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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Granit zu sein. Das Beeindruckendste daran war, dass es klobig und verdreht war, so als sei es unter Einwirkung einer unvorstellbaren Hitze geschmolzen und habe dadurch eine ganz bestimmte Form erhalten. Tatsächlich war die Ähnlichkeit mit der krallenbewehrten Pranke eines mächtigen Drachens geradezu unübersehbar. Ob durch Zufall oder den Willen Aldus – jede Einzelheit war so trefflich nachgebildet, dass es dasWerk eines zwergischen Bildhauers hätte sein können. Selbst für jemanden, der an jener Stätte das erste Mal vorüberkam, handelte es sich um eine unverwechselbare Landmarke.
    „Dork-Girgol“, sagte er vor sich hin. „An jedem anderen Ort hätte ich mich lieber wiedergefunden.“
    Die untergehende Sonne versank im Westen in grauen Wolken, während sich Ulven in den Sand gesetzt hatte und auf die Nacht und den Morgen danach wartete. Zum Weitergehen war er an jenem Abend weitaus zu erschöpft.
    Zuvor jedoch war er in das Becken, das er auf dem Weg zum Andoluín ohnehin würde durchqueren müssen, hinuntergestiegen, um sich die hohen steinernen Bruchstücke aus der Nähe zu besehen. Tatsächlich waren die Gebilde, die aus dem weichen Untergrund erwuchsen, in einer auffälligen Regelmäßigkeit angeordnet. Dies ließ erahnen, dass sie einstmals ein größeres, zusammengehöriges Konstrukt gebildet hatte. Möglicherweise hatte an dieser Stelle ein Gebäude mit einem großen Innenhof gestanden oder eine Mauer, die etwas Bestimmtes bewehren sollte, oder aber ein weites Felsplateau, das für jedermann zugänglich war. Auf jeden Fall war das Wissen darüber unter den Geschöpfen, die gegenwärtig unter den Lebenden weilten, augenscheinlich erloschen.
    Was die Zeit als einziges unversehrt überdauert hatte, war das Wahrzeichen dieses Ortes, welches in seinem Zentrum hervorstach. Die mächtige Pranke erinnerte wahrhaftig an die längst vergangenen Tage, als Drachen und andere wüste Kreaturen die Oberfläche der Kontinente, die heute als Arthilien und Orgard bekannt waren, durch ihre Urkräfte beherrschten.
    Der Mond rundete sich am Himmel und ließ alle geringeren Gestirne durch seinen Glanz erblassen. Als es vollständig dunkel geworden war, schien er zusehends heller und klarer, und sein Stand war tief. Tatsächlich leuchtete er von oben herab wie ein wachsames Auge, das über die hohen Berge im Süden und Westen in das einsame Innere der Wüste hineinstarrte.
    Ein Geräusch ließ Ulven aufschrecken.
    Als die Nacht kam, hatte er sich an demjenigen Pfeiler niedergelassen, der von allen Gesteinsformationen am nordöstlichsten stand. Außerdem hatte er sorgsam darauf geachtet, die quadratische Lichtung nicht zu betreten. Danach war er sofort eingenickt, da es seinen vom Sturm schmerzgeschüttelten Körper danach verlangt hatte. Nun aber fuhr er zusammen und fühlte sich augenblicklich hellwach, denn der Laut, den er vernommen hatte, war hell und eindringlich und gelangte bis in die Tiefe seines Markes.
    Er holte tief Luft und richtete sich auf. Dann hörte er, wie jemand erstickt seinen Namen rief.
    „Marcius?“, rief er zurück, denn er meinte, die Stimme seines Freundes erkannt zu haben.
    Jemand stieß einen Schrei wie von tiefer Verzweiflung und Schmerz aus, und danach ertönte ein Flüstern, das von nirgendwo her zu kommen schien und neuerlich seinen Namen nannte. Dieses Mal war er sich sicher, dass die Worte orkisch klangen und vermutlich von Uchnoth gesprochen wurden. Irgendetwas Unheimliches ging hier vor, doch noch wusste er nicht zu sagen, um was es sich dabei handelte.
    Wie zur Warnung pochte es in seinem Innern, als er sein Schwert zog und sich in Richtung des Inneren der steinernen Anordnung in Bewegung setzte. Wenn seine Gefährten jedoch tatsächlich dort waren und sich in Not befanden, konnte er nicht anders, als Nachschau zu halten und sich darüber zu vergewissern. Selbst wenn dies sein Verderben bedeuten sollte.
    Der Mond strahlte mit einer solchen Intensität, dass er ihm ausgezeichnet den Weg wies. Außerdem zeigte ihm die willkommene Helligkeit, dass sich keine unliebsamen Überraschungen in seinem Umfeld befanden. Denn das Feld, das er nunmehr betreten hatte und in dessen Mitte die hohe, eigentümlich gekrümmte Felszinne aufragte, war gänzlich leer. Gleichwohl wirkte dasweißliche Licht, das ihn umgab, auf irgendeine Weise unwirklich und gespenstisch, wie der junge Rhodrim fand. Er nahm sich auf jeden Fall vor, der Drachenpranke nicht allzu nahe zu kommen, denn das Bedrohliche, das er

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