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Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Titel: Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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spät ist es?«
    »Es muss schon nach Mitternacht sein, und ausnahmsweise hat sich heute Nacht der Kürbis nicht in eine Karosse, sondern in eine Prinzessin verwandelt.«
    »Ich habe keine Lust, nach Hause zu gehen, ich möchte in die Botschaft zurück und weiter tanzen … Was haben Sie mit dem Kürbis gesagt?«
    »Nichts. Also gut, besondere Probleme erfordern besondere Mittel.«
    »Was machen Sie da?«, schrie Alice, als Daldry sie hochhob und über seine Schulter legte.
    »Ich bringe Sie ins Hotel.«
    »Legen Sie mich an der Rezeption ab?«
    »Wenn Sie wollen«, sagte Daldry und verdrehte die Augen.
    »Aber Sie dürfen mich nicht beim Portier abgeben, versprochen?«
    »Natürlich. Und jetzt bitte Ruhe, bis wir da sind.«
    »Auf dem Rücken Ihres Smokings ist ein blondes Haar. Ich frage mich, wie das dahin kommt. Außerdem glaube ich, dass mein Hut runtergefallen ist«, murmelte Alice, ehe sie einnickte.
    Daldry drehte sich um und sah den Hut die Straße hinunterrollen, bis er im Rinnstein liegen blieb.
    »Ich fürchte, wir müssen einen neuen kaufen«, knurrte er.
    Er lief die steile Gasse hinauf, und Alices Atem kitzelte ihn furchtbar im Ohr, aber daran war nichts zu ändern.
    Als er sie so ankommen sah, eilte der Empfangschef des Pera Palace auf sie zu.
    »Die junge Dame ist sehr müde«, erklärte Daldry würdevoll. »Können Sie mir bitte meinen Schlüssel und den ihren geben?«
    Der Empfangschef bot seine Hilfe an, doch Daldry lehnte ab.
    Er legte Alice auf ihr Bett, zog ihr die Schuhe aus und deckte sie zu. Dann schloss er die Vorhänge und betrachtete die Schlafende kurz, bevor er das Licht löschte und das Zimmer verließ.
    Er ging mit seinem Vater spazieren und erzählte ihm von seinen Plänen. Er würde ein großes Bild beginnen, das die Hopfenpflanzungen um das Anwesen herum zeigen sollte. Sein Vater fand, das sei eine hübsche Idee. Man würde den Traktor ein Stück vorfahren, damit er mit auf dem Bild wäre. Er hatte gerade einen neuen gekauft, einen Fergusson, den er mit dem Schiff aus Amerika hatte kommen lassen. Daldry war überrascht, er hatte an vom Wind niedergedrückte Ähren gedacht, ein riesiges gelbes Feld, das die Hälfte des Bildes einnahm und einen Kontrast zu den abgestuften Blautönen des Himmels bildete. Aber sein Vater schien so glücklich über den Ehrenplatz für den neuen Traktor … Er musste nachdenken, vielleicht könnte er ihn durch ein rotes Komma am unteren Rand darstellen – und darüber ein schwarzer Punkt, der den Bauern symbolisierte.
    Ein Hopfenfeld mit einem Traktor, das war wirklich eine hübsche Idee. Sein Vater lächelte und winkte ihm zu, sein Gesicht zeichnete sich zwischen den Wolken ab. Dann ertönte eine Klingel, eine seltsame Klingel, die nicht aufhörte …
    Das Telefon brachte Daldry vom englischen Landleben zurück in das fahle Tageslicht seines Istanbuler Hotelzimmers.
    »Um Gottes willen!«, sagte er und richtete sich mit einem Seufzer in seinem Bett auf. Er wandte sich zum Nachtkästchen um und nahm den Hörer ab. »Hier Daldry.«
    »Haben Sie noch geschlafen?«
    »Jetzt nicht mehr … es sei denn, der Albtraum geht weiter.«
    »Habe ich Sie geweckt? Tut mir leid«, entschuldigte sich Alice.
    »Das muss es nicht, ich wollte gerade ein Bild beginnen, das mich zu einem der größten Landschaftsmaler der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gemacht hätte, also ist es vorzuziehen, dass ich so schnell wie möglich aufwache. Wie spät ist es in Istanbul?«
    »Fast Mittag. Ich bin auch gerade erst aufgestanden. Sind wir gestern spät nach Hause gekommen?«
    »Soll ich Ihnen wirklich erzählen, wie Sie den gestrigen Abend beendet haben?«
    »Ich kann mich absolut nicht erinnern. Was halten Sie davon, wenn wir am Hafen zu Mittag essen, bevor wir zur Botschaft gehen?«
    »Frische Luft kann uns nur guttun. Wie ist das Wetter? Ich habe meine Vorhänge noch nicht aufgezogen.«
    »Strahlender Sonnenschein über der ganzen Stadt«, antwortete Alice. »Beeilen Sie sich, wir treffen uns dann in der Lobby.«
    »Ich erwarte Sie in der Bar, ich brauche einen guten Kaffee.«
    »Wer sagt, dass Sie der Erste dort sind?«
    »Ich hoffe, das soll ein Scherz sein.«
    Als Daldry die Treppe herunterkam, entdeckte er Can, der mit verschränkten Armen auf einem Stuhl in der Halle saß und ihn streng musterte.
    »Sind Sie schon lange da?«
    »Seit acht Uhr heute früh, ich lasse Sie die Rechnung überschlagen, Eure Exzellenz.«
    »Tut mir leid, ich wusste nicht, dass wir

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