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Die zwei Monde: Roman (German Edition)

Die zwei Monde: Roman (German Edition)

Titel: Die zwei Monde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Tarenzi
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wie alt ist er, hast du gesagt?«
    »Dreiundzwanzig.«
    »Ist er hübsch?«
    »Sehr.«
    »Und er führt dich morgen Abend aus?«
    »Ja.«
    Irene warf mir die Arme um den Hals und wir mussten beide lachen.
    Dann jedoch machte sie sich plötzlich frei und setzte ein düsteres Gesicht auf. »Und dein Hausarrest? Werden dich deine Eltern trotzdem gehen lassen?«
    »Das bezweifle ich.«
    »Ja, und wie …« Sie war schon von selbst draufgekommen. »Du willst heimlich abhauen.«
    Ich nickte.
    »Du weißt aber schon, was du riskierst, oder? Beim letzten Mal haben sie dich erwischt, und genau deshalb sitzt du jetzt zu Hause fest.«
    »Ja, ich weiß, aber es ist einfach so, dass …«
    »… du nicht darauf verzichten willst.«
    »Genau.«
    Meine Freundin holte tief Luft, die Lippen fest zusammengepresst. Sie mochte es nicht, wenn Regeln gebrochen wurden.
    »Was würdest du denn an meiner Stelle machen?« Es kam in einem Ton heraus, der mir selbst nicht gefiel, aber ihr Mangel an Unterstützung machte mich nervös. »Würdest du tun, was du jeden Tag tust? Auf deine Eltern hören, hingehen, wo sie dich hinschicken, bleiben, wo du bleiben sollst?« Irenes Augen wurden dunkel, aber ich war so in Fahrt, dass ich darüber hinwegging. »Ich bin seit Monaten in dieser Stadt und ehrlich gesagt mag ich sie nicht besonders. Ich verbringe jeden Vormittag fünf Stunden inmitten von Fremden, die mich nicht beachten, außer um über mich zu lachen, und der einzige Junge, der mich wie ein menschliches Wesen behandelt hat, schaut mir von einem Tag auf den anderen nicht mehr ins Gesicht, weil …« Ich bremste mich, bevor mir die Stimme versagte.
    Irene sah mich an, ihre Miene war noch finsterer geworden. Ich rekapitulierte kurz, was ich soeben gesagt hatte, und kam mir vor wie eine Idiotin.
    »Es tut mir leid …«
    Sie schwieg. Ich hatte sie verletzt.
    »Ich wollte nicht … Es war nicht das , was ich sagen wollte! Ich … Es tut mir leid.«
    Irene sagte immer noch nichts und ich spürte, wie die Angst in mir wuchs. Endlich streckte sie die Hand aus, so eilig, dass ich fast zusammenfuhr, und ergriff die meine. Mit dieser nun schon vertrauten Geste. Als ich wieder zu ihr hochsah, lächelte sie.
    »Es tut mir leid …«, wiederholte ich.
    »Macht nichts. Du bist müde und nervös. Ich weiß, dass du eine schlimme Zeit durchmachst.« Sie drückte mit beiden Händen die meine. »Ich werde dir nicht sagen, was du zu tun oder zu lassen hast: Nur eins, versprich mir, dass du vorsichtig bist.«
    Ich nickte ernst. »Versprochen.« Dann kam mir noch eine andere Sache in den Sinn, über die ich seit gestern Abend nachgegrübelt hatte. »Irene, weißt du zufällig, wo Giada wohnt?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ja, mehr oder weniger. Ich bin aber nie bei ihr zu Hause gewesen.« Sie nannte mir den Straßennamen. »Warum willst du das wissen?«
    »Ich denke … Sie weiß, was an jenem Abend auf Elenas Fest geschehen ist. Ich bin fast sicher, dass sie mir das Getränk gebracht hat. Und letzte Woche in der Toilette – weißt du noch? – hat sie mir gebeichtet, dass Angela ihr verboten hat, mit mir zu sprechen.«
    Irene nickte ärgerlich. »Das heißt, du willst versuchen, etwas mehr aus ihr herauszukriegen?«
    »Ja.«
    »Und wie?«
    Ich bereute sofort, sie nach Giada gefragt zu haben. Wie hätte ich ihr erklären können, was ich vorhatte? Wie konnte ich ihr auch nur ansatzweise mitteilen, was mich zu dem Entschluss gebracht hatte, mir Giada vorzuknöpfen und sie zum Sprechen zu bringen?
    Ich öffnete den Mund, ohne zu wissen, was ich antworten sollte, aber Irene war schon beim nächsten Gedanken. »Was willst du ihr denn sagen? Auch wenn sie etwas weiß, so wie du vermutest: Warum in aller Welt sollte sie darüber reden, nachdem Angela es ihr verboten hat? Giada hat viel mehr Angst vor Angela als vor dir.«
    »Stimmt …«, murmelte ich. Im Moment noch.
    Ich verbrachte die eine Hälfte des Nachmittags mit Online-Recherchen und die andere mit einer Art Modenschau. Ich probierte meinen ganzen Kleiderschrank durch, um schließlich festzustellen, dass ich weder etwas Vernünftiges zum Anziehen hatte, noch genug Geld, um anständig shoppen zu gehen. Das kommt davon, wenn man sein ganzes Geld für Comics verplempert und sich nicht genügend für Mode interessiert! Ich hatte noch einen Tag, um mir was einfallen zu lassen.
    Nach dem Abendessen wartete ich mit Ungeduld, dass es in der Wohnung still wurde. Meine Eltern gingen normalerweise früh zu Bett, auch am

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