Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)
Istanbul wird bald wieder eine Schönheit sein. Es ist schließlich eine glanzvolle Stadt. Seine Lage ist einzigartig auf der Welt, und die Bevölkerung hat Talente in allen Spezialitäten.«
»Danke für den Wirtschaftskurs, aber die Sache steht nicht hier zur Verhandlung, sondern in London, wo ich meine Nachbarwohnung übernehmen möchte.«
»Was für eine sonderliche Idee! In diesem Fall ist es wohl hergebrachter, diese Sache in England zu verhandeln, nicht wahr?«
»Eben nicht! Sonst hätte ich nicht all die Kilometer zurückgelegt und die Kosten auf mich genommen. Die Wohnung, die ich haben möchte, wird von einer Frau bewohnt, die sie nie aufgegeben hätte, bis …«
Und Daldry nannte die Gründe, die ihn nach Istanbul geführt hatten. Can hörte zu, ohne ihn zu unterbrechen, außer einmal, als er ihn bat, die Vorhersage der Hellseherin in Brighton zu wiederholen, was sein Gegenüber wortwörtlich tat.
»Sie müssen mich verstehen, das war eine einmalige Gelegenheit, der ideale Weg, sie von diesem Ort zu entfernen. Aber jetzt muss noch das Nötige unternommen werden, damit sie auch bleibt.«
»Glauben Sie nicht an Wahrseherei?«, fragte Can.
»Ich bin zu gebildet, um dem die geringste Bedeutung beizumessen«, erwiderte Daldry. »Ehrlich gesagt habe ich mir bisher nie die Frage gestellt und hatte auch keinen Grund, es zu tun, nachdem ich selbst nie solche Dienste in Anspruch genommen habe. Aber ich bin sicher nicht dagegen, dem Schicksal etwas auf die Sprünge zu helfen.«
»Sie verausgaben viel für nichts. Entschuldigen Sie, aber es würde ausreichen, dieser Frau eine astronomisch korrekte Summe zu bieten, die sie nicht ablehnen kann. Alles hat einen Preis, glauben Sie mir.«
»Ich weiß, dass es schwer für Sie ist, die Sache zu verstehen, aber Geld interessiert sie nicht. Sie ist nicht käuflich, und ich übrigens auch nicht.«
»Sie wollten also kein profitables Geschäft mit der Wohnung machen?«
»Ganz und gar nicht, es geht nicht um Geld. Wie ich Ihnen schon sagte, bin ich Maler, und die Wohnung, um die es geht, hat ein wunderbares Glasdach, das Licht ist einzigartig. Ich möchte mein Atelier darin einrichten.«
»Und es gibt nur ein Glasdach in ganz London? Ich könnte Ihnen welche in Istanbul präsentieren. Es gibt sogar welche mit Kreuzung auf die Straße.«
»Es ist das einzige Glasdach in dem Haus, in dem ich wohne! Mein Haus, meine Straße, mein Viertel, das möchte ich auf keinen Fall verlassen.«
»Das verstehe ich nicht. Sie machen Ihre Geschäfte in London, warum wollen Sie mich dann in Istanbul anfeuern?«
»Damit Sie mir einen intelligenten, ehrlichen Mann finden, der möglichst auch noch Junggeselle und in der Lage ist, die Frau, von der ich spreche, zu verführen. Wenn sie sich in ihn verliebt, hätte sie allen Grund hierzubleiben, und gemäß unserer Abmachung darf ich ihre Wohnung während ihrer Abwesenheit als Atelier nutzen. Wie Sie sehen, ist das nicht kompliziert.«
»Sie wollten sagen, das ist äußerst sonderlich?«
»Glauben Sie, ich könnte Tee, Brot und Rührei bekommen, oder muss ich mein Frühstück aus London holen?«
Can wandte sich um und wechselte einige Worte mit dem Kellner.
»Das ist der letzte Gefallen, den ich Ihnen vergeblich tue«, erklärte der Führer. »Ist Ihr Opfer die Frau von gestern Abend, als wir uns in der Bar im Stich gelassen haben?«
»Nicht gleich übertreiben! Sie ist niemandes Opfer, ganz im Gegenteil, ich bin überzeugt davon, ihr einen Dienst zu erweisen.«
»Indem Sie ihr Leben manipulieren? Sie wollen sie in die Arme eines Mannes treiben, den ich gegen Geld für Sie orten soll. Wenn das Ihre Schätzung von Ehrlichkeit ist, bin ich gezwungen, eine zusätzliche Erhöhung meines Honorars zu verlangen und eine vorzeitige Entschädigung meiner Unkosten, denn es werden zwangsweise Unkosten anfallen, um diese seltene Perle aufzutreiben.«
»Aha? Und welche Art Unkosten?«
»Unkosten! Und nun erzählen Sie mir etwas über die Anziehung dieser Frau.«
»Gute Frage. Wenn Sie wissen wollen, welcher Mann ihr Typ ist, so kann ich das noch nicht sagen, ich werde versuchen, es herauszufinden. Damit wir keine Zeit verlieren, brauchen Sie sich einstweilen nur das krasse Gegenteil von mir selbst vorzustellen. Und nun wollen wir zu Ihren Bezügen kommen, damit ich sehe, ob ich Sie engagiere oder nicht.«
Can musterte Daldry lange.
»Tut mir leid, keine Beziehung.«
»Das ist ja noch schlimmer, als ich befürchtet habe«, seufzte Daldry.
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