Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)
Exzellenz erfreuen können.«
»Merkwürdig, wie er Sie nennt. Aber im Grunde passt das nicht schlecht zu Ihnen – ›Exzellenz‹. Das ist sogar recht lustig, finden Sie nicht?«, flüsterte Alice Daldry zu.
»Nein, eigentlich nicht, aber da es Sie beide zu amüsieren scheint, will ich Ihnen den Spaß nicht verderben, indem ich auch nur eine Sekunde den Anschein erwecke, seine Ironie könnte mich kränken.«
»Ist irgendetwas zwischen Ihnen beiden vorgefallen? Sie sind ja wie Hund und Katz.«
»Ganz und gar nicht«, erklärte Daldry mit der Miene eines bestraften Kindes, das vor der Klasse in der Ecke stehen muss.
»Sie haben wirklich einen furchtbaren Charakter. Can ist uns völlig ergeben. Aber wenn Sie solchen Hunger haben, lassen Sie uns essen gehen. Ich verzichte darauf, den Spaziergang fortzusetzen, wenn das Ihre Laune verbessern kann.«
Daldry zuckte die Achseln und beschleunigte den Schritt, um sich von Can und Alice zu entfernen.
Alice blieb vor einem Stand mit Musikinstrumenten stehen. Eine alte Trompete aus Kupfer hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Sie bat den Händler, sie näher ansehen zu dürfen.
»Armstrong hatte die gleiche«, erklärte dieser leutselig. »Ein einzigartiges Stück. Ich kann nicht spielen, aber ein Freund hat sie ausprobiert und wollte sie unbedingt kaufen, eine einmalige Gelegenheit«, fügte er hinzu.
Can nahm das Instrument in Augenschein und beugte sich zu Alice.
»Das ist ein wertloses Ding. Wenn Sie wirklich eine schöne Trompete kaufen wollen, weiß ich, wo wir hingehen müssen. Legen Sie sie zurück und kommen Sie mit.«
Daldry verdrehte die Augen, als er sah, dass Alice auf Cans Ratschläge hörte und ihm folgte.
Can führte sie zu einem Musikgeschäft in einer benachbarten Gasse. Er bat den Händler, seiner Freundin seine schönsten, nicht aber teuersten Modelle zu zeigen, doch Alice hatte schon eine Trompete in einer Vitrine entdeckt.
»Ist das eine echte Selmer?«, fragte sie und nahm sie in die Hand.
»Ein authentisches Modell. Probieren Sie sie aus, wenn Sie Zweifel haben.«
Alice klopfte an den Schallbecher.
»Eine Sterling Silver mit vier Ventildrückern, die ist bestimmt sehr teuer.«
»Sie verstehen sich wohl nicht aufs Handeln, wie es im Basar üblich ist?«, sagte der Händler und lachte gutmütig. »Ich kann Ihnen auch eine Vincent Bach anbieten, die Stradivari unter den Trompeten. Es ist die einzige, die Sie in der ganzen Türkei finden werden.«
Doch Alice hatte nur Augen für die Selmer. Sie erinnerte sich, dass Anton in eisiger Kälte stundenlang ebendieses Modell im Schaufenster eines Händlers von Battersea bewundert hatte, so wie ein Autoliebhaber von einem Jaguar-Coupé oder einem schönen italienischen Wagen hingerissen sein könnte.
Anton hatte ihr alles über Trompeten beigebracht, den Unterschied zwischen Dreh- und Pumpventilen, zwischen lackierten und versilberten und den Einfluss der Legierung auf den Klang.
»Ich kann Sie Ihnen zu einem vernünftigen Preis anbieten«, erklärte der Händler.
Can sagte einige Worte auf Türkisch.
»Zu einem sehr guten Preis«, verbesserte sich der Mann, »denn Cans Freunde sind auch die meinen. Und das Etui schenke ich Ihnen sogar.«
Alice bezahlte und ging mit ihrem Einkauf davon, gefolgt von Daldry, der ihr skeptischer denn je nachblickte.
»Ich wusste gar nicht, dass Sie eine Expertin für Trompeten sind«, sagte er, als er sie eingeholt hatte.
»Sie wissen eben nicht alles über mich«, meinte Alice und beschleunigte den Schritt.
»Dabei habe ich Sie nie spielen hören, und die Wände sind weiß Gott nicht dick.«
»Und Sie spielen noch immer nicht Klavier, nicht wahr?«
»Ich habe Ihnen schon gesagt, dass es die Dame von unten ist. Also wie jetzt? Sie werden mir doch nicht weismachen wollen, dass Sie zum Spielen unter eine Eisenbahnbrücke gehen, um die Nachbarn nicht zu stören?«
»Ich dachte, Sie hätten Hunger, Daldry? Ich stelle Ihnen diese Frage, weil ich eine, wie Sie es nennen, kleine Pinte sehe, die gar nicht schlecht scheint.«
Can betrat das Lokal als Erster und ergatterte trotz der Warteschlange sofort einen Tisch für sie.
»Sind Sie Aktionär hier im Basar, oder war Ihr Vater der Gründer?«, fragte Daldry und setzte sich.
»Ich bin nur Führer, Eure Exzellenz!«
»Ich weiß, der beste von Istanbul …«
»Ich bin geblendet, dass Sie das aufrichtig anerkennen. Ich gehe für Sie bestellen, die Zeit läuft, und bald haben Sie Ihren Termin im Konsulat«, antwortete
Weitere Kostenlose Bücher