld von den Fernsehpartnern einsammeln zu können. »Dann kann man den Kleinen mehr Geld geben, ohne es den Großen wegzunehmen«, so seine »logische« Schlussfolgerung. Außerdem gäbe es dann keine Probleme mehr wie die damals noch ungeklärte Vertragssituation von Joachim Löw oder die öffentlichen Diskussionen um den Fall Amerell. Und zwar ganz einfach deshalb, weil – so Hoeneß – »ich viel näher an den Leuten dran bin«.
    Nicht nahe genug offenbar, um die Stimmung richtig einzuschätzen, denn statt Begeisterung schlug ihm eher Skepsis entgegen. Nicht mehr als zehn der 36 Profiklubs, so lauteten die ersten Schätzungen, würden ihm ihre Stimme geben – »Die Armen für Rauball, die Reichen für Hoeneß«, so war der allgemeine Tenor der Vorhersagen. Drei Tage später war der Spuk schon wieder vorbei. Nicht nur die meisten Profiklubs, sondern auch seine Frau hielt nichts von seinen Präsidenten-Plänen. Jedenfalls nannte er den Einspruch seiner Familie als Hauptgrund für den Rückzieher, den er praktisch übers Wochenende vollzog. Ein bisschen mag auch mitgespielt haben, dass ihm bewusst wurde, wie es um seine Beliebtheit in der Liga tatsächlich steht.
    Im vergangenen Sommer hat sich Uli Hoeneß seine Schlagzeilen dann auf meine Kosten besorgt, als er mich in einer Veranstaltung kritischer Journalisten beschimpfte. Es ging um mein Engagement im Fifa -Exekutivkomitee, und er warf mir vor, ich ließe mich von Sepp Blatter »umgarnen und beschmusen«. Und als er gefragt wurde, ob ich eine »lame duck« sei, meinte er: »Für ihn ist es ja schon ein Problem, lame duck zu übersetzen, weil er kein Englisch kann.« Ich war im Urlaub und bekam davon erst mit, als mich die »Bild«-Zeitung anrief und eine Stellungnahme von mir erbat. Zuerst wollte ich mich nicht äußern, ich hatte wieder einmal überhaupt keine Lust, mich mit Hoeneß zu streiten. Doch mir war klar, dass seine Äußerungen durch alle Zeitungen gehen würden, und so sagte ich dem »Bild«-Mann, dass ich die Hoeneß-Sprüche als »primitiv und verletzend« empfand.
    Noch am selben Abend schrieb ich Uli Hoeneß eine SMS : »Langsam reicht es mir, ich weiß nicht, was du mit diesen Äußerungen willst.« Wenig später rief er mich an und sagte, er habe es doch nicht so gemeint. Und so nebenbei bemerkte er: »Du kennst doch die Journalisten.« »Du kennst sie doch auch«, entgegnete ich, »und gerade deshalb solltest du dir besser überlegen, was du von dir gibst.«
    Doch für solche Ratschläge ist Uli Hoeneß schwer empfänglich. Stattdessen hielt er mir, wie schon so oft, einen Vortrag, welche Interna aus der Fifa ihm bekannt seien, was ihm unterschiedliche Freunde alles so erzählt hätten und welche Skandale sich angeblich dahinter verbergen. Konkret wird er dabei allerdings nicht.
    Bei all seinen großen Verdiensten muss Uli Hoeneß mit seinen oft unkontrollierten Attacken aufpassen. Er kann damit dem Ansehen des deutschen Fußballs auch Schaden zufügen.

26.
    »Stellung beziehen«: Die EURO 2012 und die Uefa ↵
    Dass unserer Nationalmannschaft auch bei der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine der große Wurf nicht gelungen ist, hat viele Menschen enttäuscht und alle möglichen Erklärungsversuche provoziert. Wir waren doch so sicher, dass es diesmal klappt, dass Joachim Löw sein Team nach dem verlorenen Finale von 2008 und der Halbfinalniederlage von 2010 endlich so weit gebracht hat, um den lang ersehnten Titel nach Deutschland zu holen. Beide Male waren wir an Spanien

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