Die Zwanziger Jahre (German Edition)
Gesicht und eine Sprache gibt. Ob mir das immer gelungen ist, weiß ich nicht. Ich habe mich aber darum bemüht, auch auf der internationalen Bühne, durch Partnerschaften mit afrikanischen Ländern oder Reisen wie der nach Nordkorea vor der Frauen- WM . Der Fußball kann verbindende Kraft sein und soziale Projekte verstärken, wie in Ruanda, dem Partnerland von Rheinland-Pfalz, mit dem es seit vielen Jahren eine fruchtbare Zusammenarbeit gibt.
Der konsequente Kampf gegen Diskriminierung auch im Stadion, unsere klare Haltung, bei rassistischen Sprechchören oder Transparenten auch mal ein Spiel abzubrechen und Punkte abzuziehen, hat uns viel Aufmerksamkeit und mir persönlich einige kritische Briefe eingebracht. Doch ich bin von der Richtigkeit dieses Vorgehens überzeugt. Und heute glaube ich, dass wir etwas bewegt haben. Im »Kicker« vom 26. Januar 2012 wird der Leiter des Museums von Eintracht Frankfurt so zitiert: »Die Klubs sind heute viel offener geworden. Einmischen statt wegsehen lautet das Motto des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus.« Eine Aussage, die nicht nur für Frankfurt Hoffnung macht.
Zu den wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben des Fußballs zählt, nicht zuletzt wegen der demografischen Entwicklung in unserem Land, die Integration der Mitbürger mit ausländischen Wurzeln. Viele Beispiele belegen, dass gerade der Fußball diese Integration erleichtert. Das hat auch die Politik erkannt, wie die Anerkennung aller Parteien für unsere Arbeit beweist.
Das DFB -Präsidium hat am 1. Dezember 2006 mit Gül Keskinler die erste ehrenamtliche Integrationsbeauftragte berufen. Seit 2007 verleihen wir jährlich gemeinsam mit unserem Sponsor Mercedes-Benz den lukrativen Integrationspreis an Vereine, Schulen und Verbände, die sich mit Projekten und Praxisarbeit besonders um die Eingliederung von jungen Sportlerinnen und Sportlern mit ausländischen Wurzeln verdient machen. Schirmherr dieses Wettbewerbs ist Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff.
Eine Kommission, der renommierte Experten wie Professor Gunter Pilz von der Universität Hannover und Dr. Ulf Gebken von der Universität Osnabrück angehören, entwickelte im Dialog mit den DFB -Landesverbänden ein Integrationskonzept, das am 4. Juli 2008 vom Präsidium verabschiedet wurde. Darin heißt es unter anderem: »Im Gegensatz zu der Meinung, dass der Integrationsprozess ein Assimilationsprozess ist, der in der weitgehenden oder gänzlichen Übernahme der Kultur und Lebensweise der Aufnahmegesellschaft besteht, bekennt sich der DFB zu einem Integrationsverständnis auf der Basis kultureller Vielfalt bei Anerkennung der Verfassung und der Gesetze des Aufnahmelandes.«
Mit seinem Arbeitskreis »Für Toleranz, gegen Rassismus« setzt der DFB deutliche Zeichen. In jeder Saison veranstaltet der DFB gemeinsam mit dem Ligaverband DFL in den drei Bundesligen internationale Wochen gegen Rassismus mit Stadiondurchsagen, Plakataktionen und Berichten in den Stadionheften.
Auch an der Basis bietet der Verband Hilfestellungen an. In der Trainerausbildung spielt die Integration eine große Rolle, schon wer die C-Lizenz erwirbt, absolviert mehrere Unterrichtsstunden zum Thema. Schiedsrichter und Sportrichter setzen sich gleichfalls mit diesen Inhalten auseinander, darüber hinaus strebt der Verband an, deutlich mehr Sportrichter mit Migrationshintergrund zu gewinnen.
Die Integrationsziele wurden fest verankert im Fußball-Entwicklungsplan. Zu den Bildungsprojekten zählt das Projekt »Mädchen mittendrin«, angestoßen von Sportwissenschaftler Ulf Gebken, das besonders jungen Migrantinnen über den Fußball mehr Selbstbewusstsein vermitteln soll. Nationalspielerinnen wie Celia Okoyino da Mbabi oder Lira Bajramaj haben sich als Integrationsbotschafterinnen zur Verfügung gestellt, aus der Männermannschaft haben Sedar Tasci und Cacau diese Rolle übernommen. Aber es gibt viel mehr erstklassige Fußballer in der Bundesliga und in den Nationalmannschaften, die als Vorbilder für gelungene Integration taugen. In der »Bild«-Zeitung vom 14. Juni 2012 schrieb Franz Josef Wagner in seiner Kolumne »Post von Wagner« an den Nationalspieler Jérôme Boateng, dessen Vater aus Ghana stammt und der in Berlin geboren ist: »Wir müssen uns Berlin vor 30 Jahren vorstellen. Jérômes Vater kommt als Student nach Berlin. Berlinerinnen kriegen von ihm Kinder. Kinder, die schwarz sind, Kinder, die berlinerisch reden. Die schwarzen Kinder wurden als Neger
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