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Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Titel: Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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hob den Kopf. Vor ihr stand Daldry.
    »Nein, ich habe Zeitung gelesen.«
    »Sie haben gute Augen!«
    »Warum?«, fragte Alice.
    »Weil Ihre Zeitung unter dem Tisch zu Ihren Füßen liegt.«
    »Ich war mit den Gedanken woanders«, gestand sie.
    »Wo denn, ohne indiskret sein zu wollen?«
    »An verschiedenen Stellen Londons.«
    Daldry wandte sich zur Theke in der Hoffnung, die Aufmerksamkeit des Kellners auf sich zu ziehen.
    »Heute Abend führe ich Sie zum Essen an einen außergewöhnlichen Ort, in eines der besten Restaurants Istanbuls.«
    »Gibt es etwas zu feiern?«
    »In gewisser Weise. Unsere Reise hat in einem der besten Restaurants Londons begonnen, ich fände es sinnvoll, wenn sie für mich auf dieselbe Art endet.«
    »Aber Sie reisen nicht, bevor …«
    »… bevor mein Flugzeug startet!«
    »Aber es startet nicht vor …«
    »Glauben Sie, ich muss mich auf den Boden werfen, um einen Kaffee zu bekommen? Das ist doch wirklich die Höhe!«, rief Daldry aus, womit er Alice zum zweiten Mal unterbrach.
    Er hob die Hand und winkte, bis der Kellner an den Tisch kam, bestellte ein Schlemmerfrühstück und bat, man möge ihn möglichst schnell bedienen, er sei völlig ausgehungert.
    »Was halten Sie davon«, nahm er die Unterhaltung wieder auf, »dass wir den Basar besuchen, nachdem wir einen freien Vormittag haben? Ich brauche ein Geschenk für meine Mutter, und Sie würden mir einen großen Dienst erweisen, wenn Sie mich beraten. Ich habe nicht die geringste Idee, was ihr gefallen könnte.«
    »Sie könnten ihr ein Schmuckstück mitbringen.«
    »Es würde nicht ihren Geschmack treffen«, antwortete Daldry.
    »Ein Parfüm?«
    »Sie verwendet immer denselben Duft.«
    »Eine schöne Antiquität?«
    »Welcher Art?«
    »Beispielsweise eine Schmuckschatulle. Ich habe welche mit Perlmuttintarsien gesehen, die wunderschön waren.«
    »Warum nicht? Aber sie wird sagen, dass sie nur englische Einlegearbeiten schätzt.«
    »Etwas Schönes aus Silber?«
    »Sie mag nur Porzellan.«
    Alice beugte sich zu Daldry.
    »Sie sollten ein paar Tage länger bleiben und ihr ein Bild malen. Sie könnten sich beispielsweise die große Kreuzung vor der Galata-Brücke vornehmen.«
    »Ja, das ist eine reizvolle Idee. Ich werde ein paar Skizzen anfertigen als Gedächtnishilfe und mich an die Arbeit machen, sobald ich wieder in London bin. So muss das Bild auch nicht unter der Reise leiden.«
    »Ja«, seufzte Alice, »so können wir es auch machen.«
    »Also abgemacht«, sagte Daldry, »wir gehen auf der Galata-Brücke spazieren.«
    Sobald Alice und Daldry ihr Frühstück beendet hatten, fuhren sie mit der Straßenbahn und stiegen an der Brücke aus, die das Goldene Horn zwischen Karaköy und Eminönü überspannt.
    Daldry zog ein Moleskine-Skizzenbuch und einen Bleistift aus der Tasche. Sorgfältig zeichnete er die Örtlichkeiten, markierte den Taxistand, deutete mit einigen Strichen die Schiffe und den Anleger an, von dem aus diese nach Kadiköy abfuhren, und vergaß auch die zu den Moda-Inseln nicht. Dann kam das Ufer von Üsküdar, der kleine Kai, an dem die Boote anlegten, die zwischen beiden Seiten pendelten, und der ovale Platz, auf dem die Straßenbahnen von Bebek und Beyoğlu hielten. Er führte Alice zu einer Bank.
    Dort füllte er viele Seiten mit Skizzen von Gesichtern, wie das eines Wassermelonenverkäufers, eines Schuhputzers, der auf einer Holzkiste saß, und eines Scherenschleifers, der seinen Schleifstein mit Fußantrieb bewegte. Anschließend skizzierte er einen von einem Maultier mit Hängebauch gezogenen Karren, ein Auto, das eine Panne hatte und mit zwei Rädern auf dem Bürgersteig stand, während der Fahrer mit dem Oberkörper unter der Motorhaube verschwunden war.
    »So«, sagte er nach einer Stunde und steckte sein Skizzenbuch ein. »Das Wesentliche habe ich festgehalten, den Rest habe ich im Kopf. Drehen wir trotzdem eine Runde durch den Basar – für alle Fälle.«
    Sie bestiegen ein Sammeltaxi.
    Bis mittags bummelten sie durch die Gässchen des Großen Basars. Alice kaufte eine mit Perlmutt verzierte Holzschatulle. Daldry fand einen schönen Lapislazuliring. Seine Mutter liebe Blau, sagte er, vielleicht würde sie ihn tragen.
    Zu Mittag aßen sie einen Kebab und kehrten am frühen Nachmittag ins Hotel zurück.
    Can erwartete sie mit finsterer Miene in der Halle.
    »Ich bin bestürzt, ich bin mit meiner Aufgabe geschlittert«, begrüßte er sie.
    »Was sagt er da nun wieder?«, raunte Daldry Alice zu.
    »Dass er an

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