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Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Titel: Die Zwanziger Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Zwanziger
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Ich forderte die Streithähne auf, sich an einen Tisch zu setzen und die Angelegenheit im direkten Gespräch zu klären. Das konnte ja nicht so schwer sein. Natürlich ist es für den Bundestrainer wichtig, dass der Trainer der U21 nach derselben Philosophie arbeitet wie das A-Team, damit die Durchlässigkeit gewahrt ist. Andererseits ist auch das Interesse des Sportdirektors legitim, dass die Arbeit aus den Bereichen U16 bis U19 kontinuierlich weitergeführt wird. Das unter einen Hut zu bringen ist indes keine große Kunst, wenn man sich ohne Vorbehalte austauscht. Zum Schluss hat es ja auch geklappt.
    Ich habe vor einigen Jahren ein Kompetenzgremium eingerichtet beim DFB , das solche inhaltliche Fragen klären soll. Ich selbst musste und wollte daran gar nicht teilnehmen. Generalsekretär Wolfgang Niersbach hat die Sitzungen geleitet, Oliver Bierhoff war für die organisatorischen Fragen zuständig, und die Trainer haben gemeinsam unter starker Führung des Sportdirektors und des Bundestrainers festgelegt, wie die Mannschaften von der A-Nationalmannschaft bis zu den Nachwuchsteams sportlich ausgerichtet sind. Die Arbeit dieses Gremiums hat dazu geführt, dass die Inhalte besser abgestimmt werden und die Gefahr, medial danebenzuliegen, nicht so groß ist. Denn wenn man ungeordnet in die Schlachten mit den Journalisten zieht, ist schnell ein falsches Wort gefallen.
    In all den Jahren, seit wir Matthias Sammer zum Sportdirektor und Joachim Löw zum Bundestrainer gemacht haben, hat es wirkliche Konflikte sehr selten gegeben. Die Leute in diesen Positionen müssen ein starkes Selbstbewusstsein haben, aber auch ihre Verantwortung als Mitarbeiter des DFB kennen und wahrnehmen. In meinen Präsidentenjahren war das bei allen Beteiligten stets uneingeschränkt der Fall.
    Die Nationalmannschaften, vor allem das A-Team, erfüllen eine wichtige Funktion für unser Land, indem sie die nationale Identität stärken. Ich gehe aber noch einen Schritt weiter: Sie sind auch Botschafter für die wertorientierte Entwicklung unseres Landes. Nach meiner Vorstellung muss der DFB seinen Spitzensportbereich weitgehend unabhängig von der ehrenamtlichen Verbandsführung ordnen. Das Trio Bundestrainer, Teammanager und Sportdirektor hat sich bewährt, auch weil es mit starken Persönlichkeiten besetzt ist, die in der Öffentlichkeit Anerkennung und Sympathie genießen, auch wenn es sportlich mal nicht so erfolgreich laufen sollte. Im Frauenbereich handhaben wir das im Übrigen ähnlich, wenn auch in kleinerem Maßstab, mit Bundestrainerin Silvia Neid und Doris Fitschen als Managerin.
    Jürgen Klinsmann ließ sich indes von den Feindseligkeiten nach der Italien-Pleite nicht beeindrucken und arbeitete weiter akribisch an seinem Projekt. Beim nächsten Länderspiel, dem 4:1 gegen die USA in Rostock, spielten wir schon deutlich besser. Wenige Tage später platzte die nächste Bombe: Nicht Oliver Kahn, der WM -Held von2002 , sollte bei der WM unser Torwart Nummer eins sein, sondern Jens Lehmann, der in England beim FC Arsenal unter Vertrag stand.
    Klinsmann hat sich diese Entscheidung gewiss nicht leichtgemacht, die Schlagzeilen waren vorhersehbar. Vor allem die Verantwortlichen von Kahns Verein, dem FC Bayern, waren fortan noch schlechter auf ihn zu sprechen. Aber Jürgen Klinsmann zog sein Ding durch, was mir hohen Respekt abnötigte. Er hat Mut bewiesen, und es hat mich sehr gefreut, dass ihm schließlich auch der Erfolg und die verdiente Anerkennung beschieden waren.
    So ist Fußball: »Hosianna« und »Kreuziget ihn« – das liegt ganz eng beieinander. Nicht nur bei den Spielern, nicht nur bei den Trainern, sondern bisweilen auch bei den Funktionären.
    Und auch so ist der Fußball: Zwei Jahre nach der WM trat Jürgen Klinsmann seine nächste Trainerstelle an. Ausgerechnet beim FC Bayern, dessen Verantwortliche vor der WM zu seinen schärfsten Kritikern gehört hatten. Wie wir wissen, ging dieses Experiment schief: Fünf Spieltage vor Saisonende wurde der große Reformer, der auch in München die hergebrachte Fußballwelt auf den Kopf gestellt, aber nicht die nötigen Erfolge eingefahren hatte, rausgeschmissen. Ich erfuhr das nicht aus den Medien, sondern von Jürgen Klinsmann selbst, unmittelbar nach seiner Entlassung, per SMS .

13.
    »Dann werden wir klarer sehen«:
    Der Schiedsrichterskandal ↵
    Es dauerte nach meiner Wahl nicht einmal drei Monate, bis die erste Bewährungsprobe auf den neuen geschäftsführenden Präsidenten zukam. Und

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