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Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Titel: Die Zwanziger Jahre (German Edition)
Autoren: Theo Zwanziger
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Ministerpräsident hat mir den Abschied vom Amt des Regierungspräsidenten respektvoll und fair gestaltet, indem er mich später zum Beauftragten der rheinland-pfälzischen Landesregierung in Thüringen ernannte. Mich hat das damals sehr gefreut, konnte ich so doch zeigen, dass nicht nur Parteiinteressen meine Arbeit bestimmen, sondern auch das Gemeinwohl.
    Ich selbst habe die Wahlniederlage so angenommen, wie es sich gehört: Die Demokratie lebt vom Wechsel.

5.
    »Ihr habt doch schon die Fahrt bezahlt …«:
    Der Fußballverband Rheinland ↵
    Anders als der mächtige bayerische Landesverband mit deutlich mehr als einer Million Mitgliedern oder die westdeutschen Verbände mit ihren vielen erfolgsgewohnten Traditionsvereinen macht mein Heimatverband wenige Schlagzeilen. Der Fußballverband Rheinland liegt mit zweihunderttausend Mitgliedern in rund tausend Vereinen im Mittelfeld der 21 Landesverbände. Der behütende Charakter dieses Verbands wie auch die harmonische, geradezu freundschaftliche Zusammenarbeit der Führungspersönlichkeiten haben mich stark geprägt.
    Der 21. März 1981 war dabei in vielfacher Hinsicht ein wichtiges Datum. Am Morgen dieses Samstags wurde ich als Nachfolger von Rudi Geil, der später Innenminister in Rheinland-Pfalz wurde, zum Kreisvorsitzenden der CDU Rhein-Lahn gewählt, und abends zum Vorsitzenden meines Heimatvereins VfL Altendiez mit damals etwa achthundert Mitgliedern. Dass beides am selben Tag geschah, war mehr als ein merkwürdiger Zufall – offenbar ließen sich Engagement im Sport und parteipolitische Arbeit durchaus miteinander vereinbaren.
    Allerdings muss man Respekt vor den jeweils unterschiedlichen Herausforderungen haben. In der CDU war ich als führender Repräsentant auf Kreisebene natürlich auch in die Landespolitik involviert, als Vereinsvorsitzender musste ich parteipolitische Überlegungen hintenanstellen. Doch ich hatte ein Vorbild für diese Geisteshaltung: Hermann Neu, mein Vorgänger als VfL -Vorsitzender über Jahrzehnte, ein engagierter Sozialdemokrat und zeitweise auch Bürgermeister unserer Heimatgemeinde. Für ihn war früh klar, dass ich sein Nachfolger werden sollte, obwohl ich politisch ein Rivale war und die Verhältnisse in Altendiez es nahegelegt hätten, einen Nachfolger aus der SPD zu finden.
    Diese Haltung habe ich verinnerlicht und auf meinem Weg in der Politik wie im Sport auch praktiziert, so weit es eben ging. Später beim DFB war es mir eine große Hilfe, nicht nur in der CDU , sondern auch in allen anderen Parteien Respekt und Anerkennung zu genießen. Doch mein sportliches Engagement rangierte bis in die Mitte der Neunzigerjahre deutlich hinter meiner politischen Tätigkeit.
    Mitte der Achtzigerjahre fragte mich Gerhard Prebentow, der frühere Vorsitzende des Fußballkreises Rhein-Lahn und mein Lehrmeister beim Finanzamt zwanzig Jahre zuvor, ob er mich für die Satzungskommission des Fußballverbandes Rheinland vorschlagen könnte. Bis dahin war ich nur auf Vereins- und Kreisebene aktiv und hatte zum Verband wenig Kontakt. Aber meine juristischen Kenntnisse konnten dort sicher hilfreich sein.
    In der Kommission lernte ich großartige Menschen kennen, wie Hermann Schmitt, den Kreisvorsitzenden aus Trier-Saarburg, der den Fußball durch seine Geradlinigkeit und Menschlichkeit geprägt hat. Oder den viel zu früh verstorbenen Hans Seeliger, Oberstaatsanwalt in Koblenz, der für seine unbeugsame Haltung im strafrechtlichen Ermittlungsverfahren gegen Altbundeskanzler Helmut Kohl bekannt geworden war.
    Einige Jahre später bat mich Toni Kahl, der damalige Vorsitzende des Fußballverbands, die Nachfolge des scheidenden Schatzmeisters anzutreten. Toni Kahl war Bürgermeister der Stadt Vallendar und in den Sechzigerjahren ein bekannter Rundfunkreporter; heute ist er über neunzig Jahre alt und in Haltung wie Charakter noch immer ein Vorbild. Im Laufe der Jahre hatte ich intensiver in den Verband hineingeschnuppert, mein Interesse war stetig gewachsen. Und nun wurde ich als Quereinsteiger akzeptiert.
    Beim Blick in die Finanzlage des Verbands stellte ich schnell fest, dass der Verband mit seinem Vermögen vernünftig gewirtschaftet hatte. Es machte mir große Freude, die Einnahmen zu gestalten, sie einzusetzen für den Sport und für die Bildungsarbeit, aber eben auch nicht mehr auszugeben, als man hat – ein überzeugendes Prinzip.
    Als im September 1992 DFB -Präsident Hermann Neuberger starb, wurde mein Freund Karl Schmidt, Exnationalspieler
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