Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
Fälle Klarheit.
Obgleich anzunehmen war, dass die Angreifer, in der Gewissheit ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit, es mit dem Erstürmen der Bastion ihrer vermeintlichen Opfer nicht eilig haben und damit bis zum Anbruch des nächsten Tages warten würden, war für die Verteidiger während der Nacht an Schlaf nicht zu denken. An drei verschiedenen Punkten auf dem Hügelkamm hielten sie die ganze Zeit über Wachen postiert, sodass sie alle Himmelsrichtungen gut im Blick hatten, und die übrigen säumten nicht, ihre notdürftigen Verteidigungsanlagen auszubauen und an ihrer Taktik für die erwarteten Kampfhandlungen zu feilen. Erst in den letzten beiden Stunden vor dem Morgengrauen, die besonders kalt und dunkel waren und in denen ihnen selbst die Sterne am Himmel wie verräterische Augen vorkamen, verschanzten sie sich hinter den Felsen, die den höchsten Punkt des Buckels wie eine Krone umfriedeten, und gestatteten sich ein wenig Ruhe. Eine Ruhe, von der sie wussten, dass sie der Ruhe vor einem wütenden Sturm gleichkam.
Als bald darauf die ersten Strahlen des neuen Tages das dunkle Tuch der Nacht durchbrachen, erschallte am Fuß der Anhöhe eine raue, dröhnende Stimme. „Ich weiß, dass Ihr mich hören könnt, Ashtrogs, Ihr und Eure Freunde aus Nordamar! Falls Ihr es nicht bereits erraten habt, will ich Euch sagen, wer wir sind und wem Ihr es zu verdanken habt, dass dieser Tag Euer letzter sein wird: wir sind die letzten Sorkshratts, denen es nach Eurem Verrat und dem Gemetzel vor den Toren des Menschenreiches Lemuria gelungen ist, nach Dantar-Mar zurückzukehren! Zuvor bereits hat Bullwai, Euer verdammter Häuptling, meinen älteren Bruder Varabork erschlagen, und daher werden wir nicht eher rasten, bis auch der letzte Eures jämmerlichen Stammes sein Blut vergossen hat! Und nun – macht Euch zum Sterben bereit!“
Nach dieser Ankündigung ihres Anführers zerstreuten sich die Orks, die nunmehr bei genauem Hinsehen durch ihre dunkle, fast braune Hautfarbe sowie ihre Bemalung und Gewandung in der Tat als Angehörige des höchst kriegerischen, grausamen Stammes aus dem Süden des Kontinents zu erkennen waren. Anschließend begannen die zwei Dutzend fremden Krieger damit, in mehreren kleinen Gruppen zu Fuß die Hänge zu erklimmen und die Schlinge um die Gefährten, die in der Falle saßen, auf diese Weise zuzuziehen.
„Dieser elende Hund hätte uns wenigstens seinen Namen nennen können. Der kleine Bruder von Varabork passt ja wohl auf keinen Grabstein!“, brummte Uchnoth und wog sein immenses Schwert in der Hand.
„Ich wusste gar nicht, dass Ihr Orks für Eure Feinde Grabsteine benutzt“, meinte Telorin nicht ganz ernst.
„Und ich wusste nicht, dass Ihr Orks überhaupt lesen und schreiben könnt“, fügte Ulven hinzu. Danach huschte er mit Marcius, seinem Landsmann und Freund, zur südwestlichen Seite des Hügels, wo sie sich nebeneinander hinknieten und die Angreifer angespannt erwarteten.
Die beiden Rhodrim mussten sich nicht sehr lange gedulden. Ehe sie sich versahen, kamen gleich vier bewaffnete Orks den Hang hinauf gestapft und bedienten sich dabei einer leicht geduckten Haltung, da sie wohl feindlichen Pfeilbeschuss erwarteten. Stattdessen jedoch trat unversehens ein einzelner, junger Mensch, bei dem es sich um Ulven handelte, in ihr Sichtfeld, richtete die Spitze seines Schwertes gegen sie und schleuderte ihnen auf diese Weise eine stumme Herausforderung entgegen. Unweigerlich beschleunigten die Sorkshratts ihren Gang, sodass sie zu laufen anfingen und geradewegs auf den Standort ihres Gegners zuhielten.
Es gab ein krachendes Geräusch, das vom entsetzten Geschrei der beiden vorderen Orks untermalt und durchdrungen wurde, als der Boden urplötzlich nachgab und sich eine Grube für die Angreifer öffnete. Die Unglückseligen, die davon betroffen waren, brachen durch die Zweige und den Sand, die man zur Abdeckung und Tarnung der Falle verwendet hatte, sanken ein in den dunklen Schlund und schlugen kurz darauf mit einem dumpfen Widerhall auf dessen Untergrund auf, der mit dornenspitzen Steinen übersät war. Danach drang kein weiterer Laut mehr zur Oberfläche empor.
Zwei der orkischen Krieger war es jedoch durch Glück und eine gute Reaktion gelungen, sich dem Sturz in die mehrere Schritt reichende Tiefe zu entziehen, und rasch fassten sie sich daraufhin, umgingen die Falle und rückten gegen Ulven und Marcius, die ihnen nunmehr entgegentraten, vor.
Marcius sah sich einem nicht sehr großen
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