Die Zweierbeziehung
daran, dass sein Partner in fast magischer Weise mit ihm fortlebt, nur für ihn da ist, die Trennung als vorübergehende Phase betrachtet, der keine Bedeutung beizumessen sei, und von der Wiedervereinigung im Leben oder im Tod überzeugt ist.
Die narzisstische Ehe
Narzissten haben einen Horror vor der Ehe und bekämpfen diese Institution. Es ist ihnen unerträglich, sich mit einem Jawort auf eine lebenslange Beziehung festlegen und verpflichten zu müssen. Sie zögern die Entscheidung zur Heirat auch meist nach Möglichkeit hinaus, bis sie unter dem Druck des Partners oder der Umgebung widerwillig und unter schwersten Zweifeln sich in die Heirat fügen. Von sich aus würden sie lieber im Konkubinat leben. Die modernen Tendenzen kommen ihren Schwierigkeiten entgegen. Die Gesellschaft entwickelt sich in Richtung narzisstischer Wertvorstellungen. Die Partnerbeziehung hat der Selbstverwirklichung zu dienen, was in übersteigerter Form bedeutet, dass sie funktionalen Charakter hat und nur so lange und so weit für verbindlich erachtet wird, wie sie die eigene Entwicklung fördert oder zumindest nicht behindert. Oft wollen Narzissten in der Ehe kinderlos bleiben, da sie sich von einem Kind ausgebeutet fühlen würden.
Wenn sie schon verheiratet sein müssen, beanspruchen sie den Partner total und ungeteilt für sich, verbieten sich aber ihrerseits jede Einmischung in persönliche Angelegenheiten.
Die narzisstische Partnerwahl
Bei der
Partnerwahl
ist die Intention des Narzissten, einen Partner zu finden, der keine eigenen Ansprüche stellt und ihn bedingungslos verehrt und idealisiert. Er identifiziert sich mit den Idealvorstellungen, die sein Partner auf ihn projiziert. Der Partner soll sich total für ihn aufgeben und nur für ihn leben, sodass keine Gefahr besteht, sich für den Partner aufgeben oder einschränken zu müssen. Häufig schützen sich Narzissten vor der Gefahr, sich nach dem Partner richten zu müssen, durch die Wahl eines Partners, der ihnen als Persönlichkeit oder bezüglich Intelligenz, Bildungsstand oder Herkunft unterlegen ist, der viel jünger oder älter als sie ist oder durch eine Krankheit, Invalidität oder Entstellung nicht als gleichwertig zu betrachten ist.
Der Komplementärnarzisst entspricht aus eigener Motivation diesen Erwartungen. In seinem schlechten Selbstgefühl gibt er den Anspruch auf die Entfaltung eines eigenen Selbst auf und will schwärmerisch im Partner aufgehen. Er projiziert seine Idealvorstellungen in den Partner und identifiziert sich mit diesem. Er findet im Partner ein idealisiertes Ersatz-Selbst. Die Partner ergänzen sich in idealer Weise. Der Narzisst erfährt in der Idealisierung durch den Komplementärnarzissten den entscheidenden Selbstwertzuwachs und kann sich grandios fühlen. Der Komplementärnarzisst ist glücklich, sich mit dem idealisierten Narzissten identifizieren zu können. Beide fühlen sich in der Abwehr gesichert. Der Narzisst glaubt, es könne für ihn keine Gefahr eines Selbstverlustes, einer Verschmelzung oder Fremdbestimmung seines Selbst bestehen, da der Partner sich für ihn aufgibt und ihn idealisiert. Der Komplementärnarzisst sieht keine Gefahr, dass er weiterhin unter Minderwertigkeitsgefühlen wegen unerfüllbarer Größenvorstellungen leiden müsse, weil jetzt der Partner an seiner Stelle diese Ansprüche erfüllen werde. Auf einen Interaktionszirkel übertragen, sagt sich der Narzisst: «Ich kann so grandios sein, weil du mich so schwärmerisch verehrst», der Komplementärnarzisst dagegen: «Ich kann dich so schwärmerisch verehren, weil du (für mich) so grandios bist.»
Auf ein Schema übertragen, stellt sich die Dynamik der Partnerwahl folgendermaßen dar:
Die narzisstische Partnerwahl
Der Umschlag zum narzisstischen Paarkonflikt
Indem der Komplementärnarzisst sich völlig für den Partner aufgibt und nur in diesem lebt, macht er sich durch Identifikation das Selbst des Narzissten zu eigen und nagelt ihn fest auf das idealisierte Bild, das er sich von ihm macht. Indem der Narzisst sich so sehr mit den ihn aufwertenden Projektionen vonseiten des Partners identifiziert und auf die Bewunderung durch den Partner angewiesen ist, lässt er sich zunehmend vom ihm auferlegten Idealbild des Partners bestimmen. Wohl versucht er sich selbst vom Komplementärnarzissten abzugrenzen. Er wird aber zunehmend zum Gefangenen der Idealvorstellungen des Partners. Er versucht sich dagegen zu wehren, indem er den Partner erniedrigt, ihn aus
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